Parlamentskorrespondenz Nr. 754 vom 30.12.2002
THEMISTOKLES - DER SIEGER VON SALAMIS
Wien (PK) - Bei näherer Betrachtung des Quadrigensockels über dem Herrenhaus an der Ecke Ring - Schmerlingplatz kann man dessen Thematik erkennen: Strategie und Taktik.
Das Relief "Strategie" befindet sich auf der Ringstraßenseite und wird von den Statuen des Manlius Torquatus und des Fabius Maximus umgeben. Beide leisteten dem römischen Reich unschätzbare Dienste: Als die Gallier Rom bedrohten, besiegte der tapfere Manlius Torquatus im Jahr 362 v. Chr. einen riesigen Gallier; Quintus Fabius Maximus, 217 v. Chr. zum Diktator ernannt, wiederum zermürbte mit Hinhaltetaktik die Armee Hannibals, indem er Feldschlachten gegen die überlegene karthagische Armee vermied. Für diese Kriegführung erhielt er den Ehrentitel "Cunctator", der Zauderer, und galt für seine Zeitgenossen als Retter Roms vor Hannibal. Neben Quintus Fabius Maximus steht - bereits auf der Seite des Schmerlingplatzes - die Statue des Themistokles des Siegers von Salamis 480 v. Chr., der in Anbetracht des erwarteten Angriffs der Perser den Grundstein für die Seemacht Athen legte und darüber hinaus der Athener Demokratie den Weg bereitete. Zwischen ihm und dem tapferen Leonidas (um 480 v. Chr.), der in aussichtsloser Situation gegen den Perserkönig Xerxes sein Leben mit einigen wenigen Gefährten hingab und so seine Bündnispartner rettete, ist das Relief "Taktik" platziert.
Bis zur nächsten Statue des Dädalos an der Ecke zur Reichsratsstraße verkörpern acht weitere Statuen die Allegorien Geologie, Geodäsie und Physik. Daran schließt der Berufsstand der Richter, die Versinnbildlichung der Chemie, die Darstellung eines Gelehrten sowie die Allegorien der Geographie und der Kraft.
STRATEGIE UND TAKTIK
Die Rolle der Schlange in beiden Reliefs verdient einer besonderen Erwähnung. Sie findet sich auch im Inneren des Parlamentsgebäudes wieder, nämlich als Türklinke. Die Schlange galt in der Antike als Wesen, der insbesondere Klugheit und Besonnenheit, aber auch hellseherische Fähigkeiten zugebilligt werden. So passt sie auch immer wieder zu Pallas Athene der Göttin der Weisheit, des Friedens und der strategischen Kriegskunst. Beide Reliefs hätten sich auf den Giebel "Landesverteidigung" beziehen sollen, dieser wurde jedoch nicht ausgeführt.
Die Darstellung der "Strategie" wurde von Hugo Härdtl geschaffen. Den Mittelpunkt bildet eine thronende weibliche Gestalt, durch ihre Attribute, vor allem durch den Kopfschmuck, unschwer als Pallas Athene zu erkennen. In der rechten Hand hält sie eine Lanze, um den sich eine Schlange windet. Als weise Strategin lehrt sie den kämpferischen Kriegsgott Ares, bewaffnet mit seinem Schwert, die Kunst der Strategie, die oft weiter führt als bloße Gewalt. Rechts hinter Pallas Athene ist die Siegesgöttin Nike zu sehen, mit dem Siegeskranz in der Hand, den sie Athene aufsetzen zu wollen scheint. Nike wurde in der Antike als Personifikation einer göttlichen Macht verstanden, als Göttin des vollendeten Sieges, der erst durch geklügelte Strategie zu erringen ist. Dementsprechend ist es nachvollziehbar, dass sie Athene bekränzen möchte, welche durch ihre Weisheit gleichsam als Mutter der Sieges begriffen werden kann. Die hinter ihr sitzende weibliche Gestalt erinnert frappant an die Darstellung der "Gesetzgebenden Gewalt" des Athenebrunnens vor dem Parlamentsgebäude.
Die Personengruppe auf der linken Seite des Reliefs umfasst zunächst einen nackten Soldaten, versehen mit Ovalschild, Lanze und attischem Helm. Er hat dem Betrachter den Rücken zugekehrt. Neben ihm kniet ein ebenfalls nackter Mann, der sein Schwert mit einem Schleifstein schärft. Zu diesen beiden hat sich der göttliche Sendbote Hermes dazugesellt.
Ebenfalls aus der Hand Hugo Härdtls stammt das Relief "Taktik". In der linken Hälfte sind zwei Soldaten mit üblichen Attributen wie Wurfspeer, Schwert und Rundschild zu erkennen. Ihnen wendet sich im Zentrum der Reliefplatte Kriegsgott Ares in, wie es so schön heißt, "heroischer Nacktheit" zu. Seine Handgestik lässt vermuten, dass er ihnen taktische Anweisungen gibt. Auch unter ihm ist eine sich windende Schlange zu sehen. Rechts von ihm sitzt Hephaistos auf einem Amboss. Er hält einen langstieligen Hammer in der Hand und betrachtet den Kriegsgott nachdenklich in der Pose des - viel später von Rodin so ausdrucksvoll gestalteten - Denkers. Den Abschluss des Reliefs bildet eine Frauengestalt mit offenem, fliegendem Haar, die mit der einen Hand eine Fackel und mit in der anderen eine Schlange umfasst. Rehucek deutet diese Figur auf Grund der sonst unüblichen Frisur als Mänade, die hier eine rasende und entfesselte Kriegsfurie als Begleiterin des Ares darstellt.
Dem Lebensweg des Manlius Torquatus und des Quintus Fabius Maximus wurde in dieser Reihe bereits ein Kapitel gewidmet (PK Nr. 286 vom 22. 4. 2002 sowie Nr. 187 vom 18. 3. 2002). Zu ergänzen ist, dass Torquatus von Josef Lax gestaltet wurde. Er ist als römische Kaiserstatue dargestellt. Am Haupt trägt er einen Lorbeerkranz, in seiner Linken ist das römische Kurzschwert, der "gladius", zu sehen. Der Künstler des Maximus ist Alois Düll. Auch Maximus wurde mit einem Lorbeerkranz versehen. Sein Körper wird von einem Panzer umgeben, auf den plastisch eine "gorgomedusa" aufgesetzt wurde. Das stabförmige Zepter wird von einem Adler, dem Hoheitssymbol Jupiters, bekrönt.
THEMISTOKLES - EIN AUFSTEIGER AUS ATHEN RETTET GRIECHENLAND VOR DEN PERSERN
Der Athener Staatsmann Themistokles wurde um 527 v. Chr. geboren. Väterlicherseits stammte er aus einer alten, aber unbedeutenden attischen Familie, seine Mutter war eine zugewanderte Thrakerin. Als "Halbbürger" hatte der spätere Staatsmann, der als Sieger von Salamis in die Geschichte einging, nach traditionellen Athener Maßstäben keine Aussicht auf eine Rolle im öffentlichen Leben seiner Heimatstadt. Die Verhältnisse begannen sich aber zu ändern: 510 vertrieben die Athener ihren letzten Tyrannen, Hippias, aus der Stadt. Um Bürgerkrieg und Tyrannis auf Dauer zu überwinden, schuf Kleisthenes, aufbauend auf Ideen Solons, eine neue Verfassung, die breitere Schichten des Volkes (demos) in die politische Verantwortung einbezog. Im Zeichen der Gleichheit (isonomia) drängte Kleisthenes den Einfluss des Adels auf die Volksversammlung zurück und legte die Wahl der Kandidaten für den wichtigen "Rat der Fünfhundert" tatsächlich in die Hand des Demos.
Themistokles war ein typischer Vertreter der damals selbstbewusster werdenden Athener Volkes. Wie Plutarch berichtet, tat sich der begabte junge Mann, der keinen Zugang zu den Gymnasien der Stadt hatte, bei seinen Altersgenossen mit Temperament, Verstand und Ehrgeiz hervor und veranlasste seine wohlgeborenen Freunde, ihre Übungen ihm zuliebe auf dem unansehnlichen Sportplatz der "Zugereisten" außerhalb der Stadt zu absolvieren.
Schon in jungen Jahren beschloss Themistokles Staatsmann zu werden, und eignete sich bei Mnesiphilos, einem Vorläufers der Sophisten, alle Kenntnisse und Fertigkeiten an, die ein Politiker damals brauchte. Sein Hauptgegner war Aristides, ein unbestechlicher Adeliger mit festem Charakter, den die Athener "den Gerechten" nannten. Die Aufbruchsstimmung im damaligen Athen begünstigte aber Themistokles, der die Menschen mit seinen kühnen Plänen und umwälzenden Ideen gewann.
Die Verfassungsreform des Kleisthenes und das politische Erwachen des Athener Volkes kennzeichnen die inneren Umwälzungen in Athen um 500. Eng im Zusammenhang damit stand die Wendung der bis dahin selbstgenügsamen Stadt nach außen: Als die ionischen Stammesbrüder in Kleinasien gegen die persische Herrschaft revoltierten, entsandten die Athener ein Hilfskontingent. Persische Reaktionen ließen nicht lange auf sich warten. Im Jahr 492 - Themistokles hatte als Archont gerade sein Jahr im Regierungskollegium absolviert - segelte eine persische Kriegsflotte unter Mardonios Richtung Athen, scheiterte aber in einem Sturm am Berg Athos.
Zwei Jahre später stach ein persisches Geschwader mit 600 Schiffen und mehr als hunderttausend Soldaten in See und nahm über die Ägäis Kurs auf Attika. Mit an Bord war der aus Athen vertriebene Tyrann Hippias, der seine Herrschaft mit Hilfe der Perser wiederzuerrichten hoffte. Unter ihrem Oberbefehlshaber Miltiades - der 37-jährige Themistokles nahm als gewählter Stratege an der Schlacht teil - griffen die Athener die Perser nach der Landung bei Marathon an und feierten einen glänzenden Sieg. Für Themistokles war die Persergefahr damit aber noch lange nicht gebannt. Gegenüber vielen seiner Mitbürger wollte Themistokles die Verteidigungsbereitschaft Athens verbessern. Seine Strategie ging weit über das Militärische hinaus und sah die Zukunft der biederen Handwerker-, Händler- und Bauernstadt Athen als Seemetropole.
Während eines Konflikts mit der benachbarten Insel Ägina setzte Themistokles seinen Vorschlag durch, die staatlichen Einkünfte der Silberminen von Laureion für den Bau von 200 Trieren (Dreiruderern) zu verwenden und am Piräus einen neuen Hafen zu bauen. Aristides, der gegen diese Pläne opponierte, zwang Themistokles durch ein Scherbengericht in die Verbannung. So schuf Themistokles die Voraussetzungen zur erfolgreichen Verteidigung Griechenlands gegen die Invasion der Perser im Jahr 480. Mit seinem Flottenbauprogramm wurde er zum Wegbereiter jener wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung, die in der klassischen Demokratie Athens gipfelte.
DER SIEGER VON SALAMIS
Der von Themistokles vorausgesagte große Angriff der Perser kam im Jahr 480. Die Flotte des Königs Xerxes griff mit mehr als tausend Schiffen vom Norden her an. Für die Überquerung des Bosporus - auf einer eigens errichteten Pontonbrücke - brauchte das auf über eine Million Mann geschätzte persische Heer "sieben Tage und sieben Nächte", berichtete Herodot. Die Lage der Griechen war aussichtslos. Dennoch bewahrte Themistokles seinen Mut und ließ keinen Zweifel am Verteidigungswillen Athens aufkommen. Einen Gesandten des Xerxes, der die Unterwerfung Athens forderte, ließ Themistokles kurzerhand enthaupten, "weil er die Stirn hatte, die griechische Sprache für die Befehle eines Barbaren zu missbrauchen", heißt es bei Plutarch.
Als sich die verbündeten Griechen vor Euboia mit 271 Schiffen der persischen Armada entgegenstellten, überließ Themistokles den Spartanern den Oberbefehl, um sie bei der Stange zu halten. In zwei Gefechten erzielten die Verteidiger immerhin Teilerfolge, mussten nach der Niederlage ihres Heeres am Thermopylenpass aber weichen. Themistokles deckte mit den athenischen Schiffen erfolgreich den Rückzug. Themistokles erwartete die Perser in der Meerenge zwischen Athen und der vorgelagerten Insel Salamis - dort wollte er die Entscheidung in einer Seeschlacht herbeiführen. Dies setzte voraus, Athen dem heranrückenden Feind zu überlassen; Frauen, Kinder und Sklaven sollten nach Salamis, Ägina und auf die Peloponnes evakuiert werden. Um seine Mitbürger davon zu überzeugen, zog Themistokles alle Register der Massenpsychologie: Er deutete den Athenern einen Orakelspruch als Aufforderung, die Schiffe zu besteigen, zeigte sich großzügig gegenüber seinen Gegnern und rief Aristides aus der Verbannung zurück. Schließlich verbreitete er mit Erfolg das Gerücht, die göttliche Schlange auf der Akropolis, deren Verhalten die Athener als Willen ihrer Stadtgöttin Pallas Athene deuteten, habe ihr Gehege verlassen und sei bereits auf dem Weg zum Meer.
Nun musste Themistokles die griechischen Bundesgenossen zum Kampf gegen die übermächtige Flotte der Perser motivieren. Denn die Peloponnesier wollten Mittelgriechenland preisgeben und Xerxes durch eine Mauer quer über die Landenge bei Korinth am weiteren Vordringen nach Süden hindern. Themistokles versammelte die Anführer der Griechen auf einer Triere und rettete mit einer flammenden Rede das Bündnis. Als aber die persische Flotte vor Salamis erschien und Xerxes sich mit dem Landheer am Ufer des Festlandes zeigte, "seine ganze riesige Streitmacht vor den Augen der Griechen vereinigend", sank, wie Plutarch schreibt, der Mut der Verteidiger. Während die verängstigten Bündnispartner bereits ihre Flucht vorbereiteten, griff Themistokles zu einer List, um die Schlacht zu erzwingen. Er bot sich Xerxes mit Hilfe eines persischen Gefangenen als Verräter an und riet ihm, anzugreifen. Xerxes glaubte Themistokles und bereitete den Kampf vor, indem er die griechische Flotte einschloss. Ohne anderen Ausweg stürzten sich die Griechen nun mit dem Mut der Verzweiflung in den Kampf. Die kluge Taktik des Themistokles ging auf: Eine Brise trieb die persische Flotte in die Meerenge, wo die Griechen mit ihren wendigen Fahrzeugen viele der großen, schwerfälligen persischen Schiffe versenken konnten.
Um die Niederlage abzuwenden, wollte Xerxes mit seinem Heer nach Salamis übersetzen. Diesen Plan vereitelte Themistokles mit einer weiteren List: Er verbreitete das Gerücht von der Absicht der Athener, die Kriegsbrücke über den Bosporus zu zerstören und dem Heer des Xerxes den Rückzug abzuschneiden. Xerxes ließ sich abermals täuschen, brach den Kampf ab und floh nach Norden. Seine Nachhut überwinterte unter dem Feldherrn Mardonios in Thessalien und wurde im darauffolgenden Jahr 479 von den Griechen bei Platää besiegt.
SOZIALE GLEICHHEIT UND SEEHERRSCHAFT - BASIS DER ATHENER DEMOKRATIE
Der Historiker Herodot würdigt die Leistungen der Athener unter Themistokles, die die griechische Autonomie retteten und verhinderten, dass ganz Griechenland eine persische Satrapie wurde. Seine Autorität als siegreicher Feldherr nutzte Themistokles, um das von den Persern zerstörte Athen in seinem Sinne wieder aufzubauen. Dazu gehörte vor allem auch der Ausbau des Hafens Piräus. Entgegen den agrarischen Traditionen der Stadt, die ihren Ausdruck in der Legende vom Ölbaum fanden, den Pallas Athene ihrer Stadt geschenkt haben soll, lenkte Themistokles den Blick der Athener auf das Meer, die Flotte und den Seehandel. "Er stärkte dadurch auch den Einfluss des Volkes gegenüber der Aristokratie und pflanzte ihm ein stolzes Selbstbewusstsein ein, da nun Matrosen, Rudermeister und Steuerleute die Macht in die Hände bekamen. Aus diesem Grund haben in späterer Zeit die dreißig Tyrannen die Rednerbühne auf der Onyx, welche so angebracht war, dass die Redner aufs Meer hinaussahen, dem Lande zugedreht. Denn sie waren überzeugt, dass die Demokratie aus der Herrschaft der See hervorgegangen sei und dass sich ein Volk von Ackerbauern viel leichter mit einem oligarchischen Regiment abfinden werde", schreibt Plutarch.
THEMISTOKLES IM PERSISCHEN EXIL
Die "Mühen der Ebenen" im aufstrebenden Athen machten Themistokles stärker zu schaffen als die Übermacht der Perser bei Salamis. Mit seinem Hang zur Großspurigkeit, seiner Prahlsucht und Eitelkeit machte er sich bei den Athenern verhasst. 470 verbannten sie den "Retter Griechenlands" durch ein Scherbengericht, "wie sie es mit allen zu tun pflegten, deren Macht ihrer Meinung nach allzu schwer auf der Stadt lastete und in keinem Verhältnis mehr stand zur demokratischen Gleichheit".
Themistokles ging zunächst nach Argos, wo er sich bald mit Anschuldigungen wegen Hochverrats konfrontiert sah. Nach jahrelanger Flucht vor athenischen Häschern, die unter anderem nach Korfu, zu den nordwestgriechischen Molossern und nach Ephesos führte, suchte Themistokles im Jahr 464 Schutz und Hilfe bei seinen einstigen Erzfeinden, den Persern. Dem Nachfolger des Xerxes, Artaxerxes, leistete Themistokles den Kniefall und machte für sich geltend, dass er, Themistokles, dem persischen Heer nach der Schlacht bei Salamis die Rückkehr in die Heimat ermöglicht habe. Der König nahm Themistokles gerne auf, lernte den lebhaften Griechen als Gesprächspartner schätzen, ließ ihn an seinem Hofleben teilnehmen und stattete seinen Gast mit der Herrschaft über die Städte Magnesia, Lampsakos und Myus aus. Den Rest seines Lebens verbrachte Themistokles im Stile eines reichen Persers in Magnesia, wo er im Alter von 65 Jahren gestorben sein soll.
Die Statue stammt von Karl Schwerzek, der den griechischen Staatsmann vollbärtig und gebieterisch in militärischer Tracht zeigt. Er wird von einem langen Mantel effektvoll umhüllt, den Kopf bedeckt ein attischer Helm. Hinter ihm lehnt ein griechischer Rundschild.
Theophil Hansen hat dem Sieger von Salamis und Wegbereiter der attischen Demokratie nicht nur mit einer Skulptur auf der Attika des Herrenhauses einen zentralen Platz zugeordnet, sondern auch im leider nicht mehr erhaltenen Sitzungssaal selber. An der Stirnseite des Saales stand bis 1945 eine Themistokles-Statue, die der Bildhauer Edmund Hoffmann von Aspernburg nach klassischen Mustern des Strategentypus - mit korinthischem Helm, Panzer, Schwert und Beinschienen - angefertigt hat.
LEONIDAS - SEINE PERSÖNLICHE NIEDERLAGE BRACHTE DEN SIEG
Leonidas, über dessen tapfere Hingabe seines Lebens Herodot (Historien 7, 219-228) eindrucksvoll berichtet, hat von 488 bis 480 v. Chr. als König in Sparta geherrscht.
Berühmt wurde er durch seinen heldenhaften Tod gegen Xerxes, wodurch er den Verbündeten das Leben rettete und deren Widerstandskraft stärkte. Als der Perserkönig Xerxes im Sommer 480 v. Chr. mit über 100.000 Mann und einer starken Flotte Griechenland bedrohte, beauftragten die zum Kampf entschlossenen Mitglieder des Peloponesischen Bundes den Spartanerkönig Leonidas mit der Verteidigung des strategisch wichtigen Thermopylenpasses.
Nach Herodots Schilderungen hatten die Griechen von Anfang an keine guten Karten. Der Seher Megistias hatte ihnen den Tod bei den Thermopylen vorausgesagt. Das Orakel in Delphi hatte ihnen prophezeit, entweder würde Sparta von den Feinden zerstört oder ihr König fallen. Volle Gewissheit über ihr Schicksal erlangten sie, als sie von Überläufern erfuhren, dass die Perser den Pass umgingen, nachdem sie diesen zwei Tage lang verlustreich und erfolglos bestürmt hatten. Als die Griechen die Ausweglosigkeit ihrer Situation erkannten, gab Leonidas seinen Bundesgenossen den Befehl zum Rückzug. Mit seinen Spartanern und den Thespiern allein wollte er aber bis zum letzten Mann kämpfen. Weil jeder der nun übrigen Soldaten wusste, dass ihnen der Tod sicher sein wird, stellten sie sich mit unbändigem Mut den Angreifern entgegen. Leonidas kam wie all seine anderen Gefährten in dieser Schlacht ums Leben. Die Toten wurden an Ort und Stelle begraben, wo sie gefallen waren. Zu ihrer Ehre und zur Ehre derer, die vorher den Tod fanden, wurde laut Herodot eine Inschrift, vom griechischen Dichter Simonides verfasst, in Stein gemeißelt, wo es u. a. heißt:
"Fremdling, melde daheim Lakedaimons Bürgern: Zur Stelle
Liegen wir, ihren Befehl, den sie uns gaben, getreu."
Berühmt wurde diese Inschrift durch die Übersetzung Friedrich Schillers in dem Gedicht "Der Spaziergang":
"Wanderer, kommst Du nach Sparta, verkündige dorten, du habest
uns hier liegen gesehen, wie das Gesetz es befahl."
Xerxes' Sieg war teuer erkauft, denn die Kampfmoral der spartanischen Bündnispartner stieg und ihre Flotte konnte sich unter Themistokles behaupten.
Leonidas' Abbild in Stein, geschaffen von Karl Schwerzek, gibt den Helden in "heroischer Nacktheit" wieder, wobei der weite Umhang den kräftigem Körperbau völlig frei gibt. Als Zeichen seines Sieges, den er im Endeffekt doch errungen hatte, hält er in der rechten Hand den Siegeskranz. Unter dem korinthischen Helm quellen relativ lange Haare hervor, das Gesicht schmückt ein Vollbart. (Schluss)