14.52
Abgeordneter Mag. Dr. Rudolf Taschner (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Hohes Haus! Lieber Herr Kollege Brückl! Ich kann Ihre Intention – dass Sie sagen, die deutsche Sprache ist der Schlüssel dafür, dass man sich hier integrieren kann – sehr gut nachvollziehen. Tatsächlich ist es so, dass höchstwahrscheinlich die deutsche Sprache als einzig wirklich entscheidender Katalysator für das bleiben wird, was Simone Weil, eine bedeutende Radikalsozialistin, Mystikerin, Philosophin, die Einwurzelung – enracinement – nannte. Man muss einwurzeln können, und tatsächlich: Die deutsche Sprache ist dafür höchstwahrscheinlich das beste Mittel der Wahl. Viele andere Mittel sind gar nicht mehr so stark vorhanden. Gemeinsame Religion, gemeinsames Sozialleben und Ähnliches bricht weg. Die Sprache ist da das Wesentliche. Das ist das Haus des Seins. Da haben Sie ganz recht, und darum sollte die Sprache gefördert werden.
Nebenbei gesagt: Wir haben dadurch, dass wir die Deutschförderklassen eingeführt haben, das Problem ja auch erkannt. Die Frage, ob das auch wirklich gut gelungen ist, wird dann auch Frau Kollegin Yılmaz höchstwahrscheinlich weiter erörtern. Darüber müssen wir noch sprechen, und es gibt sicherlich auch da Luft nach oben. Frau Kollegin Hamann lächelt mich an. Das wird schon stimmen, aber es ist jedenfalls etwas geschehen. Man muss bedenken, dass vorher, als noch sozialistische Bildungsminister:innen das Regiment geführt haben, nichts geschehen ist. Wir haben einiges gemacht.
Trotzdem, Herr Kollege Brückl, bin ich nicht dafür, dass wir Ihrem Antrag zustimmen, und ich will Ihnen erklären, warum: Es ist die Schule jener Raum, wie Sie richtig sagen, wo die jungen Menschen zum ersten Mal in die Öffentlichkeit geraten und von dem kindhaften Wesen in die wunderbar verworrene Welt des Erwachsenenseins, in die Aufklärung hineingeraten. Da gibt es die verschiedensten Fächer, die so wahnsinnig wichtig sind, wie zum Beispiel auch die deutsche Sprache, auch das Englische, wie auch Mathematik – ich muss ja auch für mein Fach sprechen –, wie Geschichte. Churchill hat immer gesagt: Lernen Sie Geschichte! Lernen Sie Geschichte! Lernen Sie Geschichte! – All das muss gelernt werden.
Dann aber gibt es das Allerwichtigste, das es in der Schule gibt – das wissen die wenigsten Menschen –: Das sind die Pausen. Wissen Sie, warum? – In der Pause sind diese jungen Menschen zum ersten Mal wirklich frei, ganz frei. Das Einzige, was sie beachten müssen, ist halt, die Sicherheit der anderen – und die eigene natürlich – nicht zu gefährden, aber sonst sind sie völlig frei, erleben sie zum ersten Mal im öffentlichen Raum völlige Freiheit. Völlige Freiheit! Freiheit bedeutet auch Freiheit davon, dass man gezwungen wird, irgendwie entlang gewisser Gänge zu gehen oder irgendwie mit anderen Gruppen zu laufen. Man ist ganz frei. Man kann sich in die Ecke setzen, man kann lesen, man kann auf dem Handy herumschauen, man kann mit den anderen spielen. Man ist ganz frei, und diese Freiheit als Freiheit wahrzunehmen ist einer der wesentlichen Punkte.
Die Pause ist wirklich ganz wichtig in der Schule. Die Pause ist das Entscheidende, um Freiheit zu erleben, und diese Freiheit brauchen sie auch, um frei sprechen zu können: in jeder Sprache, in der sie wollen, sei es Oberösterreichisch, sei es Deutsch, sei es Österreichisch, sei es Burgenländisch – wie sie wollen –, und auch in anderen Sprachen. Es gibt so viele verschiedene Sprachen, und jede Sprache ist eine Welt.
Darum, Herr Kollege Brückl, würde ich Sie sogar bitten, sich zu überlegen: Ihre Partei heißt die Freiheitliche Partei, aber das ist ja typisch: Was freiheitlich ist, hat mit Freiheit höchstwahrscheinlich nicht so viel zu tun, genauso wie sozialistisch mit sozial wenig zu tun hat. In der Österreichischen Volkspartei sind wir aber der Ansicht, dass wir den Kindern die Freiheit geben müssen, und darum lassen wir Deutsch als Pausensprache nicht zwanghaft herein. – Danke. (Beifall bei ÖVP und Grünen.)
14.55
Präsident Ing. Norbert Hofer: In burgenländischem Deutsch darf ich nun Frau Nurten Yılmaz ans Rednerpult bitten. – Bitte schön.