Vor allem in jenen Phasen, in denen es zu restriktiven Einschränkungen des öffentlichen Lebens kam, wurde das Arbeiten von zu Hause (Homeoffice) für all jene zur Regel, deren Anwesenheit am Arbeitsplatz nicht zwingend notwendig war. Elektronische Kommunikation ersetzte einen großen Teil der Besprechungen und Dienstreisen. Dadurch wurden Möglichkeiten und Grenzen neuer Arbeitsarrangements aufgezeigt. Die Möglichkeit, vermehrt von zu Hause sowie autonomer und flexibler zu arbeiten, ist dadurch im Bewusstsein von sowohl Arbeitnehmer:innen als auch Arbeitgeber:innen angekommen.
Ein besonders großer Anteil jener, die vermehrt im Homeoffice arbeiteten, war in den Branchen Finanz- und Versicherungsdienstleistungen sowie Information und Kommunikation beschäftigt – Branchen, die räumlich stark in städtischen Regionen verankert sind. Die geringsten Veränderungen in Bezug auf ihren gewohnten Arbeitsmodus erfuhren hingegen Beschäftigte in der Land- und Forstwirtschaft (neben den Branchen Gesundheitswesen, öffentliche Verwaltung und sonstigen Dienstleistungen).
Fragen, die sich daraus ergeben, zielen vor allem auf die Möglichkeiten ab, die der ländliche Raum jenen Menschen bietet, deren Arbeitsalltag sich offensichtlich ändern lässt bzw. bereits entsprechend geändert hat. Vorausgeschickt werden muss Folgendes: Es ist noch nicht vorherzusehen, ob sich die Entwicklung der weniger ortsgebundenen und dadurch dezentralisierten Arbeit manifestiert oder aber wieder umkehrt, sobald die Lebensumstände nicht mehr (so stark) durch COVID-19 bestimmt werden. Trotzdem müssen die infrastrukturellen Voraussetzungen gegeben sein, bevor es für Menschen überhaupt zu einer realistischen Option wird, den Arbeitsplatz (teilweise) ins Homeoffice am Land zu verlagern. In erster Linie betrifft das die technischen Möglichkeiten (vor allem eine stabile Internetverbindung, Stichwort Digitalisierung) und ein umfassendes Angebot an Kinderbetreuungseinrichtungen (auf Vollzeitbasis). Darüber hinaus ist auch eine einfache, schnelle und leistbare Verkehrsanbindung an städtische Zentren von großer Bedeutung, da der Arbeitsalltag in den meisten Fällen nach wie vor nicht gänzlich ohne Präsenz auskommen wird. Ähnliche Fragestellungen standen im Zentrum der Jahrestagung 2020 des LEADER-Programms der EU, welches die Förderung des ländlichen Raums zur Aufgabe hat. Unter dem Titel "Digitalisierung: Neue Chancen für ländliche Regionen?" kamen Expert:innen zu dem Schluss, dass eine Verbesserung dieser Rahmenbedingungen im Zusammenhang mit flexiblen Arbeits(zeit)modellen vor allem auch dazu beitragen würde, das Potenzial weiblicher Arbeitskräfte insgesamt, also auch für den städtischen Raum, besser zu nutzen.