Nationalrat, XXII.GPStenographisches Protokoll61. Sitzung / Seite 65

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(Bundesminister Dr. Bartenstein und Abg. Mag. Molterer: Das war aber eine Sozial­partnereinigung!) Aber wenn es darum geht, im Sinne des Gemeinwohls eine Flexibilisierung von den Unternehmern einzufordern, dann zieht er sich zurück und betätigt sich nur als Bremser. Aber Flexibilisierung kann keine Einbahnstraße sein, das ist vielmehr etwas, was in beide Richtungen gehen muss. (Beifall bei der SPÖ sowie des Abg. Dr. Pirklhuber.)

 Frau Staatssekretärin, hier von einem Meilenstein, von großen Würfen zu sprechen, ist weit verfehlt. Es ist zwar ein kleiner Schritt in die richtige Richtung, aber sicher nicht mehr. Ein Meilenstein beziehungsweise ein großer Wurf wäre es gewesen, wenn wir hier und heute den „Papamonat“ beschließen würden. Das wäre etwas, das wirklich die Bezeichnung „großer Wurf“ verdient hätte. Was machen Sie mit diesem Vorschlag? – Ohne viel zu diskutieren, ohne groß darauf einzugehen wird er abgelehnt.

Wir Sozialdemokraten müssen uns vorwerfen lassen, dass wir Fundamental-Oppo­sition betreiben. In Wirklichkeit ist es aber so, dass wir mehr als der Hälfte Ihrer Vor­schläge und Vorlagen zustimmen. – Wie ist das umgekehrt? Wie vielen Anträgen von der Opposition hat die Regierung zugestimmt? Einem, zwei in der ganzen GP? Wenn überhaupt, ich kann mich eigentlich nur an ein einziges Mal in der gesamten GP erinnern, dass die Regierungsparteien Vorschlägen der Opposition zugestimmt haben. In Wirklichkeit sitzen nämlich die Fundamentalisten auf der Regierungsbank und in den Reihen der kleinen Koalition. (Beifall bei der SPÖ.)

Aber zurück zum Thema. Den „Papamonat“ gibt es bereits in einigen europäischen Ländern – zum Beispiel in Frankreich, auch Schweden wurde schon erwähnt –, und dies sehr erfolgreich. Dieser Monat gibt den Vätern die Möglichkeit, in den ersten Wochen nach der Geburt genügend Zeit zu haben, um sich gemeinsam mit der Mutter auf die neue Rolle des Vaterseins einzustellen. Das ist wichtig, denn wir wissen ja alle: Vater werden ist nicht schwer, Vater sein dagegen sehr. Kollege Amon kann sicher auch ein Lied davon singen, dass es der größte Einschnitt im Leben eines Mannes ist, Vater zu werden. Der „Papamonat“ wäre die Gelegenheit, sich darauf einzustellen.

Der „Papamonat“ bietet aber auch die Möglichkeit, die Mutter in den ersten Wochen nach der Geburt, wenn sie sicher noch nicht 100-prozentig leistungsfähig ist, zu entlasten. Er bietet die Möglichkeit, persönliche Ängste zu überwinden: Kann ich so ein kleines Ding überhaupt versorgen? Er bietet eine Reihe anderer Möglichkeiten, etwa die Möglichkeit, sich stärker um ältere Kinder zu bemühen, die vielleicht darunter leiden, dass die Mutter in den ersten Wochen nach der Geburt weniger Zeit hat, weil sie sich eben um das neugeborene Kind kümmern muss.

Es gibt eine ganze Reihe von Gründen dafür, dass dieser Vaterschutzmonat bezie­hungsweise „Papamonat“ etwas Vernünftiges wäre. Vor allem aber ist er so etwas wie eine Initialzündung vom „Papamonat“ zum Lebenspapa. Das ist etwas, das sich zum Beispiel in Schweden beweist. In Schweden nehmen zehnmal so viele Väter wie in Österreich die Möglichkeit der Karenz in Anspruch, und mit ein Grund dafür: weil sie eben diese Initialzündung des „Papamonats“ haben. Schweden hat – nicht nur, weil es diesen „Papamonat“ gibt, sondern weil es neben Kinderbetreuungseinrichtungen und vielen anderen Dingen mehr eben auch diesen „Papamonat“ gibt – eine deutlich höhere Geburtenrate als Österreich.

Besonders unverständlich in diesem Zusammenhang ist, dass Sie die Möglichkeit der Teilzeitkarenz gestrichen haben, weil diese nämlich prozentuell die meisten Väter in Anspruch genommen haben. In diesem Bereich sind die höchsten Zuwachsraten bei der Zahl jener Väter, die die Karenz in Anspruch nehmen, zu verzeichnen gewesen. Wieso Sie das gestrichen haben, weiß ich nicht. Es zeigt sich nur eines: Dass Ihre


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