19.23

Abgeordnete Dipl.-Ing. Karin Doppelbauer (NEOS): Herr Präsident! Herr Landwirtschaftsminister! Hohes Haus! Der Grüne Bericht ist immer ein wirklich interessantes Dokument, interessant zu lesen und interessant anzuschauen. Ich glaube tatsächlich, dass man, wenn man sich die Ergebnisse 2022 anschaut, sagen kann: Es gibt in diesem Jahr zumindest keinen Grund zu klagen! Das ist gut und auch wichtig, weil es in den letzten paar Jahren ja immer anders ausgeschaut hat. Es ist auch zu befürchten, dass sich diese positive Tendenz, was die Einkommen der Landwirtinnen und Landwirte betrifft, leider nicht so fortsetzen wird.

Wir sehen heuer schon, dass die erhöhten Betriebskosten – da ist es egal, ob wir über Dünger, Diesel oder Sonstiges reden – natürlich wieder massiv auf die Preise drücken werden. Tatsächlich sind die Preise im Handel ja auch sehr viel kleiner geworden, und deswegen befürchte ich schon, dass dieses Kurzzeithoch, dieser Ausreißer, der in einem massiv ungewöhnlichen Jahr mit dem Angriffskrieg Putins gegen die Ukraine seinen Anfang genommen hat, auf ganz, ganz vielen Ebenen furchtbar dramatisch war und einmal halt ein höheres Einkommen generiert hat, ein Ausreißer bleiben wird.

Weil es dann ja immer heißt – und auch wir diskutieren das viel und häufig –, 42 Prozent mehr Einkommen, das ist so viel und so großartig: Ja, es war ein gutes Jahr, es braucht sich aus meiner Sicht wirklich keiner zu beschweren. Tatsächlich ist es aber so, dass wir von einem sehr niedrigen Niveau ausgehen. Das durchschnittliche Einkommen je Hof seit 2011 ist 31 000 Euro im Jahr. Damit lassen sich keine Reichtümer ansparen.

Ich habe noch eine andere Zahl, weil mir die auch immer am Herzen liegt. Die betrifft die Arbeitsproduktivität – auf die schaut nämlich in der Landwirtschaft keiner; das macht man aber in jedem normalen Betrieb –, das Verhältnis zwischen dem wirtschaftlichen Ergebnis und der Arbeitsleistung. Das macht man in jedem wirtschaftlichen Unternehmen, das ist ein Standard-KPI in der BWL.

Die Landwirtschaft liegt da wirklich am untersten Ende von allen Berufssparten, die man sich angeschaut hat. Ehrlich gesagt, sie ist 2021 auf 24 000 gewesen. Auch das hat sie nur geschafft, weil es in Wien – durch die Gärtnereien und andere Betriebe dort – 50 000 waren; dort werden sehr viel höhere Einkommen erzielt. Das heißt, die Strukturen, die da geschaffen worden sind, sind wirklich ungünstig. Nochmals: Landwirtschaft: 24 000 Euro; Produktionsbetriebe, Industrie zum Beispiel: 100 000 Euro; sogar der Bau hat 78 000 Euro. Deswegen möchte ich noch einmal alle darauf hinweisen: Es war ein gutes Jahr, aber es ist tatsächlich nicht so, dass die Bauern vom Reichtum gejagt werden.

Das Grundübel besteht natürlich darin, dass die Erzeugerpreise sehr, sehr, sehr gering sind und dann die verarbeitenden Betriebe und der Handel dementsprechend drauflegen. Der Handel sagt natürlich auch: Wir müssen aus diesen und jenen Gründen teurer sein! Auch wir haben keine Megagewinnmargen! – Ganz so stimmt das aber nicht. Man braucht nur nach Deutschland zu schauen und sieht, dass dort die Lebensmittelpreise niedriger sind.

Es macht natürlich auch einen Unterschied, ob man in jedem Dorf einen Supermarkt baut, den man dann auch unterhalten muss. Natürlich ist das teuer und treibt die Gesamtkosten in die Höhe. Ein bisschen weniger Bodenverbau und ein bisschen weniger Supermarktdichte in Österreich wären ein Riesenschritt in die richtige Richtung.

Kollege Eßl hat so wunderbar auf die Rahmenbedingungen hingewiesen, die es noch brauchen würde, damit man die Einkommen generell auf einem guten Niveau absichern könnte. Auch sind sehr viele Mitglieder des Bauernbunds hier anwesend. Ich kann mich ehrlich gesagt gar nicht erinnern, wann der letzte Nicht-ÖVP-Landwirtschaftsminister hier gewaltet hat. Viel ist in diesem Bereich nicht weitergegangen, außer dass man wieder auf Förderungen, Förderungen und Förderungen zu sprechen kommt. Mein Anliegen, Herr Landwirtschaftsminister – Sie wissen das –, ist: Raus aus diesem Fördersumpf! Es muss möglich sein, von einer Landwirtschaft auch ohne Förderungen zu leben. Unternehmertum zurück in die Landwirtschaft! Die Bauern möchten das. – Vielen Dank. (Beifall bei den NEOS.)

19.27

Präsident Ing. Norbert Hofer: Nächster Redner ist Mag. Gerald Hauser. – Bitte, Herr Abgeordneter.

Moment! Das war ein Fehler von mir. Herr Bundesminister – es tut mir leid –, Sie gelangen natürlich zu Ihrer Stellungnahme zu Wort. Bitte, Herr Bundesminister.