19.09

Abgeordnete Martina Kaufmann, MMSc BA (ÖVP): Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Bundesminister! Werte Kolleginnen und Kollegen hier im Hohen Haus, aber natürlich auch liebe Zuseherinnen und Zuseher zu Hause und auch auf der Galerie! Frau Kollegin Feichtinger von der SPÖ, wir sind uns absolut einig, wenn es darum geht, dass Berufsorientierung der Schlüssel zur weite­ren Gestaltung der Zukunft ist. Ich gebe Ihnen zu 100 Prozent recht, es darf nicht davon abhängen, in welche Familie oder in welche Region ich hinein­geboren bin. Da sind wir uns absolut einig. Ich gehe sogar noch einen Schritt weiter: Berufsorientierung ist der Schlüssel zu einer echten Wahlfreiheit zwischen schulischer und beruflicher Ausbildung. Nur wenn wir eine wirklich gute Berufsorientierung sicherstellen, haben wir die Möglichkeit, die Eltern, aber natürlich auch die Kinder und Jugendlichen vor diese Wahlmöglichkeit zu stellen, was das Beste für ihre persönliche Zukunft ist.

Wo wir uns in der Auffassung sozusagen unterscheiden, ist, welcher Weg dorthin der richtige ist. Sie fordern in Ihrem Antrag ein, dass das Ministerium Geld für die Berufsorientierung in den ländlichen Regionen ausgeben soll. Ich kann Ihnen aber sagen, dass das Ministerium auch in der Stadt nichts dazu­zahlt. Warum? – Ganz einfach: weil wir uns in Österreich irgendwann ein­mal dazu entschieden haben, dass das die Aufgabe der Interessenvertretungen, der Sozialpartner ist und dass das von einzelnen Regionen einfach über­nommen wird.

In der Steiermark ist es so, das kann ich Ihnen sagen, dass wir steiermarkweit rund 400 – 400, das ist keine kleine Zahl – Organisationen und Institutio­nen haben, die sich mit dem Thema Berufsorientierung für Schülerinnen und Schüler und für Eltern beschäftigen, dafür im Einsatz sind, vieles koordi­nieren und vieles machen. Wir haben in den einzelnen Bundesländern die Ta­lentcenter der Wirtschaftskammern. Die sind hervorragend, weil man dort nämlich entsprechend der Interessen, der Fähigkeiten, der Talente heraus­bekommt, welcher Beruf zu einem passt und damit auch, welche Ausbil­dung dafür notwendig ist.

Es gibt auch die Möglichkeit, das wissen aber die wenigsten, deshalb möchte ich das heute an dieser Stelle allen Eltern und Jugendlichen mitgeben, der berufs­praktischen Tage. Jugendliche haben die Möglichkeit, während der Schulzeit für fünf Tage ein Berufspraktikum, sprich berufspraktische Tage in einem Be­trieb, zu absolvieren. Sie haben außerdem die Möglichkeit, weitere 15 berufs­praktische Tage in den Ferien zu absolvieren. Nützt diese Chance! Schaut euch Betriebe an, schaut euch an, welche tollen Berufe es gibt – egal, ob das ein Lehrberuf ist oder ein Beruf, für den man ein Fachhochschul- oder ein Uni­versitätsstudium brauchen wird. Nur so kann es auch wirklich gelingen, einen Beruf von allen Seiten kennenzulernen.

Frau Kollegin, weil es bereits sehr, sehr viele Initiativen in diesem Bereich gibt, weil sehr, sehr viel angeboten wird, weil Berufsorientierung absolut not­wendig ist, werden wir Ihrem Antrag – so, wie Sie ihn angelegt haben – nicht zustimmen. Was ich Ihnen aber versprechen kann, ist, dass wir, und ich mache das bei uns in der Steiermark, überall dort, wo es Berufsorientierungsan­gebote gibt, diese auch vernetzen. Ich kann Ihnen nur empfehlen, schauen auch  Sie, dass Sie die einzelnen Anbieter in Ihrem Bundesland zusammenbrin­gen, damit nicht doppelt gemoppelt wird und die vorhandenen Ressourcen auch dort ankommen, wo sie gebraucht werden, nämlich bei den Familien, Kin­dern und Jugendlichen. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

19.13

Präsident Ing. Norbert Hofer: Der nächste Redner ist Herr Abgeordneter Clemens Stammler. – Bitte, Herr Abgeordneter.