18.19
Abgeordnete Irene Neumann-Hartberger (ÖVP): Herr Präsident! Geschätzte Frau Staatssekretärin! Herr Minister! Werte Zuseherinnen und Zuseher! Auch ich möchte einleitend die Gelegenheit nützen, um unseren neuen Sozial- und Gesundheitsminister hier im Hohen Haus recht herzlich willkommen zu heißen; vor allem wünsche ich Ihnen viel Kraft und Ausdauer in dieser doch sehr herausfordernden Zeit. Und ich freue mich auf eine gute Zusammenarbeit und bin sehr zuversichtlich, dass wir die von uns Bäuerinnen und Bauern schon so lange geforderte Herkunftskennzeichnung mit Ihrer Unterstützung in Bälde werden umsetzen können. (Beifall bei der ÖVP sowie des Abg. Schallmeiner.)
Nun möchte ich einen Blick über unsere Grenze werfen. Krieg geht uns alle an, vor allem dann, wenn er in Europa stattfindet. Wenn ich die Bilder der zerstörten Städte, der aufgerissenen Straßen, der bombardierten Hochhäuser und Autos sehe, Bilder Tausender flüchtender Männer, Frauen, Jugendlicher und Kinder, teilweise mit Babys oder sogar Haustieren, bin ich persönlich zutiefst erschüttert. Viele Menschen in ganz Europa zeigen sich aber solidarisch und schicken Hilfs- und Lebensmittel. Wer schnell hilft, hilft doppelt, aber humanitäre Hilfe ist vermutlich langfristig notwendig; Kontinuität wird dabei immens wichtig sein.
Hunderttausende Menschen sind auf der Flucht, aber viele Frauen sind auch noch in der Ukraine geblieben, kämpfen wie Löwinnen, versuchen, ihre Männer zu unterstützen, die Versorgung vor Ort so gut es geht aufrechtzuerhalten oder bringen ihre Kinder, ältere und verletzte Personen in Sicherheit. (Beifall bei Abgeordneten der ÖVP.) Die Frauen in der Ukraine leisten in dieser gefährlichen Situation ebenso wie ihre Landsmänner Übermenschliches.
Gerade in solchen Krisenzeiten zeigen sich auch wieder einmal Abhängigkeiten, die vorher oft nicht so augenscheinlich und mit Sicherheit auch nicht jedem Mann und jeder Frau bewusst sind. Die Ukraine ist mit einer Fläche von 600 000 Quadratkilometern das zweitgrößte Land Europas und fast doppelt so groß wie Deutschland – nur um sich die Dimensionen auch ein wenig vorstellen zu können –, und allein die Agrarfläche der Ukraine ist mit 32 Millionen Hektar viermal so groß wie die Gesamtfläche Österreichs. Somit ist die Ukraine viertwichtigster Lieferant von agrarischen Produkten in die EU.
Der Krieg in der Ukraine hat aber auch massive Auswirkungen auf die weltweite Lebensmittelversorgung, und vor allem trifft es jene Länder, die von Instabilität und Lebensmittelknappheit geprägt sind. Somit ist dieser Krieg auch ein Brandbeschleuniger, was die Hungersnot in der Dritten Welt betrifft. Und auch wenn bei uns in Österreich die Lebensmittelversorgung sichergestellt ist, können uns die schwerwiegenden Verwerfungen im Agrarhandel nicht egal sein. Allein die steigenden Treibstoffpreise, die teilweise nicht vorhandenen oder exorbitant teuren Düngemittel stellen unter anderem für unsere landwirtschaftliche Produktion eine unbewältigbare Herausforderung im Hinblick auf die Wirtschaftlichkeit dar. Die explodierenden Weizen- und Getreidepreise verursachen bereits jetzt im Lebensmittel-, aber auch im Futtermittelbereich enorme Preissteigerungen. Das heißt, dass zum Beispiel die ohnehin schon schwierige Preissituation in der Schweinefleischproduktion noch akuter wird.
Und wer wird heuer die Landwirtschaft in der Ukraine betreiben? Wer wird für die Weizenproduktion dort sorgen? Wenn die Männer das Land militärisch verteidigen, wird es wieder an den Frauen und Kindern liegen, dies zu übernehmen. Wenn wir heute den Weltfrauentag begehen, dann sollten wir anlässlich dessen an erster Stelle an die Frauen in der Ukraine denken. Wir Bäuerinnen in Österreich werden uns massiv für die Unterstützung dieser Frauen einsetzen. (Beifall bei der ÖVP sowie des Abg. Schallmeiner.)
Wenn der Weizen knapp oder nicht mehr leistbar wird, ist das für einige Länder zum Beispiel in Nordafrika noch schlimmer als der Mangel an Treibstoff oder Strom, denn Brot aus Weizen ist das Essen der armen Leute, oftmals das Einzige, das sie sich leisten können – und dann ist es zu Hungeraufständen und Unruhen auch dort nicht mehr weit.
Vielleicht nehmen wir den heutigen Tag zum Anlass, uns die Unannehmlichkeiten der letzten zwei Jahre – Verordnungen, Maßnahmen, die der eine oder andere einmal mehr, einmal weniger positiv bewertet oder verurteilt hat – in ihrer Verhältnismäßigkeit ins richtige Licht zu rücken: Krieg als schlechter Anlass, uns bewusst zu machen, wie glücklich und dankbar wir eigentlich sein müssen, in einem Land wie Österreich leben zu dürfen. – Vielen Dank. (Beifall bei der ÖVP.)
18.25
Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt Frau Dr.in Stephanie Krisper. – Bitte, Frau Abgeordnete.