17.35

Abgeordnete Petra Wimmer (SPÖ): Frau Präsidentin! Geschätzte Ministerin! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen hier im Hohen Haus! Ja gerade in der Haft ist es für die Insassen und Insassinnen wichtig, dass sie die Möglichkeit zum Austausch haben, zur Reflexion und vor allem natürlich auch zur Resozialisierung.

Neben den Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeitern, Psychologen und Psychologinnen, die wirklich eine ausgezeichnete Arbeit in einem sehr herausfordernden Arbeitsumfeld leisten, ist und kann das Gespräch mit einem Seelsorger, mit einer Seelsorgerin für die Gefangenen eine weitere wichtige Möglichkeit sein, Beistand zu bekommen – und das unabhängig von ihrer religiösen oder weltanschaulichen Überzeugung.

In vielen persönlichen Gesprächen mit Haftinsassen, auch mit Haftinsassinnen, vor allem mit Frauen, mit denen ich gesprochen habe, aber auch mit Haftentlassenen konnte ich den Eindruck gewinnen, dass die Zusammenarbeit von den Fachdiensten mit der Justizwache und auch den Seelsorgern sehr gut funktioniert und dass es eine große Wertschätzung für die unterschiedlichen Arbeitsgebiete und Aufgaben gibt. Es ist schön zu sehen, dass dabei auch zusammengearbeitet wird.

Die Gesprächsangebote werden gerne angenommen, und natürlich gibt es im eintönigen Gefängnisalltag auch viel Zeit zum Nachdenken. Dann braucht es Gespräche, dann ist das Bedürfnis nach Austausch und Reflexion groß.

Ganz besonders wichtig in der Haft ist die Phase der Vorbereitung auf die Entlassung aus der Haft und ist die weitere Begleitung beim Übergang in ein eigenständiges Leben. Davor müssen ja einige Fragen geklärt sein: Wie geht es nach der Haft weiter? Habe ich einen Arbeitsplatz, habe ich einen Wohnplatz? Gibt es Freunde, Familie, Menschen, auf die ich mich verlassen kann? Vor allem: Ist meine Existenz gesichert? – Wenn diese Fragen offen bleiben, dann sind die Hürden sehr groß und für die Menschen, die dann in die Freiheit entlassen werden, eine zu große Herausforderung. Oft sind sie überfor­dert, und dann ist die nächste Straftat vorprogrammiert und die Resozialisierung nicht gelungen. Deshalb ist es umso wichtiger, dass die Zeit in der Gefangenschaft dafür ge­nutzt wird, um zu reflektieren, zu bereuen und sein weiteres Leben straffrei zu planen.

Die Seelsorger und Seelsorgerinnen leisten dabei eine großartige wichtige Unterstüt­zung, sowohl in praktischen Angelegenheiten als auch mit dem Beistand. Darum möchte ich mich heute bei allen bedanken, die in unseren Gefängnissen ganz abseits der öffentlichen Aufmerksamkeit eine wertvolle und schwierige Arbeit verrichten. Auch der Gefängnisseelsorge kommt da eine ganz besondere Bedeutung zu.

Wir stimmen heute dem Regierungsantrag zu, denn unsere Aufgabe ist es, diese Ange­bote sicherzustellen und das Recht auf Religions- und Bekenntnisfreiheit zu ermögli­chen. Wir werden das heute gemeinsam beschließen. – Vielen Dank. (Beifall bei der SPÖ sowie bei Abgeordneten von ÖVP und Grünen.)

17.38

Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Christian Lausch. – Bitte.