17.18

Abgeordnete Dipl.-Ing. Olga Voglauer (Grüne): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Verehrtes Hohes Haus! Spoštovana Visoka Hiša! Sehr geehrter Herr Minis­ter! Heute ist ein latcho dives. Latcho dives heißt ein schöner Tag, ein guter Tag. Es ist ein guter Tag für die Roma und Romnja, für die Sinti und Sintizze in Österreich, denn wir beschließen heute einen Antrag, der den 2. August zum auch österreichischen Roma-Holocaustgedenktag macht. Das heißt, unse­re Republik wird sich jeden 2. August an den Holocaust, an die Ermordung von 3 000 Roma und Romnja, Sinti und Sintizze im KZ Auschwitz erinnern.

Seit ich im Nationalrat bin, seit drei Jahren, war und ist es mir ein großes Anliegen, dieser Volksgruppe, dieser anerkannten Volksgruppe, in Österreich eine Stimme zu geben, einen Platz in unserer Gesellschaft zu geben. Roma und Romnja, Sinti und Sintizze sind es, die von all unseren autochtho­nen Volksgruppen noch immer am meisten diskriminiert werden. Alltagsdiskri­minierung, Arbeitsdiskriminierung, Polizeigewalt – all das steht täglich auf der Tagesordnung für Roma und Romnja, Sinti und Sintizze, und das in einem Österreich, das uns allen alle Chancen bieten sollte. Nein, für Roma und Romnja ist dem nicht so.

Über all die Jahre begleiten uns in unserer politischen Arbeit viele Vereine, viele Ehrenamtliche, hier in Wien, im Burgenland, aber auch über alle anderen Bun­desländer hinweg, die aktiv und täglich dafür kämpfen, dass Roma und Romnja die gleichen Rechte haben wie wir alle. Sie sind einerseits geschützt als autochthone Volksgruppe im Burgenland, aber auch hier in Wien, hier leben am meisten, aber sie sind auch durch die Roma-Strategie geschützt, und das macht sie so besonders. Ich erlebe sie als eine Gruppe, als eine Volksgruppe, die sich nicht nur damit beschäftigt, ihre Kultur zu leben, sondern auch weiter denkt und überlegt, wie man in Zukunft auch soziale Fragen, Gesellschaftsfragen gut lösen kann.

Besonders freut es mich, dass es in den letzten Jahren gelungen ist, auch eine Hochschüler:innenschaft der österreichischen Roma und Romnja zu grün­den. Von dieser Stelle aus einen herzlichen Gruß an alle, die sich ehrenamtlich engagiert haben und es geschafft haben, dass wir heute diesen Entschlie­ßungsantrag gemeinsam beschließen werden. (Beifall bei Grünen und ÖVP sowie der Abg. Krisper.)

Wir sprechen jetzt hier unter diesen Tagesordnungspunkten auch über den zweisprachigen Unterricht, der gesetzlich verbrieft ist für das Burgenland und für Kärnten, gleichzeitig aber auch für die Steiermark, was ja ganz viele verges­sen. Uns geht es darum, die Sprachkompetenzen der Schülerinnen und Schüler zu stärken, in beiden oder in mehreren Muttersprachen. Zweisprachig auf­zuwachsen ist ein Privileg. Ich selbst bin stolz darauf, ohne Weiteres in zwei Sprachen zu denken, zu träumen und zu fühlen.

„Z jezikom smo ali nismo.“ – Mit der Sprache sind wir oder sind wir nicht, hat Florjan Lipuš, Preisträger des Großen Österreichischen Staatspreises, gesagt. Mit der Sprache sind wir dann, wenn wir sie auch entsprechend vermitteln, wenn unseren Kindern ein Unterricht zur Verfügung gestellt wird, der qualitativ hochwertig ist und mithalten kann mit den Entwicklungen der Lehrpläne, die wir ja immer wieder auch in diesem Haus novellieren.

Insofern breche ich heute eine Lanze für einen qualitätsvollen zweisprachigen Unterricht, damit unsere Kinder nicht nur so wie jetzt zum Beispiel in den Volksschulen bis zu Mittag gute zweisprachige Bildung erhalten, sondern wir uns zukünftig auch dem widmen, wie eine Ganztagsschule, wie ganztägige Be­treuung in beiden Sprachen ausschaut: durch Kompetenz im Unterricht, durch Kompetenz beim Spracherwerb, aber auch durch Kompetenz bei der Aus­bildung unseres Lehrpersonals. – Danke schön, hvala lepa. (Beifall bei Grünen und ÖVP.)

17.22

Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Michael Bern­hard. – Bitte.