Bundesrat Stenographisches Protokoll 608. Sitzung / Seite 36

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verantwortlich und versetzt Österreich in die hervorragende Situation, mit diesem sehr, sehr sauberen Energieträger mehr als nur gut arbeiten zu können.

Es ist auch keinesfalls so, daß die Ausbaufähigkeit der Wasserkraft, wie Frau Bundesrätin Haubner gemeint hat, erschöpft sei. Die theoretischen Werte, die heute in der Praxis bereits verwirklicht sind, liegen bei rund 65 Prozent des Ausbaupotentials, wobei ich sagen möchte, daß ich es für nicht sehr wahrscheinlich halte, jemals auf den theoretischen Ausbaugrad von 100 Prozent zu kommen – aus den verschiedensten Gründen.

Immerhin hat es Österreich geschafft, daß in den Jahren 1970 bis 1994, also innerhalb eines knappen Vierteljahrhunderts, der Anteil der Wasserkraft am Gesamtenergieaufkommen, meine sehr verehrten Damen und Herren des Bundesrates, von 9 Prozent auf 14 Prozent gestiegen ist und – das sei in diesem Zusammenhang auch sehr anerkennend vermerkt – daß Österreich seinen Anteil an erneuerbaren Energieträgern – zuvorderst Biomasse und Holz –, bezogen auf das Gesamtenergieaufkommen, in unserem Land von 8 Prozent auf 12 Prozent hat steigern können. Das heißt, Biomasse, andere erneuerbare Energieträger und Wasserkraft zusammengenommen kommen heute für nicht weniger als 26 Prozent des primären Energieaufkommens in unserem Lande auf. Ich halte diesen Wert für international hervorragend und verweise darauf, daß andere Länder, die mit Österreich durchaus vergleichbar sind, bei zirka 5 Prozent Anteil an erneuerbaren Energieträgern, bezogen auf das Gesamtenergieaufkommen, halten.

Die Wasserkraft ist nicht nur ein Mittel, um unseren Energiebedarf eigenständig und unabhängig vom Ausland abzudecken, sondern sie ist naturgemäß auch ein sehr wesentlicher Energieträger, wenn es darum geht, unsere CO2-Emissionen zu reduzieren. Sie wissen, meine Damen und Herren, daß sich Österreich in einer Art von Selbstverpflichtung dazu verpflichtet hat, vom Jahr 1988 bis zum Jahr 2005 seine CO2-Emissionen um 20 Prozent zu reduzieren: das sogenannte Toronto-Ziel, das uns verpflichtet, von 55 Millionen Tonnen CO2-Ausstoß im Jahr 1988 auf 44 Millionen Tonnen im Jahr 2005 zu kommen.

Ich als Umweltminister muß zur Kenntnis nehmen, daß es uns aus Sicht des Jahres 1995 zwar zu gelingen scheint, unsere CO2-Emissionen auf einem Niveau von etwa 59 bis 60 Millionen Tonnen stabil zu halten und damit dem EU-Ziel, nämlich der Beibehaltung des CO2-Ausstoßes während des letzten Jahrzehnts dieses Jahrtausends – von 1990 bis 2000 –, zu entsprechen, muß aber andererseits mit Bedauern zur Kenntnis nehmen, daß wir es bei einer Beibehaltung der derzeitigen Energie- und Umweltpolitik nicht schaffen werden, unseren CO2-Ausstoß um 20 Prozent zu reduzieren. Ich sage dies in diesem Zusammenhang deswegen, weil der von Ihnen, Frau Bundesrätin Haubner, zitierte oberösterreichische Landeshauptmann-Stellvertreter Dr. Leitl erst vor einigen Tagen in Oberösterreich bekanntgegeben hat, daß sich das Land Oberösterreich sehr wohl auf dem Wege befindet, seine CO2-Emissionen unter das Toronto-Ziel bringen zu können und bis zum Jahr 2005 um 20 Prozent zu reduzieren.

Lassen Sie mich daher auch gleich auf die Dimension von Lambach, diesem Kraftwerksprojekt, das heute im Mittelpunkt Ihrer dringlichen Anfrage an mich steht, eingehen: Lambach ist so groß, wie es ist: 14 Megawatt Engpaßleistung, etwa ein Zehntel der Dimension des Kraftwerks Freudenau. Lambach ist aber gleichzeitig unter 1 600 Wasserkraftwerken in Österreich jenes – soferne dieses Projekt verwirklicht werden wird –, das etwa an die Stelle 100 zu reihen ist, das heißt, es gibt in Österreich 1 500 kleinere Wasserkraftwerke. Wer immer die Argumentation so führt, daß er sagt: Dieses Kraftwerk Lambach zahlt sich doch gar nicht aus!, der spricht eigentlich allen Klein- und Kleinstkraftwerken in unserem Lande jede Berechtigung ab (Bundesrat Eisl: Aber die haben wir schon, die stehen schon!), der spricht indirekt auch den allermeisten Hackschnitzelwerken ihre Berechtigung ab, denn dort liegen wir bei einer Leistung – ich weiß schon, einer Wärmeleistung, weil im Regelfall heute noch kein Strom aus Hackschnitzeln erzeugt werden kann; die Verstromung ist technologisch noch nicht ausgefeilt – von 1 bis 2,5 Megawatt. Die allergrößten liegen bei 5 Megawatt, und es gibt auch etliche bäuerliche Hackschnitzelheizungen, die eine Wärmeleistung von lediglich einigen hundert Kilowatt aufbringen. Das sollte man doch in eine gewisse Relation stellen.


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