19.13

Abgeordnete Barbara Neßler (Grüne): Herr Präsident! Geschätzter Herr Minister! Lie­be Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuseherinnen und Zuseher! Investitionen im Bil­dungsbereich sind wichtig. Darüber müssen wir nicht streiten. Dass in der Vergangenheit zu wenig passiert ist, das wissen wir auch alle. (Zwischenrufe bei der SPÖ.) Liebe SPÖ, wenn man es so polemisch formulieren möchte, wie Ihr Antrag jetzt ausgestaltet ist, gleicht das mehr einer Liste von allem, was die Sozialdemokratie in den letzten Jahr­zehnten durchbringen wollte, aber nicht getan hat. (Beifall bei Grünen und ÖVP. Abg. Heinisch-Hosek: Stellen Sie sich doch mal die Frage, warum!)

Ich möchte aber auf die einzelnen Punkte im Antrag eingehen, weil es eine gute Gele­genheit ist, um aufzuzeigen, woran wir gearbeitet haben und arbeiten.

Zu Punkt eins, Supportpersonal: Als Lehrperson hat man verschiedene Hüte auf, als Lehrperson ist man vieles, man ist LernberaterIn, man ist ErzieherIn, man ist Vertrauens­person, und nebenbei regelt man noch ganz viele organisatorische Dinge. Deshalb ha­ben wir im kommenden Schuljahr 1 000 zusätzliche administrative Kräfte für Pflichtschu­len installiert, das heißt, es bleibt mehr Zeit für den Unterricht und vor allem heißt das, es bleibt mehr Zeit für die Kinder. (Beifall bei Grünen und ÖVP.) An der Aufstockung von psychosozialem Supportpersonal wird ebenfalls gearbeitet.

Was aber im Laufe der Coronakrise tatsächlich zu wenig Aufmerksamkeit bekommen hat, ist die Frage: Was bedeutet diese Krise für junge Menschen, für Kinder mit einer psychischen Erkrankung? Das Problem ist nicht, dass wir jetzt nicht darüber gesprochen haben, sondern dass zu dem Thema generell zu viel geschwiegen wird. Warum? – Weil eine psychische Erkrankung in unserer Leistungsgesellschaft immer noch mit Schwäche verwechselt wird, obwohl es sehr großer Stärke bedarf, mit einer Krankheit zu leben oder eine Krankheit zu überwinden. Um da zu helfen, müssen wir aber nicht nur über das Supportpersonal sprechen, sondern auch über kostengünstige Psychotherapieplätze. Es ist erfreulich, dass wir für den Covid-Bedarf die Aufstockung um bis zu 20 000 The­rapieplätze in der Psychotherapie bei der ÖGK erreicht haben.

Zum nächsten Punkt, zur Digitalisierung: Die Regierung nimmt 200 Millionen Euro in die Hand, um den Achtpunkteplan umzusetzen. Was mir aber wichtig ist, sind nicht nur die Endgeräte, sondern auch, was auf dem Bildschirm abläuft. So, und da geht es nicht nur um die Sensibilisierung hinsichtlich Medienkonsum und Medien, sondern es braucht eine echte Medienbildung. Wie wichtig das ist, das sehen wir gerade in der letzten Zeit, Stich­wort Fakenews, Stichwort Hass im Netz.

Der nächste Punkt, Ferienbetreuung: Ja, durch die Coronasituation bleiben oft weniger Urlaubstage und somit bleibt weniger Betreuungszeit für die Kinder, deshalb haben wir die Sommerschule installiert. Wir haben auch, und das freut mich sehr, 30 Millionen Euro für die Sommerbetreuung für die Gemeinden herausverhandelt, wovon wir noch alle pro­fitieren werden. (Beifall bei Grünen und ÖVP. Zwischenrufe bei der SPÖ.)

Ich kann aufgrund der Zeit jetzt nicht auf alle Punkte eingehen, aber ein Punkt ist mir noch wichtig, auf den möchte ich unbedingt noch eingehen, das sind die Nachhilfestunden. Wir sollten, glaube ich, hier nicht über ein breiteres Angebot bezüglich Nachhilfe diskutie­ren, sondern darüber, dass wir ein Bildungssystem, eine Schule schaffen, wo keine Nachhilfestunden mehr nötig sind. (Beifall bei Grünen und ÖVP. Zwischenrufe der Abgeordneten Heinisch-Hosek und Leichtfried.)

Worüber wir sprechen müssen ist Chancengleichheit in der Schule, denn wir wissen alle, Bildung wird nach wie vor vererbt. Ja ich bin selber die Erste in der Familie, die maturiert hat, die studieren gehen durfte (Abg. Loacker: Also nicht vererbt!), und ja, es war nicht immer leicht. Mir konnte niemand in Englisch helfen, geschweige denn beim Stoff in der Oberstufe. Die Frage, wer sich Nachhilfe auf Dauer leisten kann, ist schnell beantwortet. Die Antwort auf die Frage, wie wir mehr Chancengleichheit in unseren Schulen erreichen können, ist nicht mit Nachhilfe zu beantworten, aber mit dem Ausbau von verschränkten Ganztagsschulen – die wir auch im Regierungsübereinkommen drinnen haben –, ohne Hausübung und ohne teure Nachhilfe. – So kommen wir ein Stück weiter!

Ich gebe der SPÖ recht, wenn sie davon redet, dass wir die Krise als Chance sehen und einen Dialog über die Schule der Zukunft führen müssen. Ja, in der Politik geht es ab und zu nicht so schnell, wie man es gern hätte. Wichtig ist aber auch, dass wir wissen, wo wir hin wollen: Wir brauchen ein Bildungssystem, das die Stärken der jungen Men­schen fordert und sie nicht aufgrund ihrer Schwächen bewertet. Wir brauchen ein Bil­dungssystem, in dem Kinder Kinder sein können und ohne Leistungsdruck lernen kön­nen, wir brauchen ein Bildungssystem (Zwischenruf der Abg. Heinisch-Hosek), in dem jedes Kind unabhängig von seiner Herkunft die gleichen Chancen hat.

Egal, wer in der Regierung ist oder wer in Opposition ist, wichtig ist, dass wir im Bildungs­bereich die dringenden Punkte durchbekommen, denn Bildung ist einfach eine Investi­tion in die Zukunft. Dass wir Verbesserungen erzielen, das ist der Grund, weshalb wir hier sind, das ist unser Job. Danke. (Beifall bei Grünen und ÖVP.)

19.19

Präsident Ing. Norbert Hofer: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Ing. Manfred Hofin­ger. – Bitte schön, Herr Abgeordneter. (Abg. Leichtfried in Richtung Abg. Hörl auf der Galerie –: Kollege Hörl ist jetzt ...!)