Parlamentskorrespondenz Nr. 811 vom 01.07.2022

Neue Kunstprojekte im historischen Parlamentsgebäude

Zeitgenössische österreichische Künstler:innen erweitern Kunst- und Kulturprogramm im Hohen Haus

Wien (PK) – Das Kunst- und Kulturprogramm im neu sanierten Parlamentsgebäude wird sowohl räumlich als auch inhaltlich erweitert. Als Ort des Diskurses über gesellschaftliche Fragen soll das neu sanierte Parlamentsgebäude an der Wiener Ringstraße auch die Möglichkeit eröffnen, über zeitgenössische österreichische Kunst neue Sichtweisen auf aktuelles Geschehen zu erhalten. Die Rolle der Kunst in der gesellschaftlichen Auseinandersetzung soll sichtbar gemacht werden.

Als Kurator des Parlaments wurde Hans-Peter Wipplinger, Direktor des Leopold Museum, eingesetzt. Er verfügt über eine jahrelange Erfahrung als Direktor mehrerer Kunstmuseen und fungierte bereits in der Vergangenheit als Kunstkurator des Parlaments. So hat Wipplinger in den Jahren 2014 und 2015 jeweils eine Ausstellung in den Räumlichkeiten des Parlamentsgebäudes kuratiert.

Auf seinen Vorschlag wurden mehrere österreichische Künstlerinnen und Künstler eingeladen, Projekte für das neue Haus am Ring vorzustellen. Dabei sollten die Künstlerinnen und Künstler auf das architektonische Bildprogramm des historischen Parlamentsgebäudes von Theophil Hansen eingehen sowie sich mit der Geschichte und dem Wertekanon demokratischer Strukturen auseinandersetzen. "Es war mir wichtig, mit den In-Situ-Arbeiten etwas Bleibendes, Nachhaltiges zu schaffen, denn heute wird das kulturelle Erbe von Morgen geschrieben", so Kurator Hans-Peter Wipplinger.

Die Projekte wurden mit dem Bundesdenkmalamt abgestimmt sowie Vertreterinnen und Vertretern aller Fraktionen präsentiert.

Die Künstlerinnen und Künstler

Konkret geplant sind Werke von Erwin Bohatsch, Peter Kogler, Brigitte Kowanz, Constantin Luser, Peter Sandbichler, Eva Schlegel, Lea Sonderegger, Martina Steckholzer, Esther Stocker und Heimo Zobernig.

Projektiert wurden auch zwei Werke für den Außenbereich des Parlaments. Für eine skulpturale Arbeit von Erwin Wurm gibt es noch laufende Gespräche mit dem Magistrat der Stadt Wien. Weitere, bereits existierende künstlerische Installationen stammen vom Gedächtniskünstler und Literaten Heimrad Bäcker sowie vom Medienkünstler Peter Weibel. Ihre Beiträge sind der Erinnerung an die dunkelste Zeit der österreichischen Geschichte im Nationalsozialismus gewidmet.

Die projektierten Gesamtkosten belaufen sich auf rund 1,8 Mio. €. Das sind knapp 0,5% des Gesamtvolumens der Sanierung des Parlamentsgebäudes.

Kunst als Diskursgeberin im neu sanierten Parlamentsgebäude am Beispiel von Heimo Zobernig, Eva Schlegel und Constantin Luser

Der bildende Künstler Heimo Zobernig wird etwa an der Stirnwand eines Ausschusslokales den Schriftzug "Demokratie Parlament" verwirklichen, wobei die Worte ineinander verschränkt werden. Damit werden zwei grundlegende Begriffe der Verfassung herausgegriffen, die die Inhalte und die Tätigkeiten im Hohen Haus visualisieren. Die Lettern werden aus Stahl mit einer ähnlichen Beschaffenheit und Oberfläche wie der von Rudolf Hoflehner für den Nationalratssitzungssaal geschaffene Bundesadler angefertigt.

Von der Medien- und Objektkünstlerin Eva Schlegel werden unter dem Titel "extension of public space" Spiegelskulpturen im oberen und unteren Vestibül sowie im Bereich des Parlamentsrestaurants im Dachgeschoß zu sehen sein. So wird über die Höhe von 17 Metern in jedem der beiden Freiräume der Feststiege zwischen oberem und unterem Vestibül ein Edelstahlseil installiert, an dem sich elf verschiedene Spiegelelemente in unterschiedlichem Winkel befinden und so als schwebende raum- und blickerweiternde Intervention dienen.

Von Constantin Luser wird in der neuen Plenar-Lounge ein Kunstwerk mit dem Titel "Demokratietrompete – Fries mit Horn und Waage" realisiert. Der Fries ist eine Wanddrahtzeichnung aus Messing, die sich von der Zuleitung des Horns aus nach oben hin entwickelt. Das Horn dient im Kunstwerk als Trichter sowie als Symbol der Meinungsäußerung, des Wohlklanges und des handwerklichen Könnens. Das demokratische Prinzip äußert sich in der Gestaltung der Zuleitung, die sich teilt und auf eine Mehrzahl von Zugängen bzw. Mundstücken öffnet. So könnte jeder Fraktion des Parlaments ein Mundstück zugeordnet werden. Durch das Element der Waage werden zwei ergänzende Raumzeichnungen aus Messing im Gleichgewicht wie ein Mobile im Raum schwebend aufgehängt. Die Raumzeichnungen vereinen Gegensätzlichkeit und Ausgewogenheit, Bewegung und fixe Form.

Ein neu konzipiertes Kunstvermittlungsprogramm wird das Parlament für die Besucherinnen und Besucher des Hauses zu einem Informations-, Kommunikations- und Reflektionsraum machen. (Schluss) red

HINWEIS: Visualisierungen von ausgewählten Kunstwerken im neu sanierten Parlamentsgebäude sind hier abrufbar.

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