Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 5. Sitzung / Seite 117

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Hier im Hohen Haus haben Sie gesagt, das Personal des Hauptverbandes gehöre aus­getauscht, denn das seien lauter Reformbremser, und da müsse es neue Leute geben, die Ge­sundheitsreformen machen. Diese Gesundheitsreformen haben die Österreicherinnen und Ös­ter­reicher gesehen. Das Einzige, was Sie zusammengebracht haben, ist eine Ambulanz­gebühr, die als Gesund­heits­reform gescheitert ist, und genau aus diesen Gründen stehen wir vor der Notwendigkeit großer Reformen, weil eben nicht alles so wunderbar gewesen ist. (Beifall bei der SPÖ.)

Wenn Sie über die Situation auf dem Bildungssektor reden und sich mit Recht Sorgen darüber machen, wie wir einzelne Dinge finanzieren können – und ich halte das für eine berechtigte Sorge –, dann muss ich Ihnen sagen: Es ist doch bedenklich, dass wir zwar zu jenen Ländern gehören, die, wie es auch die OECD bestätigt, die höchsten Ausgaben im Bildungsbereich haben, dass wir aber nach der einzigen internationalen Vergleichbarkeitsstudie, nämlich der PISA-Studie, zur Überraschung aller nicht auf Platz eins liegen, sondern auf Platz zehn. Das heißt, es gibt eine enorme Reformnotwendigkeit im Bildungsbereich und keinen Grund für Selbst­zufriedenheit am Beginn dieser neuen Legislaturperiode. (Beifall bei der SPÖ und den Grünen.)

Wir sprechen darüber, wo überall Reformen notwendig sind. Ein Punkt, wieso im Pensions­bereich Reformen notwendig sind, liegt auch im folgenden Umstand: In der letzten Legis­laturperiode haben Sie immer eine Milliarde € von der Arbeitslosenversicherung an die Pen­sionsversicherung überwiesen. Da die Kassen der Arbeitslosenversicherung ausgeräumt sind, ergibt sich noch ein zusätzlicher Konsolidierungsbedarf bei den Pensionen. Der ist aber nicht erst heute entstanden, sondern das ist die Folge der Untätigkeit der letzten drei Jahre.

Deswegen ist die Situation so dramatisch, und daher besteht ein innerer Widerspruch zwischen Ihren Darstellungen, dass alles so wunderbar gewesen ist, und der Notwendigkeit, dass wir heute in Österreich dringend Reformen brauchen. Diese Wahrheit ist allemal zumutbar, Herr Bundeskanzler! (Beifall bei der SPÖ.)

Sie haben gesagt – und ich habe genau zugehört –: Vergleichen wir die Bruttolohnentwicklung zwischen Deutschland und Österreich! – Sie haben dabei die Wahrheit gesagt: Die Bruttolöhne sind in Österreich tatsächlich stärker gewachsen, und zwar auch auf Grund der guten Ver­handlungen, die die Arbeitnehmervertreter mit den Unternehmern geführt haben, und das war natürlich auch das Ergebnis der großen Produktivitätssteigerung, auf die Sie verwiesen haben.

Aber das, was für die Österreicherinnen und Österreicher zählt, nämlich das, was netto im Geldbörsel bleibt, ist leider nicht gestiegen, weil durch Ihre Belastungspolitik, die Sie jetzt weiter ungehindert fortsetzen wollen, von all dem, was brutto erwirtschaftet wurde, den öster­reichischen Arbeitnehmern netto nichts übrig geblieben ist. (Beifall bei der SPÖ.)

Sie können die 320 000 Menschen in Österreich fragen, die heute arbeitslos sind, ob es ihnen besser geht. Aber fragen Sie nicht nur die 320 000 Arbeitslosen, sondern fragen Sie auch diejenigen, die in Arbeit stehen, ob es ihnen heute besser geht. – Die große Mehrheit wird Ihnen sagen: Es stimmt, dass wir heute mehr arbeiten müssen, es stimmt, dass wir bedeutend produktiver geworden sind, aber leider bleibt uns dafür nicht unser gerechter Anteil, weil die Belastungspolitik der Bundesregierung uns das wegnimmt.

Daher sage ich Ihnen: Wir alle wollen, dass es den Österreicherinnen und Österreichern besser geht, aber das muss anders funktionieren als in den letzten drei Jahren, denn Ihre Politik hat dazu nicht beigetragen. (Beifall bei der SPÖ.)

Sie haben Recht, dass wir in der Analyse der Probleme vielfältige Übereinstimmung erzielt haben. Das ist für mich unbestreitbar. Es gibt allerdings, wenn man ein Problem analysiert, unterschiedliche Antworten, und diese Antworten geben dann Auskunft darüber, wer einen größeren oder einen kleineren Beitrag zu leisten hat.

Wenn wir uns dazu entschließen, in Österreich eine Pensionsreform durchzuführen, die nicht nur so wie die letzte Reform drei Jahre halten soll, sondern die auch für die heute unter


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