Parlamentskorrespondenz Nr. 1010 vom 04.11.2014

AVISO: "Drei Frauen - Ein Mauerfall"

Gespräch über die Auswirkungen der "Wende" aus weiblicher Sicht, Parlament 19.00 Uhr

Wien (PK) - Ab 1989 fielen in Europa Grenzzäune und Mauern, die Länder des ehemaligen Ost-Blocks kollabierten eines nach dem anderen. Für die Menschen dort brachen – umjubelt oder betrauert – neue Zeiten an. Wie haben damals die Frauen in der DDR, der CSSR und in Jugoslawien die "Wende" erlebt und wie haben sich die neuen gesellschaftlichen Verhältnisse auf den Alltag und das politische Leben der Betroffenen ausgewirkt? Diese Fragen stehen heute Abend im Mittelpunkt eines Gesprächs mit drei Zeitgenossinnen im Plenarsaal des Parlaments. Die Friedens- und Frauenforscherin Vlasta Jalusic, die Bürgerrechtlerin Ulrike Poppe sowie die Journalistin Ludmila Rakusanova geben Einblicke in ihr Leben nach der Aufhebung der Nachkriegsordnung und werden mit der ORF-Redakteurin Renata Schmidtkunz darüber diskutieren, ob die Wende mehr Freiheit, Gleichheit und Selbstbestimmung für die Frauen gebracht hat. Dieser Abend findet auf Einladung von Nationalratspräsidentin Doris Bures und in Kooperation mit dem ORF statt; die Aufzeichnung des Gesprächs wird am 6. November um 21.00 Uhr und am 7. November um 16.00 Uhr auf Ö1 übertragen.

Das Engagement der Frauen anhand von drei Beispielen

Nicht nur Männer hatten die politische und ökonomische Wende ermöglicht, auch viele Frauen hatten sich jahrelang politisch engagiert, um das Geschick ihrer Heimatländer zu verändern. Feministinnen, Sozialistinnen, Künstlerinnen, religiöse Frauen und Intellektuelle, Frauen gegen Krieg und Umweltschützerinnen, sie alle kämpften in der DDR, in der CSSR, in Jugoslawien und anderen osteuropäischen Ländern für eine Erneuerung des politischen Systems, für mehr Demokratie und Mitbestimmung, für mehr Freiheit. Während die DDR mit der wirtschaftlich starken BRD vereinigt wurde und sich das Leben für viele Ostdeutsche - Frauen und Männer - zunächst verbesserte, war das zerfallende Jugoslawien über viele Jahre mit einem brutalen, in Europa gar nicht mehr für möglich gehaltenen Krieg konfrontiert, mit Massenvergewaltigungen und martialischer Gewalt. In Tschechien hingegen ging es in erster Linie um die Konsolidierung der Wirtschaft und die Aufarbeitung der kommunistischen Vergangenheit.

Die 1953 in Rostock geborene Ulrike Poppe begann sich Anfang der 1980er Jahre politisch einzumischen. Sie engagierte sich nicht nur für Netzwerk "Frauen für den Frieden", sondern war 1989 auch  Mitbegründerin der Bürgerbewegung "Demokratie Jetzt". Nach der Wende wird Ulrike Poppe, von 1992 bis zu ihrer Ernennung zur Landesbeauftragten zur Aufarbeitung der Folgen der kommunistischen Diktatur im Jahr 2010, Studienleiterin für Politik und Zeitgeschichte an der Evangelischen Akademie Berlin-Brandenburg.

Aus einer anderen, akademischen Perspektive schaut die Slowenin Vlasta Jalusic auf die Veränderungen in ihrem Land: Sie ist eine der einflussreichsten Politikwissenschaftlerinnen Sloweniens und wurde 1959 in Ljubljana geboren. Seit Beginn ihrer internationalen akademischen Karriere hat sie sich mit Fragen des politischen Systems und Wandels, Genderthemen und der Geschichte der Wende in Ost- und Südosteuropa beschäftigt.

Die Journalistin Ludmila Rakusanova (geboren 1947 in Budejovice) verließ einige Monate nach der Niederschlagung des Prager Frühlings ihre Heimat. 16 Jahre lange war sie als Senior Program Editor in der tschechischen Abteilung des Radio Free Europe in München tätig. Nach der Wende arbeitete sie auch für tschechische Medien, hatte eine eigene Talkshow und drehte mehr als 25 Dokumentarfilme zur Situation im Land. Rakusanova gehörte zum engsten Kreis um Vaclav und Dagmar Havel; 1999 erschien ihr Buch "Vaclav und Dagmar Havel: Eine Prager Geschichte" auf Deutsch. (Schluss) sue

HINWEIS: Fotos von dieser Veranstaltung finden Sie im Fotoalbum auf www.parlament.gv.at.