Bundesrat Stenographisches Protokoll 624. Sitzung / Seite 30

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Die Berichterstattung hat der Herr Bundesrat Mag. Harald Himmer übernommen. Ich ersuche ihn höflich darum.

Berichterstatter Mag. Harald Himmer: Herr Präsident! Hohes Haus! Der gegenständliche Bericht befaßt sich mit den Änderungen in der Berufsschule bezüglich

Schülerzahlen,

Organisation der Unterrichtszeit,

schulische Vorbildung der Berufsschüler,

schulische Vorbildung männlicher und weiblicher Berufsschüler,

Lehrpläne und

Lehrer.

Weiters wird auf folgende aktuelle Problemstellungen in der Berufsschule eingegangen:

Durchlässigkeit und Höherqualifikation in der Berufsschule,

Facharbeiterbedarf und Entwicklung der Schülerzahlen,

Beteiligung von Berufsschülern an Leonardo da Vinci, einem Aktionsprogramm zur Durchführung einer gemeinschaftlichen Berufsbildungspolitik.

Der Unterrichtsausschuß stellt nach Beratung der Vorlage am 8. April 1997 mit Stimmenmehrheit den Antrag , den Bericht zur Kenntnis zu nehmen.

Präsident Dr. DDr. h. c. Herbert Schambeck: Wir gehen in die Debatte ein.

Zum Wort gemeldet hat sich Frau Bundesrätin Helga Moser. Ich erteile es ihr.

10.00

...Bundesrätin Helga Moser (Freiheitliche, Oberösterreich): Herr Präsident! Sehr geehrte Frau Bundesministerin! Der heute zu diskutierende Bericht über den schulischen Teil der Berufsausbildung hat den großen Nachteil, daß er kein aktuelles Zahlenmaterial enthält und die vorliegenden Statistiken jeweils mit dem Schuljahr 1993/94 enden.

Herauslesen kann man aber die Tatsache, daß im Zeitraum von 1989 bis 1994 der Anteil der Lehrlinge beziehungsweise Berufsschüler von 47 Prozent bereits auf 43,6 Prozent gesunken ist und sich diese Tendenz seit dem Berichtszeitraum verstärkt hat. Ursachen dafür liegen laut Bericht in geänderten Bildungsentscheidungen, in Imageproblemen, im Trend zu höheren Ausbildung und in der sinkenden Bereitschaft der Betriebe, Lehrlinge auszubilden.

Das Image der Lehrberufe ist in Teilen der Bevölkerung nicht gerade gut. Viele Eltern, gerade jene in den Ballungsgebieten, streben für ihre Kinder den Besuch einer weiterführenden Schule an. Andererseits ist im dualen Schulsystem neben dem Bildungsbereich auch die Wirtschaft mit einzubeziehen. Wir bilden noch in über 200 verschiedenen Lehrberufen aus, obwohl wir wissen, daß viele Berufsbilder in Zukunft obsolet und neue Berufe entstehen werden.

Auch die Tatsache, daß sowohl das Bundesministerium für Unterricht und kulturelle Angelegenheiten als auch das Wirtschaftsministerium mit der Lehrlingsausbildung befaßt sind, vereinfacht die Thematik nicht. Gerade in Zeiten angespannter Wirtschaftslage überlegen Betriebe immer mehr, ob sie sich Lehrlinge noch leisten können. Die Zahl der freien Lehrstellen ist stark zurückgegangen und hat in letzter Zeit eine dramatische Wendung genommen.

Von seiten der Regierung wurde diese Problematik lange Zeit negiert. Erst vor kurzem wurden Gegenoffensiven angekündigt, sie sind aber bisher in der Öffentlichkeit noch zuwenig konkretisiert worden.


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