Parlamentskorrespondenz Nr. 967 vom 02.09.2021

Antisemitismus-Halbjahresbericht 2021: Zahl der Vorfälle in Österreich verdoppelt

Nationalratspräsident Sobotka will Kampf gegen Antisemitismus konsequent weiterführen

Wien (PK) – Die Antisemitismus-Meldestelle der Israelitischen Kultusgemeinde (IKG) Wien präsentierte heute ihren Halbjahresbericht 2021. Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka zeigte sich angesichts der Ergebnisse schockiert: "Der starke Anstieg der Zahl antisemitischer Vorfälle in Österreich bestätigt mich leider darin, dass wir den Kampf gegen den Antisemitismus konsequent und kompromisslos weiterführen müssen." Es sei eine Schande, dass die Zahl der Angriffe, Bedrohungen und Beschimpfungen gegen jüdische Mitbürgerinnen und Mitbürger immer stärker zunehme. Der Antisemitismus sei nicht nur eine Bedrohung für die jüdische Gemeinde, "er ist eine Bedrohung für die Demokratie und Gesellschaft insgesamt", betonte der Nationalratspräsident.

562 gemeldete Vorfälle sind neuer Höchststand

Noch nie war die jüdische Gemeinde mit einer derart hohen Anzahl an gemeldeten Vorfällen konfrontiert – im ersten Halbjahr 2021 waren es 562, und damit doppelt so viele wie im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Laut Bericht ist davon auszugehen, dass auch die Dunkelziffer zugenommen hat. Auffallend dabei: Nahezu deckungsgleich sind die von der IKG-Meldestelle berichteten Zahlen und die Ergebnisse der Antisemitismus-Studie des Parlaments. Die beiden Hauptfaktoren sind laut Bericht israelbezogener Antisemitismus und Antisemitismus mit Corona-Bezug. Vor allem die hohen Zahlen an Antisemitismus-Vorfällen zwischen März und Mai 2021 sind offenbar auf antisemitische Manifestationen bei Protesten gegen COVID-19-Maßnahmen zurückzuführen. Damit einher gingen die ins Schema der Impf-Mythen passenden Verschwörungsmythen von Shoah-Relativierung und Holocaust-Leugnung. Einzig positiver Aspekt des Berichts ist eine spürbar zunehmende Bereitschaft, antisemitische Vorfälle zu melden, was die Bedeutung der Zivilgesellschaft unterstreicht.

Simon-Wiesenthal-Preis als Zeichen der Verantwortung im Kampf gegen Antisemitismus

Auf Initiative von Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka wurde der Simon-Wiesenthal-Preis ins Leben gerufen. Dieser wird heuer erstmals vergeben und zeichnet Menschen aus, die sich für zivilgesellschaftliches Engagement gegen Antisemitismus einsetzen. Einreichungen sind noch bis zum 30. September 2021 unter www.wiesenthalpreis.at möglich. (Schluss) cke

HINWEIS: Der Halbjahresbericht der Antisemitismus-Meldestelle ist unter www.antisemitismus-meldestelle.at/berichte abrufbar.