14.43

Abgeordneter Nikolaus Prinz (ÖVP): Geschätzter Herr Präsident! Frau Bundes­minis­ter! Meine Damen und Herren! Ich darf den Zugang zu diesem Thema als praktizie­ren­der Bauer wählen. Ich beschäftige mich schon mehr als 40 Jahre mit der Landwirt­schaft. Wenn man von Biodiversität redet, sollte man sich, glaube ich, durchaus anschauen, wie sich manche Dinge verändern.

Ich sage bewusst dazu: Ich habe in der kleinen Gemeinde St. Nikola an der Donau einen kleinen Betrieb mit 10 Hektar Wiesen und 8 Hektar Wald. Wir sind in einem Berggebiet, und es ist ein pflinziger, steiniger Boden.

Als das Umweltprogramm 1995 gekommen ist, bin ich sofort ausgestiegen, auch nur einen Deka Handelsdünger zu streuen. Im Wesentlichen haben wir um die 0,5 bis 0,7 GVE/ha – also Großvieheinheiten je Hektar –, das heißt extensive Viehhaltung.

Der Pflanzenbestand hat sich in den 25 Jahren wesentlich verändert, aber sehr zum Nachteil – sehr zum Nachteil! Wir beschäftigen uns daheim mit Schafhaltung. Wenn ich in den Neunzigerjahren die Schafe auf die Weide getrieben habe, haben sie wesentlich besser gefressen als jetzt, denn es hilft halt nichts: Wenn es trocken ist, kein Wasser da ist, kein Dünger im Boden ist und dann nur mehr solche Pflanzen wie Schafgarbe oder Ruchgras stehen und kein Wiesenschwingel, kein Glatthafer, kein Rotklee, kein Timotheegras und so weiter, dann wollen die Viecher in Wirklichkeit nicht fressen. Das heißt: Nur die Extensivierung hilft uns in der Biodiversität überhaupt nicht. Wir müssen den Boden in Wirklichkeit gut mit Dünger versorgen und die Pflanzen zum richtigen Zeitpunkt nützen. (Beifall bei der ÖVP.)

Ich halte nichts davon, wenn wir sozusagen nur Raigras haben und damit Vollgas fahren. Wir müssen aber schon zur Kenntnis nehmen, nur Extensivierung ist noch keine Lösung – und da ist es wurscht, ob Biobauer oder konventionell wirtschaftend, das ist immer dasselbe.

Es spielt auch eine wesentliche Rolle, welche Wasserspeicherfähigkeit ein Boden hat. Gerade wenn ich an mein Mühlviertel oder an das Waldviertel denke: In den Jahren, in denen es trocken ist – und wir haben seit 2017 jedes Jahr ein trockenes Jahr mit wenig Regen –, müssen wir darauf schauen, dass der Boden gut gedüngt ist. Das trägt in Wirklichkeit auch zur Biodiversität bei. Ich verstehe nicht, dass es Vorschläge der Europäischen Union gibt, Flächen aus der Produktion zu nehmen – wo wir doch so viel Eiweiß importieren, egal ob in Richtung Verfütterung oder Lebensmittel! Erzeugen wir es doch in Europa! Oder denken wir an die Energie, Beimischung von Äthanol: Regionale Lebensmittel zu nutzen ist in Wirklichkeit der beste Beitrag zur Biodiversität, den der Konsument leisten kann. (Beifall bei der ÖVP.)

Eine Zahl, die man bitte weitersagen darf – wir reden ja gerne vom ökologischen Fuß­abdruck –: Ein Kilo Rindfleisch in Österreich erzeugt gute 10 Kilo CO2, das Rindfleisch aus Südamerika hingegen 84 Kilo CO2. (Ruf bei der FPÖ: Es lebe der Freihandel!)

Es gilt die Kulturlandschaft offen zu halten, genau deswegen kommen die Touristen nach Österreich. Kulturlandschaft erhalten wir durch bäuerliche Bewirtschaftung – nicht weil wir die Natur sich selbst überlassen, sondern weil wir sie bewirtschaften und pfle­gen. Deswegen kommen die Leute, und es ist auch ökologisch in Wirklichkeit das Beste. Denken wir an die CO2-Bindung beim Wald! Wenn wir ihn sich selbst überlas­sen, weist er gegenüber einem bewirtschafteten Wald nur ein Zehntel der CO2-Bindung aus. Wenn wir einen Boden mit einem richtigen Pflanzenbestand haben, ist die Aus­waschung in Richtung Nitrat wesentlich weniger. Daher: Praktiker statt Theoretiker, und letztlich: Hausverstand einsetzen, nachhaltig wirtschaften und ökosozial arbeiten! (Beifall und Bravorufe bei der ÖVP.)

14.46

Präsident Ing. Norbert Hofer: Herr Dipl.-Ing. Nikolaus Berlakovich ist der nächste Redner. – Bitte, Herr Abgeordneter.