21.36

Abgeordnete Barbara Neßler (Grüne): Herr Präsident! Geschätzte Ministerin! Liebe Kollegen und Kolleginnen! Ich sage jetzt etwas, über das man in unserer Gesellschaft relativ ungern spricht: Als ich ein Kind war, ist mein Vater sehr spät von der Arbeit nach Hause gekommen, und wir haben uns oft nicht mehr gesehen, weil ich schon im Bett war. Das hat er nicht gemacht, weil er es gern gemacht hat, sondern weil er musste. Und wenn ich in die Runde fragen würde, dann könnten wahrscheinlich viele von euch oder von Ihnen von ähnlichen Erfahrungen berichten.

Liebe Kollegen und Kolleginnen, sprechen wir einmal über die Realität, was das Thema anbelangt: Die Väterkarenz in Österreich liegt nach wie vor auch im Jahr 2022 bei 13 Prozent, und im Kontext dessen ist die sogenannte Carearbeit auch ein Thema, das noch immer unter dem Radar liegt. Das ist die unbezahlte Arbeit, die Hausarbeit, die Kindererziehung, und, da müssen wir uns auch nichts vormachen, die liegt nach wie vor bei der Frau. Diese Arbeit wird immer wieder auch als selbstverständlich angesehen.

So, und was haben wir gemacht, was im Zuge des Teuerungspakets schon fast untergegangen ist? – In einer kürzlich durchgeführten Evaluierung gaben 30 Pro­zent an, dass sie den Papamonat nicht in Anspruch nehmen, weil quasi der Geld­ersatz später wieder vom Kinderbetreuungsgeld abgezogen wird. Das haben wir geändert. Wir haben den Papamonat beziehungsweise den Familienzeitbonus reformiert und den finanziellen Nachteil beseitigt. (Beifall bei den Grünen, bei Abgeordneten der ÖVP sowie des Abg. Bernhard.)

Damit haben wir einen Anreiz zur Väterbeteiligung geschaffen und so ermög­licht, dass Männer vor allem am Anfang bei ihren Kindern sein können. Das ist darum auch so wichtig, weil wenn man jetzt ein Wiedereinstiegsmonitoring anschaut, dann sieht man, dass sich – auch wenn es jetzt nur unter drei Monate sind, dass Männer in Väterkarenz gehen – die Chancen wesentlich erhöhen, dass die Frau wieder in die Erwerbstätigkeit einsteigt. Diese Maßnahme genauso wie die Erhöhung der Zuverdienstgrenze beim Kinderbetreuungsgeld sind extrem wichtige Maßnahmen.

Dass wir da nicht am Ende sind, ist auch klar. Wir werden uns die kleineren Punkte – die Kollegin hat die Ausnahme bei Krankenhausaufenthalt ange­sprochen – und genauso die größeren Verbesserungen, was die Vereinbarkeits­richtlinien anbelangt, bis hin zu den Modellen anschauen.

Wir sind nicht am Ende, weil wir eine Vision haben, wohin wir gehen müssen. Ich will keine Generation mehr, in der Väter fehlen und von der Arbeit heimkom­men, wenn ihr Kind schon im Bett ist. (Beifall bei den Grünen.) Beide Elternteile müssen das Recht haben, Zeit mit ihrem Kind verbringen zu können.

Eines Tages darf es auch keinen Unterschied machen, ob eine Frau Kinder hat oder nicht, sie muss immer dieselben Karrierechancen haben können. Ich möchte dahin kommen, dass es überhaupt keine Diskussion mehr darüber gibt, wer die Kinderbetreuung übernimmt, wer die Carearbeit, die unbezahlte Hausarbeit übernimmt, weil eine gleichberechtigte Aufteilung einfach selbstverständlich sein wird. (Abg. Heinisch-Hosek: Wo leben Sie eigentlich, auf welchem Planeten?) Dahin, liebe Kollegen und Kolleginnen, müssen wir kommen. Wir haben einen Schritt dahin gesetzt und wir werden noch weitere setzen. – Danke. (Beifall bei den Grünen.)

21.40

Präsident Ing. Norbert Hofer: Nächster Redner ist Michael Bernhard. – Bitte, Herr Abgeordneter.