20.51

Abgeordnete Dr. Astrid Rössler (Grüne): Herr Vorsitzender! Geschätzter Herr Bundesminister! Kolleginnen und Kollegen! Zuseherinnen und Zuseher sowie Initiatoren des heutigen Antrages! Das ist eine gute Sache: ein Beschluss von fünf Parteien gegen den illegalen Import von Haifischfleisch, für einen europaweiten Schutz, für eine Deklaration der Herkunft und für eine Kennzeich­nungspflicht und damit auch ein Signal für den Schutz der Haie.

Erfreulicherweise wurde vor wenigen Wochen, zwei Wochen, ein Beschluss zur Unterschutzstellung von 60 Haiarten gefasst – auch ein wichtiger Teil, weil damit diese Haie in den internationalen Schutz nach Cites aufgenommen werden können.

Konsequenterweise müssen wir aber denselben Maßstab auch anwenden, wenn es um den Schutz der heimischen Arten weltweit, aber natürlich auch unserer eigenen Tier- und Pflanzenarten und ihrer Lebensräume geht, denn nur eine intakte Natur ist die Grundlage für unsere Gesundheit, für unser Wohlergehen. Nur eine intakte Natur hilft uns gegen die Folgen des Klimawandels, ist die Grundlage unserer Trinkwasserreserven und für gesunde Luft, die wir atmen, ist Nahrungsgrundlage, ist Wirtschaftsgrundlage.

Das heißt, der Schutz von intakten Lebensräumen, der Schutz von Tier- und Pflanzenarten darf natürlich nicht bei einer Art aufhören, die ziemlich weit weg ist, sondern wir müssen uns auch selbst an der Nase nehmen und schauen, wo wir denn stehen.

Die Fakten sind sehr düster: Mehr als die Hälfte unserer 500 Biotoparten in Österreich sind in einem schlechten oder sehr schlechten Zustand. Mehr als die Hälfte, über 60 Prozent, unserer Amphibien und Reptilien sind stark gefährdet. Fast jeder zweite heimische Fisch ist stark gefährdet. Jede dritte Vogelart ist stark gefährdet.

Wir befinden uns in Wahrheit in einem wesentlich schlechteren ökologischen Zustand, als wir es wahrhaben wollen. Die Gründe: Verlust und Verschlech­terung des Lebensraums und allen voran der weit überbordende Flächenfraß, den wir immer noch ungehindert vorantreiben, großteils als Verlust von Agrarflächen und Wiesenflächen. Es sind eben nicht die Waldökosysteme, sondern es ist genau dort, wo wir eigentlich unsere Nahrungsgrundlagen brauchen.

Umso wichtiger ist es, dass wir den heutigen Beschluss, der von fünf Parteien getragen wird, auch in künftige Entscheidungen für unseren eigenen Lebens­raum mitnehmen.

Der Biodiversitätsfonds – seit letztem Jahr mit 80 Millionen Euro ausgestattet – ist ein erster Schritt, etwas zur Verbesserung von gefährdeten oder in schlech­tem Zustand befindlichen Lebensräumen beizutragen. Es geht jetzt aber auch darum, dass wir fünf Parteien in diesem Haus gemeinsam die Biodiversitäts­stra­tegie 2030 unterstützen.

Das wird uns ziemlich fordern und unter anderem auch dazu beitragen, dass wir gemeinsam den Schulterschluss zwischen Bewirtschaftung – damit meine ich die landwirtschaftliche Bewirtschaftung – und Naturschutz voranbringen.

Es bringt überhaupt nichts, wenn man das immer gegeneinander ausspielt. Wir brauchen den Naturschutz für die Landwirtschaft, und wir brauchen die naturnahe Bewirtschaftung, um zu unterstützen, dass wir eine intakte Natur haben.

Als letzter Gedanke: Heute wurden von den NGOs und der Wissenschaft die heimischen Tiere und Pflanzen des Jahres 2023 präsentiert – viele Arten, die viele von uns wahrscheinlich gar nicht kennen.

Den Feuersalamander als Höhlentier wird vielleicht noch der eine oder andere kennen. Das Braunkehlchen, einen Wiesenbrüter, der als Bodenbrüter auf extensive landwirtschaftliche Flächen geradezu angewiesen ist – genau da brauchen wir diese Partnerschaft zwischen Naturschutz und Landwirtschaft –, die Haselmaus, die dichte wilde Hecken braucht, die zunehmend verschwinden, oder den kleinen Wasserfrosch, der auf kleine nährstoffarme Moorgewässer angewiesen ist, wird kaum jemand kennen.

Es zeigt aber, wie stark der Rückgang ist, dass wir viele unserer Mitgeschöpfe auf diesem Planeten leider kaum noch kennen. Umso wichtiger ist es, das heute als Zeichen zu nehmen, um auch vor der eigenen Haustür aktiv zu werden. (Beifall bei den Grünen sowie der Abgeordneten Berlakovich und Diesner-Wais.)

20.55

Präsident Ing. Norbert Hofer: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Joachim Schnabel. – Bitte, Herr Abgeordneter.