Nationalrat, XXIII.GPStenographisches Protokoll21. Sitzung / Seite 487

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beim Übergang Volksschule, Hauptschule, Gymnasium. Alle Welt sagt – da braucht man kein Studium, und alle Studien bestätigen das übrigens –: Dieser Zeitpunkt ist zu früh! Auch die Ergebnisse zeigen es. Die Probleme, die wir haben, wurden genau mit diesem Schulsystem produziert. (Beifall bei der SPÖ sowie Beifall bei Abgeordneten der Grünen.)

Warum ist man nicht offen und sagt: Wir gehen diesen neuen Weg, diese frühe Selektion werden wir weglassen, um in Zukunft eine neue, moderne Schule zu erhalten, die uns dann auch ermöglicht, die Ziele, die wir alle – und das unterstelle ich jetzt – wollen, nämlich dass alle Kinder, unabhängig von ihrer sozialen Herkunft, die beste Förderung bekommen, zu erreichen!? Die Guten sollen stärker gefordert werden und die Schwächeren entsprechend gefördert. Das kann man nur in einer innerlich gut differenzierten gemeinsamen Schule. – Danke schön. (Beifall bei der SPÖ sowie Beifall bei Abgeordneten der Grünen. – Zwischenruf des Abg. Mag. Donnerbauer.)

11.59


Präsident Dr. Michael Spindelegger: Herr Abgeordneter Prinz ist der nächste Redner. 3 Minuten freiwillige Redezeitbeschränkung. – Bitte.

 


12.00.16

Abgeordneter Nikolaus Prinz (ÖVP): Herr Präsident! Frau Bundesminister! Sehr geehrte Damen und Herren! Den Debatten über Reformen im Schulwesen ist eines gemeinsam: das vielfach Trennende. Dabei ist es nicht, wie so oft in den Medien und von anderen Kollegen gerne verbreitet, die ideologische Barriere, die das Trennende ausmacht, sondern vielmehr ist es die unheimliche Vielfalt von Bedürfnissen. Jeder von uns ging einmal in die Schule. Viele von uns haben Kinder oder vielleicht sogar schon Enkelkinder, die die Schule besuchen. Die Bedürfnisse der Schülerinnen und Schüler sowie der Eltern, ob im städtischen oder im ländlichen Bereich zuhause, ob berufstätig oder nicht, ob alleinerziehend oder nicht – für jeden einzelnen sind sie etwas anderes, und für jeden einzelnen ist etwas anderes wichtig.

Und wo bleibt die Qualität? Geht es in der Debatte über die Gesamtschule um eine Nivellierung nach unten oder nach oben? (Abg. Broukal: Eindeutige Nivellierung nach oben!) Was wollen wir für wen erleichtern? Ich denke, in der Bildungsdebatte muss es um beides gehen: um den Bedarf, der sich nach den Bedürfnissen richtet, und um die Qualität der Ausbildung. (Beifall bei der ÖVP.)

Beides muss sich ständig weiterentwickeln und den modernen Lebenswelten anpas­sen. Daher begrüße ich die Maßnahmen, die zur Qualitätssicherung in diesem Bil­dungs­budget gesetzt werden. Mit der Senkung der Klassenschülerhöchstzahl wird die pädagogische Qualität verbessert. Das demografische Minus, das in den nächsten Jahren entstehen wird, kann dadurch, was zum Beispiel den Beschäftigtenstand der Lehrerinnen und Lehrer anbelangt, durchaus abgefangen werden.

Die Erhöhung der Schülerbeihilfe und die Ausweitung des BezieherInnenkreises wird noch mehr Schülerinnen und Schüler motivieren, ihre Leistungen entsprechend zu verbes­sern, damit ihre Familien Anspruch auf eine finanzielle Unterstützung haben.

Ein wichtiges Thema in vielen Schulen ist die Integration von Schülerinnen und Schülern mit nichtdeutscher Muttersprache. Kinder, die nicht gut Deutsch können, brauchen eine spezielle Förderung, um die Ausbildungsqualität für die anderen nicht zu senken. Ich denke, wir sollten das durchaus emotionslos diskutieren: Wenn mehr als ein Drittel der Schülerinnen und Schüler in einer Klasse kaum oder nur sehr schlecht die deutsche Sprache beherrscht und dem Unterricht nicht folgen kann, dann wirkt sich das durchaus negativ auf die Qualität der Lehr- und Lerninhalte aus. Das hat ganz und gar nichts mit Fremdenfeindlichkeit zu tun, sondern ausschließlich mit der Weiter-


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