12.44

Abgeordneter Dr. Christoph Matznetter (SPÖ): Frau Präsidentin! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Geschätzte Initiatoren und Initiatorinnen und Unterschreibende – 168 000, wir haben es gerade gehört –, die Sie ein wichtiges Thema hier ins Haus gebracht haben! Geschätzte Zuhörerinnen und Zuhörer! Die Erdachse ist um 23,27 Grad gegenüber der Ekliptik geneigt, also der Umlaufbahn unseres Planeten um die Sonne, was nicht nur dazu führt, dass es im Sommer wärmer und im Winter kälter ist, sondern auch dazu, dass die Lichtzeiten während der Drehung der Erde nicht nur an jedem einzelnen Breitengrad anders sind, sondern es wegen der Neigung noch dazu im Winter auf der Nordhalbkugel kürzere Tage und im Sommer längere Tage gibt. (Abg. Scherak: Ist das Geografie mit Prof. Matznetter?)

Mit der Natur und der Realität, die wir in diesem Universum nach 13,8 Milliarden Jahren vorfinden, kann man weder diskutieren noch kann man etwas daran ändern. Was man aber tun kann, wenn man Regelungen hat, die nicht vernünftig sind, ist, darüber zu reden, wie man sie ändert.

In einer Zeit, als selbst sehr gescheite und berühmte Regierungschefs Nassrasieren statt Trockenrasieren zum Energiesparen diskutiert haben, gab es eine Mode in mehreren Staaten – auch in Österreich –, zu sagen: Hey, wir sparen Energie, indem wir eine Sommerzeit einführen! Da ist es länger hell, deshalb drehen wir später das Licht auf! (Abg. Obernosterer: Das war der Kreisky!) – Genau.

Die vergangenen Jahrzehnte haben gezeigt, dass kein messbarer Erfolg vorhanden ist. Was wir aber gesehen haben, ist, dass die Situation der milchgebenden Kühe, der Kinder, die früher oder später aufstehen müssen, der Eisenbahnen und Flugzeuge, die eine Stunde warten müssen oder für die dann gar unterschiedliche Fahrpläne – mit 3A und 3B – gemacht worden sind, sagen wir einmal so, eher ein bisschen kafkaesk anmutet. (Abg. Wurm: Aha!)

Daher habe ich ein tiefes Verständnis dafür, dass die Mehrheit der Bürgerinnen und Bürger der Europäischen Union ein Ende dieses Zirkusses wollte, aber – und das ist etwas, das ich als Pro-Europäer leidvoll sagen muss – wir haben leider einen nicht funktionierenden Entscheidungsapparat in der Europäischen Union. Die Kommission hat – Kollegin Himmelbauer hat schon davon gesprochen – in der Folge einen unzureichenden Vorschlag vorgelegt. Die Ratspräsidentschaften – die letzte, die das überhaupt noch diskutiert hat, war übrigens die österreichische (Abg. Wurm: Ein Freiheitlicher!) – haben das Thema, wie man in Wien vielleicht sagen würde, versandeln lassen.

Daher mein großer, großer Dank an jene, die das Volksbegehren initiiert haben. Das Thema gehört zurück auf das Tapet, es gehört behandelt. Ich darf mich dem Appell anschließen: Versuchen wir, gemeinsam Druck zu machen, damit unsere Regierung in Brüssel vorstellig wird, damit mehr als der bisherige Kommissionsvorschlag zustande kommt und dieser Zielkonflikt beendet wird.

Wir hätten am liebsten eine einzige Zeitzone in der ganzen Europäischen Union, was quasi undenkbar ist, weil man mit der Natur nicht diskutieren kann. Es ist nicht zumutbar, dass dieselbe Zeit, die in Warschau und Bukarest gilt, auch in Lissabon gilt – auch heute nicht –, weil die Menschen dort völlig außerhalb jeden Zeitrahmens wären. (Abg. Wurm: In Los Angeles und New York auch!) Das merken ja schon unsere Kolleginnen und Kollegen Abgeordneten aus Vorarlberg – auch dort gehen die Uhren anders, dort ist es einfach länger hell (Abg. Scherak: Aber auch länger dunkel in der Früh!), was daran liegt, dass diese Kugel sich dreht und daher die Sonne anders steht. (Abg. Wurm: Ein Wunder, dass das nicht in Brüssel entschieden wird!)

Daher wollen wir einen Vorschlag, wir wollen eine einheitliche Zeit, die nicht umgestellt wird, und wir wollen eine Zeit, die der geografischen Lage des Landes gerecht wird. Vielleicht müssen es dann drei Zeitzonen sein: Na und! Es gibt Länder, die noch viel mehr Zeitzonen haben. Wenn wir bei solch einem Zeitsystem bleiben, dann muss es Zeitzonen geben.

Vielen, vielen Dank, dass Sie das Thema wieder aufgebracht haben. Ich verspreche Ihnen, wir werden es öfter ansprechen, und – ich komme zurück auf meine Vorrednerin – ich werde gemeinsam mit Eva Himmelbauer versuchen, das Thema wieder öfter auf das Tapet zu bringen und zu fragen: Was ist jetzt? Wann hören wir auf mit dem kafkaesken Zeitumstellen? – Danke. (Beifall bei der SPÖ.)

12.48

Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Maximilian Linder. – Bitte. (Abg. Loacker: In Kärnten ist die Sonne vom Himmel gefallen!)