Bundesrat Stenographisches Protokoll 624. Sitzung / Seite 32

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brauchen würden, wirklich in der Schule zu betreuen. Verstärkt gefordert ist natürlich bei dieser Form des Unterrichts auch das Selbststudium, aber auch das bereitet teilweise Probleme.

Auch brauchen manche 14- und 15jährigen – ich möchte sagen: Sie sind teilweise noch Kinder – gerade dann, wenn sie sich in der Berufswelt zurechtfinden müssen, auch noch die emotionale Sicherheit des Klassenverbandes. Der Klassenverband ermöglicht es ihnen, sich in einer anderen Situation, in einem anderen Bereich auch zu erleben, nicht nur im Betrieb, sondern auch in der Schule.

Sie haben, Frau Minister, zuvor auch darauf hingewiesen, daß es jetzt verschiedene Modelle oder Angebote gibt, zum Beispiel auch vom Arbeitsmarktservice, junge Leute, die keinen Lehrplatz finden, zu einem Kurs, der fünf Tage in der Woche dauert, zusammenfassen. Mir ist solch ein Beispiel aus Vöcklabruck in Oberösterreich bekannt, es wird dort aber eher darauf hingewiesen, daß die Motivation der Schüler eigentlich nicht sehr groß ist, daß die Lernbereitschaft der Schüler eher sinkt beziehungsweise gering ist, weil sie dort eigentlich nicht sein wollen. Sie nehmen es halt an, beziehungsweise die Eltern unterstützen sie dabei, damit sie beschäftigt sind, damit sie etwas tun. Aber ich bin mir nicht sicher, ob wir die eigentlich damit indirekt angestrebten Ziele erreichen können.

Bei der Diskussion über die Berufsschule kann man eigentlich auch den Polytechnischen Lehrgang nicht außer acht lassen. Das Polytechnikum ist verbessert worden, es gibt das "Poly 2000", das aber auch das Problem in sich birgt, daß Schüler lange Fahrtzeiten auf sich nehmen müssen.

Wir Freiheitlichen sind der Meinung, daß es gerade im Hinblick auf die geänderten Berufsausbildungen und auch Berufe überhaupt besser gewesen wäre, statt des Polytechnischen Lehrganges ein Berufsbildungsgrundjahr anzubieten. Die Ausbildung in verwandten Berufsgruppen, zum Beispiel Handel, Metall, Holz, Dienstleistungen und so weiter, würde dem jungen Menschen ermöglichen, innerhalb der Berufsgruppe zu wechseln. Daraus ergibt sich die logische Konsequenz, daß natürlich auch die Lehrer an den Berufsschulen fächerübergreifend unterrichten müssen.

Wir meinen auch, daß gerade im Berufsbildungsgrundjahr Allgemeinbildung, Berufsinformation und Fremdsprachen als Schwerpunkt gesetzt werden sollten, wobei die Fremdsprache Englisch als Weltsprache am wichtigsten ist. Der Lehrling soll einen fachbezogenen Englischunterricht verpflichtend angeboten bekommen.

Sehr geehrte Frau Minister! Ich bin in meinen Ausführungen weniger auf den vorliegenden Bericht eingegangen, daß es mir wichtig war, die Gegenwartssituation zu beleuchten, statt Statistiken und Zahlen zu diskutieren, die heute für uns keine Bedeutung mehr haben.

Wir Freiheitlichen meinen, daß es sinnlos ist, Anfang April 1997 eine Situation zu diskutieren, die im Schuljahr 1993/94 bestanden hat. Wir alle hier herinnen wissen, wie sehr sich die Problematik im Lehrlingsbereich verschärft hat, und aus diesem Grund werden wir Freiheitlichen den vorliegenden Bericht ablehnen. – Danke. (Beifall bei den Freiheitlichen.)

10.12

...Präsident Dr. DDr. h. c. Herbert Schambeck: Zu Wort gemeldet ist Herr Bundesrat Stefan Prähauser. Ich erteile es ihm.

10.12

...Bundesrat Stefan Prähauser (SPÖ, Salzburg): Herr Präsident! Frau Bundesministerin! Ich möchte mich zu Beginn meiner Ausführungen für die Vorlage des Berichtes über den schulischen Teil der Berufsausbildung, für dessen akribische Erstellung bedanken. Die darin enthaltenen Zahlen gewähren uns einen Einblick in die Welt der Berufsschule. Ich danke auch den vielen Beamten und auch dem Lehrkörper, die an der Erstellung dieses Berichtes mitgewirkt haben.


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