12.51

Abgeordnete Mag. Ulrike Fischer (Grüne): Frau Präsidentin! Sehr geehrte Frau Ministerin! Sehr geehrte Damen und Herren! Ich bin jetzt noch einmal kurz zurückgegangen, um mein Handy – ein Smartphone, ein Fairphone, das man reparieren kann – zu holen. (Die Rednerin öffnet das Gehäuse ihres Smart­phones, entnimmt den Akku und hält beides in die Höhe.) Man kann es genauso zerlegen wie zum Beispiel irgendwelche Legosachen, nämlich komplett, um es reparieren zu können. Das ist sehr praktisch. Mittlerweile kann man es auch beim Mediamarkt kaufen.

Jeder von uns hat wahrscheinlich irgendwelche Elektrogeräte zu Hause in einer Schublade liegen und denkt sich: Irgendwann gehe ich ins Geschäft und lasse sie reparieren! Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber im Laufe der Zeit hat man dann zwei, drei Handys von einem selber und von den Kindern in der Schublade liegen und lässt sie schlichtweg nicht reparieren. Wir befinden uns da in guter Gesellschaft – schauen wir es uns an –: Über 50 Prozent der Handys, der Smartphones werden nicht repariert. Das ist schade und das müs­sen wir ändern. (Beifall bei den Grünen.)

Sehr geehrte Zuschauerinnen und Zuschauer! Ich denke, wir stehen am Beginn einer Zeitenwende. Wir müssen weg von der Wegwerfgesellschaft. Wir müssen eine Gesellschaft werden, die repariert und ihre Ressourcen nützt. Der Abfall von heute ist das Produkt und die Ressource von morgen. (Beifall bei Abgeordneten der Grünen.)

Es braucht einen Kulturwandel bei uns allen. Es braucht ein Recht auf Reparatur, und dieses Recht auf Reparatur müssen wir EU-weit umsetzen. Deswegen haben Kollege Weidinger, ich und andere Kolleg:innen uns dafür eingesetzt, dass wir das auf die europäische Ebene heben. Wir müssen über den Tellerrand schauen. Es ist schön, dass wir in Österreich den Reparaturbonus haben, der wirkt, und es ist schön, wenn es in vielen europäischen Ländern etwas Ähn­liches gibt. Was es aber braucht, ist ein europäisches Zusammenarbeiten, damit ich, wenn ich in ein Geschäft gehe, auf den ersten Blick erkennen kann: Ist das ein Gerät, das man reparieren kann, oder ist das ein Gerät, das eigentlich schon kaputt ist, wenn ich die Verpackung aufmache?

Wir müssen von diesen Wegwerfprodukten wegkommen und uns wieder hin zu langlebigen Produkten wenden, zum Beispiel zu einer Waschmaschine – sagen wir einmal, zu einer Miele-Waschmaschine –, bei der ich mich darauf ver­lassen kann, dass sie ein ganzes Leben lang hält, die ich, wenn ich will, auch der nächsten Generation weitergeben kann. (Abg. Gödl: Das ist eine Wer­beeinschaltung! – Zwischenruf der Abg. Erasim.) Davon sind wir aber ganz weit weg, weil wir zum Beispiel unsere Smartphones spätestens nach dreieinhalb Jahren wegschmeißen und uns neue kaufen.

Wenn wir allerdings da ansetzen und beginnen, unsere Tablets, unsere Smart­phones, unsere Waschmaschinen, unsere Geschirrspülmaschinen und wie die Dinge alle heißen, so zu kaufen, dass wir darauf schauen, ob das ein Pro­dukt ist, das langlebig ist, ob das ein Produkt ist, für das es Ersatzteile gibt, ob das ein Produkt ist, das man vielleicht sogar an die nächste Generation wei­tergeben kann, dann kommen wir ganz woanders hin.

Heute erzeugen wir so viel Elektroschrott, dass zum Beispiel Ghana in euro­päischem Elektroschrott – Elektroschrott, den wir Europäer und Europäerinnen verursacht haben – untergeht. Wir brauchen eine europäische Strategie betreffend Reparaturfähigkeit. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Nur wenn wir auf den ersten Blick erkennen können – so wie bei Kühlschränken –, ob ein Produkt reparierfähig ist, ob es Ersatzteile gibt und ob es länger funktionstüchtig ist, werden wir Konsumenten und Konsumen­tinnen zufrieden sein und können auch einen wertvollen Beitrag für die Umwelt leisten. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Meine verehrten Damen und Herren, heute, gestern und vorgestern ist angesprochen worden, dass die Ressourcen unserer Erde begrenzt sind. Wir sind eine der letzten Generationen, die noch etwas ändern kann. Wir müs­sen das angehen. Wir brauchen eine Trendwende. Wir brauchen im Sinne des Klimaschutzes endlich Produkte, die wir reparieren können, und wir brau­chen die entsprechenden Ersatzteile.

Es wird nicht reichen, wenn nur wir in Österreich das machen. Österreich muss das erfolgreiche Reparieren in die Europäische Union tragen, damit nicht nur Österreich den erfolgreichen Reparaturbonus nutzen kann, sondern damit er flächendeckend in der EU genutzt werden kann. Wir müssen Produkte reparieren lassen können, um so aus dieser Wegwerfgesellschaft rauszukom­men. – Danke. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

12.57

Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Klaus Köchl. – Bitte.