13.55
Abgeordnete Dipl.-Kffr. (FH) Elisabeth Pfurtscheller (ÖVP): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Frau Ministerin! Liebe KollegInnen! Liebe ZuseherInnen auf der Galerie und vor den Bildschirmen! All jene von Ihnen – auch ich persönlich –, die schon erlebt haben, wie es ist, wenn man einen Mann zu Hause mit einem eigentlich gewöhnlichen Schnupfen darniederliegen hat und diesen Mann dann versorgen und pflegen muss, wissen: Frauen sind anders krank als Männer.
Es ist eine Tatsache, dass Frauen und Männer unterschiedliches Gesundheitsverhalten haben, sie haben ein unterschiedliches Krankheitserleben – was man eben an so einem Männerschnupfen ganz gut sehen kann –, und wir bewältigen Krankheiten auch anders. Damit ist klar: Frauen brauchen Behandlungen, die auf ihre spezifischen Voraussetzungen und Bedürfnisse eingehen. Noch werden Frauen oft inadäquat behandelt. Das fängt bei der Verschreibung von blutdrucksenkenden Mitteln an und endet oft im OP-Saal. Die Statistik zeigt, in Österreich werden Frauen zwar älter als Männer, aber wir Frauen haben weniger gesunde Jahre als die Männer. Das bedeutet, Frauen werden zum Beispiel früher chronisch krank.
Daher ist es uns Abgeordneten, der Frau Ministerin und auch dem Herrn Gesundheitsminister ein großes Anliegen, die Gesundheit von Frauen in Österreich zu verbessern, und um evidenzbasierte Maßnahmen setzen zu können – das hat meine Kollegin Meri Disoski auch schon gesagt –, brauchen wir einen neuen umfassenden Frauengesundheitsbericht. Der alte ist eben schon älter als zehn Jahre oder ist schon vor mehr als zehn Jahren verfasst worden, und es hat sich natürlich sehr viel geändert, deshalb braucht es dringend eine neue umfassende Erhebung.
Was wir aber heute schon wissen – und das ist ganz wichtig, damit können wir alle miteinander sofort anfangen, und speziell die Medizin kann damit anfangen oder weitermachen –: Frauen müssen in den Arztgesprächen ernst genommen werden. Frauen sind sehr reflektiert, was ihren Gesundheitszustand betrifft. Wir können sehr gut in unseren Körper hineinhören und merken sehr bald, wenn mit uns etwas nicht in Ordnung ist – ich glaube, da unterscheiden wir uns auch von den Männern –, es ist aber auch wichtig, dass die Mediziner zuhören und die richtigen Schlüsse daraus ziehen.
Wir haben zum Beispiel einen schwankenden Hormonspiegel und reagieren deshalb anders auf Medikamente, wir zeigen andere Symptome, wenn wir gewisse Medikamente nehmen. Tatsache ist aber, und das hat auch Kollegin Disoski schon angeschnitten, dass Männer lange als Standard in der Forschung und bei der Entwicklung von Medikamenten gegolten haben. Da hat sich zwar schon einiges verbessert und geändert, aber es gibt noch ganz schön viel Luft nach oben.
Ein ganz aktuelles Beispiel dafür ist die Covid-Krise und sind die Coronaerkrankungen. Wir haben bei den Erkrankungen selber gesehen, dass Frauen andere Symptome zeigen und auch anders reagieren. Es gibt bei Frauen auch mehr Long-Covid-Fälle als bei Männern, und die großen Belastungen, die aufgrund der Krise entstanden sind – durch die Mehrfachbelastungen, wie Kollegin Ecker schon gesagt hat –, haben sich natürlich auf Frauen sehr stark ausgewirkt, speziell auch auf den psychischen Zustand. Es sind sehr viele negative Folgen für die Psyche der Frauen zu beobachten.
Mir persönlich ist vor allem auch wichtig, dass wir möglichst früh – also schon bei den Mädchen – beginnen, auf die Gesundheit von Frauen zu achten. Da bietet uns, glaube ich, auch der neue Eltern-Kind-Pass, der jetzt gerade ausgearbeitet wird, die Möglichkeit, darauf zu achten, dass junge Mädchen untersucht werden. Normalerweise hört das jetzt bei zehn Jahren auf und die Mädchen müssen sozusagen freiwillig dann irgendwann einmal als junge Frau zum Arzt gehen, während die Buben alle zur Musterung oder zur Stellungskommission kommen und untersucht werden. (Abg. Rosa Ecker: Ja, da gab es von uns einen Antrag, den habt ihr abgelehnt!) Es ist also eine gute Möglichkeit, beim neuen Eltern-Kind-Pass eine entsprechende Untersuchung vorzusehen.
Weil meine zwei Kolleginnen Holzleitner und Disoski in diesem Zusammenhang, in diesem Kontext der Frauengesundheit, das Thema Abtreibung angesprochen haben, ist es mir schon auch wichtig, zu sagen: Ganz wichtig finde ich es für die Frauengesundheit, dass Frauen Ja zu ihrem Kind sagen können, und ganz wichtig finde ich es, dass Frauen auch entsprechend unterstützt werden, wenn sie sich in einer Konfliktschwangerschaft befinden.
Ich stimme Kollegin Holzleitner zu: Es ist wichtig, dass Frauen und Mädchen schon in der Schule bestmöglich aufgeklärt werden, über Verhütungsmethoden erfahren, sodass es nicht dazu kommen muss, dass Frauen sich genötigt fühlen, abzutreiben. Das ist uns von der ÖVP total wichtig. Wir schätzen das Leben, wir sehen das Recht des Kindes auf Leben als genauso wichtig an wie das Recht der Frau auf Gesundheit. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der FPÖ.)
Es ist mir wichtig, zu sagen, dass in der Diskussion meiner Meinung nach zu kurz kommt, dass Frauen auch nach Abtreibungen leiden. Das lässt man sehr oft unter den Tisch fallen; das finde ich sehr schade. Es gibt Frauen, die darunter leiden, und das könnten wir vermeiden, indem wir präventiv tätig werden, noch mehr tun und versuchen, Frauen in Schwangerschaften bestmöglich zu betreuen.
Es gibt wie gesagt also sehr, sehr viel zu tun. Der neue Gesundheitsbericht wird die Grundlage für die Entscheidungen, die anstehen, sein. – Herzlichen Dank. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)
14.01
Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Mario Lindner. – Bitte.