21.00

Abgeordnete Dipl.-Ing. Olga Voglauer (Grüne): Spoštovana Visoka Hiša! Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrter Herr Minister! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich habe heuer in Kärnten sehr oft eine Veranstaltung abgehalten, die Parlament vor Ort hieß. Da habe ich mit ganz vielen Menschen Gesprä­che geführt und sehr oft wurde ich auf die AMA angesprochen. Die Leute haben mich gefragt: Was kann man denn in Wirklichkeit noch kaufen? Wo kann ich darauf vertrauen, dass wirklich das drinnen ist, was am Gütesiegel draufsteht? Da war das AMA-Gütesiegel natürlich auch immer ein Gesprächsthema.

Ich erinnere mich zurück an die Neunzigerjahre und an den Anfang der Zweitausenderjahre: Was war wichtig für uns Bäuerinnen und Bauern?, und auch das habe ich dann bei diesen Gesprächen erzählt: Wichtig war, dass wir gesichert haben, was in Österreich produziert wird, sprich, wenn irgendwo das Rot-Weiß-Rot-Zeichen drauf ist, dann muss garantiert sein, dass das Produkt aus Österreich kommt. Das AMA-Gütesiegel war das erste Gütesiegel, das das garantiert hat.

Seit dieser Zeit aber sind einige Entwicklungen in dieses Land hereingeschritten, und natürlich sind Konsumentinnen und Konsumenten zu Recht in Sorge, wenn sie sagen: Na ja, ich kaufe immer AMA-Gütesiegel-Produkte, und was be­komme ich heute dafür? – Auf alle Fälle bekommen sie österreichische Qua­lität. Was wir unter Qualität verstehen, haben wir als Gesellschaft aber neu auszuverhandeln, und ich bin zuversichtlich, gerade auch aufgrund dieses Gesetzentwurfes, dass die AMA sich zunehmend bewusster wird, dass wir in der Landwirtschaft nicht mehr über die Landwirtschaft reden können, dass wir bei Konsumentinnen und Konsumenten nicht beliebig die Landwirtschaft hernehmen, wenn wir meinen, sie werde zu hoch gefördert und auf der anderen Seite produziere sie zu teure Produkte. Wir können auch nicht nur über die Kostenseite reden, sondern wir müssen über die Preise sprechen, und wir müssen darüber reden, dass sich eine Gesellschaft in den Jahren 2022 und fortlaufend höhere Produktstandards erwartet. Das heißt, das Vertrauen, das Menschen in das AMA-Gütesiegel setzen, dürfen wir zukünftig nicht mehr verspielen.

Ja, Sie werden zu Recht sagen: Gerade heute und in den letzten Tagen sind wir wieder Zeugen eines Skandals geworden! Es ist nichts Schönes, in einen Stall hineinzuschauen, in dem über 40 000 Hendln wachsen. Es ist nichts Schö­nes, in einen Stall hineinzuschauen, in dem 1 500 Schweine gehalten wer­den. Aber man muss sich auch die Frage stellen: Warum ist dem so?

Warum halten heute landwirtschaftliche Betriebe so viele Tiere auf kleinstem Raum? Warum bekommen sie pro Kilogramm so wenig, dass sie mit einem Stundenlohn von brutto maximal 5 Euro auskommen müssen? Darüber müssen wir reden, wenn wir über Essen reden, wenn wir über Einkaufen reden und wenn wir über die AMA-Marketing reden!

Das heißt, ich erwarte mir zukünftig einen breiteren Diskurs darüber, wie Landwirtschaft in Österreich stattfindet, wie wir unser Essen produzieren und was wir bereit sind, für gutes Essen auch auszugeben. Ich erwarte mir auch, dass wir in Zukunft nicht mehr bereit sind, ein Drittel der Lebensmittel, die wir eingekauft haben, aus dem Kühlschrank direkt in den Mistkübel zu entsorgen. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Sprich: Bringen wir Konsument:innen und Bäuer:innen zusammen! Bringen wir sie an einem Tisch ins Gespräch! Reden wir auch hier im Parlament viel öf­ter darüber, was leistbare Bedingungen für die Konsument:innen sind und was die Landwirtschaft in Zukunft noch zu leisten imstande sein wird.

All das ist eine Frage des Geldes, ob wir wollen oder nicht. Kommt es einerseits von uns als Steuerzahlerinnen und Steuerzahlern oder kommt es anderer­seits von höheren Produktpreisen? – Das wäre eine faire Diskussion.

Und für die Damen und Herren, die mich bei Parlament vor Ort in Kärnten gefragt haben: Was tun wir denn? Auf welches Gütesiegel kann ich denn vertrauen? – Darauf gibt es eine Antwort: Kaufen Sie biologisch! Da, wo das Biosiegel drauf ist, wissen Sie: Sie investieren in Tierwohl, Sie inves­tieren in Umweltstandards, Sie investieren in eine naturnahe Landwirtschaft und in Bäuerinnen und Bauern, die sich wirklich auch langfristig Gedanken da­rüber machen, was gut für unseren Boden und für unser Land ist. – Hvala lepa. (Beifall bei Abgeordneten von Grünen und ÖVP.)

21.05

Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Dietmar Keck. – Bitte.