14.16

Abgeordneter Dipl.-Ing. Nikolaus Berlakovich (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Herr Vizekanzler! Damen und Herren der Bundesregierung! Vertreter der Volksanwaltschaft, des Rechnungshofes! Ich darf zum Thema Volks­gruppen im Budget Stellung nehmen.

Die österreichischen Volksgruppen sind ein wichtiger Teil der Identität unseres Landes. Es gibt in Österreich sechs anerkannte Volksgruppen: die burgen­ländischen Kroaten, die Kärntner Slowenen, die Ungarn, die Tschechen und Slowaken und die Roma. Sie sind autochthone Volksgruppen. Das heißt, sie haben ein definiertes Siedlungsgebiet. Das griechische Wort autochthon bedeutet eingesessen, ursprünglich. Das bedeutet, dass die Volksgruppen seit Jahrhunderten hier in diesem Raum leben, teilweise durch die wechselvolle Geschichte des Vielvölkerstaates hierherkamen – wie die Tschechen, die Slowaken nach Wien –, aber auch ursprünglich sehr lange, schon eine kleine Ewigkeit in diesem Gebiet wohnen. Daher ist es wichtig, dass man diese Volksgruppen unterstützt.

Die Merkmale einer Volksgruppe sind ihre Sprache und ihre Kultur. Daher ist der zentrale Punkt beim Erhalt der Volksgruppen, dass man die Sprache unter­stützt. Die Volksgruppen benutzen die Sprache als Mittel der Kommunikation. Es ist wichtig, dass sie im Alltag gesprochen wird, im gesellschaftlichen Leben, bei Veranstaltungen, in der Kirche, am Sportplatz, im Gasthaus, sozusagen überall. Damit lebt die Volksgruppe und damit kann auch die Kultur gelebt werden, und daher ist es so wichtig, dass genau in diese sprachliche Förderung, natürlich auch seitens des Staates, investiert wird.

Wir haben als ÖVP immer die Philosophie verfolgt, dass die Volksgruppen­sprachen im Bildungsweg angeboten werden, vom Kindergarten bis zur Universität, sodass Angehörige der österreichischen Volksgruppen von klein auf einen zweisprachigen Unterricht genießen können. Das gibt es in den Bun­desländern, im Burgenland, in Kärnten, bei den Kroaten, bei den Slowenen, auch in anderen Bereichen. Wenn die Volksgruppensprachen von Generation zu Generation weitergegeben werden, dann funktioniert es. Sie sind natürlich bedroht, weil einfach die Anforderungen an die Kinder und die Jugendlichen gewaltig sind: Englisch zu lernen, andere Sprachen zu lernen, international auftreten zu können. Daher ist es umso wichtiger, dass es Unterstützung seitens des Staates gibt.

Es wurde im Jahr 2020 die Volksgruppenförderung nach langen, langen Forde­rungen verdoppelt. Es stehen jetzt 8 Millionen Euro zur Verfügung. Bun­desministerin Raab war dabei an der Spitze, und das war ein ganz wichtiger Schritt. (Beifall bei der ÖVP.) Es ist dadurch nämlich eine enorme Aufbruchs­stimmung entstanden. Die Volksgruppenorganisationen brauchen das Geld, um eben Veranstaltungen zu organisieren, bei denen die Sprache gelebt wird, die Kultur gelebt wird und eben auch weitergegeben wird, bei denen Bildungs­angebote für die Erwachsenen und für andere Generationen erweitert werden.

Gleichzeitig ist es wichtig, dass bei dieser Verdoppelung der Volksgruppenför­derung auch zielgerichtete Maßnahmen gesetzt wurden, so zum Beispiel, dass jede österreichische Volksgruppe Unterstützung für ein Leitmedium, ein Printleitmedium bekommt. Die Volksgruppensprache muss auch gelesen werden können: Die Leute in den Regionen müssen Neuigkeiten aus ihrer Region in der Volksgruppensprache erfahren können. Ich halte das für ein ganz wichtiges Projekt, genauso auch die Wirkungsorientierung, die gemeinsam in einem wichti­gen Prozess mit den Volksgruppen erarbeitet wurde, in den Volksgruppen­beiräten diskutiert wurde.

Erwähnen darf ich auch die mehrsprachigen Homepages der Gemeinden. In den Gemeinden wird die Zweisprachigkeit gelebt. In den burgenländisch-kroatischen Gemeinden waren es unsere Kommunalpolitiker und Kommunalpolitikerinnen, die zweisprachige Straßenbezeichnungen, Gassenbezeichnungen umgesetzt haben. Das liegt in der Kompetenz der jeweiligen Gemeinde, ist also keine Bundes- oder Landeskompetenz. Wenn am Kindergarten Čuvarnica oder am Feuer­wehrhaus Ognjobranski Stan steht, wird auch visualisiert, dass die Zweisprachig­keit gelebt wird.

Diese normale Zweisprachigkeit macht es in Wahrheit aus, und darauf können wir letztendlich stolz sein. Wir in Österreich sind durch dieses gemeinsame Miteinander schon ein bisschen – ohne Anmaßung – Vorbild in Europa, da hier Volksgruppen friedlich miteinander leben und sich eben nicht bekämpfen – abseits von gewissen Ereignissen in der Vergangenheit, aber im Großen und Ganzen funktioniert es doch. Es ist daher wichtig, dass das im Budget fortgesetzt wird. Herzlichen Dank dafür. Das sind wichtige Impulse, um unsere eigene Identität erhalten zu können. – Herzlichen Dank. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

14.21

Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt Frau Abgeordnete Petra Steger. – Bitte, Frau Abgeordnete.