Bundesrat Stenographisches Protokoll 623. Sitzung / Seite 52

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Kosten fallen also auf jeden Fall an. Man kann es nicht so darstellen, als wenn keine Kosten entstünden. Man kann doch in dem Bereich, der maßgebend ist für die Schreibweise in Österreich und im deutschen Raum, und das sind nun einmal die Kultusministerien, nicht behaupten, daß keine Kosten entstehen.

Es gibt ja auch die Anfrage vom Autorinnen- und Autorenverband – und sie dürfte Ihnen nicht unbekannt sein –, was die Rechtschreibreform kostet. Ich gebe schon zu, es ist sicher nicht möglich, das auf den Groschen auszurechnen, aber zweifelsohne entstehen hier Kosten.

Es machen sich auch die verschiedensten durchaus schreib- und wortgewaltigen Persönlichkeiten über die Rechtschreibreform lustig, so beispielsweise in der "Presse" gestern Nenning – der zwar einmal als "Auhirsch" tätig war, aber das war sehr verdienstvoll, so sagt er jetzt –, der meinte – und ich wandle es ein bißchen ab –: Madame, geben Sie Rechtschreibfreiheit!

Das meint er natürlich nicht ernst, das heißt, er schon, aber das ist nicht der Vorschlag.

Sie sagen, wir haben jetzt einen Übergangszeitraum, aber gerade in den Schulen, in denen die Lehrkräfte jetzt eher geprüft werden als die Kinder, wird sich dann herausstellen, daß der eine Lehrer so schreiben läßt und der andere anders. Vielleicht fällt das unter die Gestaltungsfreiheit des Unterrichts in der Schule, daß die eine Schule oder vielleicht sogar die einzelne Lehrkraft die Rechtschreibung beim einen als richtig benotet, während sie beim anderen als falsch gilt.

Das kann es doch wohl nicht sein! Ich glaube auch, wir sind es unseren Kindern schuldig, daß man sagt, die Rechtschreibreform gilt – oder sie gilt nicht, bei aller Nachsicht, die man walten lassen muß. Aber es jetzt nur den einzelnen Schulen und einzelnen Klassen zu überlassen, ja vielleicht sogar den einzelnen Fächern, wie man etwas schreibt, das kann doch nicht die Lösung sein, Frau Bundesministerin! (Beifall bei den Freiheitlichen.)

11.58

Vizepräsidentin Anna Elisabeth Haselbach: Die Frau Bundesministerin ist am Wort.

11.58

Bundesministerin für Unterricht und kulturelle Angelegenheiten Elisabeth Gehrer: Sehr geehrte Damen und Herren! Zur Klarstellung. Erstens: Diese Rechtschreibreform wurde zwölf Jahre lang von Experten beraten, es wurden Autoren miteinbezogen, sie wurde im Kulturausschuß, auch des Nationalrates und so weiter, durchdiskutiert. Es ist wie immer: Zuerst interessiert es niemanden, und hintennach regen sich alle auf. Das ist das typische Modell, nachdem derartige Modelle gestrickt sind.

Zweitens: Es haben bereits alle Schulen ganz klare Anweisungen, daß bis zum Jahr 2005 beide Rechtschreibungen gelten, und der Lehrer nur die neue Form daneben hinschreibt, solange der Schüler noch die alte Form verwendet, es aber nicht als Fehler gilt. Das ist bekannt, das wissen alle.

Wie Sie gerade gesagt haben, Herr Kollege, entstehen Kosten, wenn wir es jetzt wieder zurücknehmen. Ich sage es noch einmal: Die Schulbuchverlage stellen die Bücher immer wieder auf neue Anforderungen hin um. Es gibt eine Lehrstoffteilung in Erweiterungsbereiche und Kernbereiche, sehr wahrscheinlich wird es auch in anderen Bereichen verschiedene Änderungen geben, zusätzliche Dinge, die in die Bücher aufgenommen werden müssen. Es erfolgt eine laufende Erneuerung. Mit den Schulverlagen ist ganz dezidiert abgeklärt, daß sie im Zuge der laufenden Erneuerung auf die neue Rechtschreibung umstellen. Wenn Verlage voreilig und fleißig sind – und letzteres ist sicher sehr lobenswert –, dann müssen sie auch schauen, wie sie die Kosten aufbringen. Es werden von uns keine zusätzlichen Mittel für die Umstellung auf die neue Rechtschreibung geleistet. (Beifall bei ÖVP und SPÖ.)

12.00

 


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