Parlamentskorrespondenz Nr. 366 vom 13.04.2016

Norbert Hofer: Pflege geht uns alle an

Dritter Nationalratspräsident lud zur Veranstaltung über die Zukunft des Pflegegeldes

Wien (PK) – "Pflege geht uns alle an", in diesem Sinne ist dafür Sorge zu tragen, dass die soziale Unterstützung Zukunft hat, eröffnete Dritter Nationalratspräsident Norbert Hofer die Veranstaltung zum Thema Zukunft des Pflegegeldes im Abgeordneten-Sprechzimmer des Parlaments. Unter der Moderation von Verena Inauen diskutierten ExpertInnen über künftige Herausforderungen.

Steigende Demenzerkrankungen als künftige Herausforderung

In der vergangenen Dekade hat sich der Wertverlust des Pflegegeldes verdoppelt, dennoch haben sich seit 1993 die Aufwendungen für die Pflege verfünffacht und der Anteil an Pflegegeldbeziehern ist stark gestiegen, hob Dagmar Belakowitsch-Jenewein (F), Vorsitzende des Gesundheitsausschusses, die Brisanz des Themas hervor. Problematisch sei auch der Trend zu Sachleistungen, der zu einer Verringerung der Selbstbestimmung führe. Aus diesen Gründen schlug Belakowitsch-Jenewein eine Richtungsänderung vor. Neben der Einführung eines bundeseinheitlichen Pflegegeldgesetzes, inklusive jährlicher Inflationsanpassung, trat sie für die Pflege als Lehrberuf und die Einrichtung einer Pflegeagentur ein.

Demgegenüber fand Manfred Pallinger, Sektionschef im Gesundheitsministerium, kalmierende Worte. Im Jänner dieses Jahres habe eine Anpassung des Pflegegeldes um 2% stattgefunden. "Geld alleine pflegt nicht", führte er aus, weshalb die Pflege in Österreich auf drei Säulen basiert. Neben dem Pflegegeld leisten Soziale Dienste und Angehörige wichtige Beiträge. Die künftigen Herausforderungen liegen bei der demografischen Entwicklung, steigenden Anforderungen bei Demenzerkrankungen und gesellschaftlichen Veränderungen in Richtung Einpersonenhaushalte. Wobei eine steigende Bevölkerungszahl nicht automatisch mehr Pflegebedarf bedeute. Durch Prävention und medizinischer Weiterentwicklung würde der künftigen Anzahl an pflegebedürftigen Menschen entgegengewirkt, betonte er. Zudem leiste der eingerichtete Pflegefonds eine Unterstützung für die Bundesländer beim Betreuungs- und Pflegedienstleistungsangebot. Pflegenden Angehörigen würde durch Pflegekarenzgeld und Ersatzpflege wesentlich geholfen.

"Alle Menschen leben am liebsten daheim", daher müsse das Pflegegeld als Basis für selbstbestimmte pflegerische Dienstleistungen jährlich valorisiert werden, unterstrich Eringard Kaufmann, Generalsekretärin von ÖAR, Dachorganisation der Behindertenverbände Österreichs. Künftige Herausforderungen sah auch sie bei den Demenzerkrankungen, deren häusliche Pflege für Angehörige sehr belastend sei. Wichtig war Kaufmann, den Fokus auf Prophylaxe und Rehabilitation zu legen, um traumatisierende Krankenhaushausaufenthalte zu vermeiden. Menschen in allen Situationen seien mit Würde und Achtung zu behandeln, fand Kaufmann appellierende Worte für die Sicherstellung der Selbstbestimmung durch ein angemessenes Pflegegeld.

Alfred Lepsinger, hauptberuflicher Pflegebegutachter, gab Tipps für die Antragstellung und Einblicke in die Erstellung von Gutachten. Der rechtliche Anspruch auf Pflegegeld gelte für alle Menschen gleich, daher erkenne er keine Zugangshürden. Dennoch seien Gutachten stets subjektiv und von einer Vielzahl von Faktoren abhängig, darunter auch die Tagesverfassung der Patientin oder des Patienten.

Die bundesweite Vereinheitlichung des Pflegegeldes war Petra Wagner, Betreiberin des "Seniorenhaus Wagner", ein großes Anliegen. Aus ihrer täglichen Arbeit mit den BewohnerInnen des Seniorenheims gab Wagner Einblicke in die Praxis und tat ihren Eindruck kund, dass vorgesehene Gelder oft nicht bei den Pflegebedürftigen ankommen. (Schluss) gro

HINWEIS: Fotos von dieser Veranstaltung finden Sie im Fotoalbum auf www.parlament.gv.at.


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