Bundesrat Stenographisches Protokoll 635. Sitzung / Seite 20

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Es ist dies auch ein Aspekt der Flexibilisierung von Arbeitszeit. Ich wiederhole: Der Schlüssel für Österreichs Frauen ist da vor allem die möglichst hohe Verfügbarkeit über ihre eigene Arbeitszeit. Moderne Formen der Telekommunikation und letztlich auch eine andere Auffassung von Leistung am Arbeitsplatz – und zwar soll nicht mehr ausschlaggebend sein, wie lange man am Arbeitsplatz anwesend ist, sondern was an Ergebnis herauskommt – sollen dies erleichtern. (Bundesrätin Crepaz: Auch die Väter werden dazu notwendig sein!)

Ich gehe auf Ihren Zwischenruf, Frau Bundesrätin, sehr gerne ein: Natürlich ist das auch auf Männer und Väter gemünzt. Aber wir wissen, daß das Karenzjahr zu 99 Prozent von Frauen in Anspruch genommen wird und die 1-Prozent-Grenze von Männern noch nicht durchschritten wurde.

Auf jeden Fall ist wünschenswert, daß die familienfreundlichen Unternehmungen für Frau und Mann dereinst dasselbe Programm offerieren können. Heute muß man aber vor allem einmal die Praxis anerkennen, die zeigt, daß Familienarbeit, Erziehungsarbeit, die Verantwortung für das Kind in hohem Maße – in zu hohem Maße, wie ich meine – bei den Frauen liegt. Daher muß man jetzt vor allem die Familienfreundlichkeit im Hinblick auf Frauen im Kopf haben – ohne aber die Männer von einer stärkeren Einbindung abhalten zu wollen. Ganz im Gegenteil! Das gehört forciert.

Zurück zu Ihrer Frage, Herr Bundesrat: Es wurden bis jetzt zehn Unternehmungen ausgewählt, die im Rahmen eines Pilotprojektes familienauditiert werden. Wir sind mit dieser Aktivität etwa gleich mit den Deutschen und den Amerikanern, und meine Vision – ich bin der Meinung, daß man auch in der Politik Visionen haben darf – ist, daß man – ich beziehe meinen Optimismus aus dem Umweltbereich – in zwei, drei, vier Jahren soweit ist, daß die Familienauditierung, so wie dies bei der Öko-Auditierung in vielen Unternehmungen heute schon der Fall ist, für viele Unternehmungen zum guten Ton gehört, wobei ich, wenn ich "Unternehmungen" sage, meine, daß es familienfreundliche Arbeitszeiten nicht nur in der Wirtschaft geben soll, sondern natürlich auch in allen Ämter, in allen Behörden, was heißt, daß kein Arbeitsplatz, auch nicht jene im Hohen Hause, davon ausgenommen werden soll.

Ich darf hinzufügen: Ich war vor einigen Tagen mit Frau Frauenministerin Prammer im Parlamentskindergarten. Das ist ein sehr wichtiges Instrument für mehr Familienfreundlichkeit in einem Unternehmen. Wo die kritische Masse von Mitarbeitern erreicht ist, sind Betriebskindergärten sehr wichtig und wertvoll, weil sich dadurch natürlich Väter und Mütter aufgrund der guten Unterbringung ihrer Sprößlinge ein bißchen leichter tun und mit gutem Gewissen arbeiten können.

Präsident Ludwig Bieringer: Danke, Herr Bundesminister.

Zu einer weiteren Zusatzfrage hat sich Frau Bundesrätin Johanna Schicker zu Wort gemeldet. – Bitte, Frau Bundesrätin.

Bundesrätin Johanna Schicker (SPÖ, Steiermark): Herr Präsident! Herr Bundesminister! Ich kann das, was Sie gesagt haben, nur bestätigen. Auch ich habe mich namens meiner Gemeinde an der Aktion in der Steiermark beteiligt, wurde auch mit einer Urkunde bedankt – sie ist mir erst vor kurzem zugeschickt worden –, und ich meine, es ist eine gute Einrichtung, und es wäre auch sinnvoll, sie auf Bundesebene auszudehnen beziehungsweise auch in anderen Bundesländern einzuführen.

Was ich jedoch nicht sehr gut finde, Herr Bundesminister, ist – ich habe eine diesbezügliche Unterlage – die Zusammensetzung des dafür zuständigen Bundeskomitees. Aus Gründen der Objektivierung hielte ich es für sinnvoller, wenn außer Politikern der ÖVP auch andere Persönlichkeiten diesem Bundeskomitee angehören würden. Ich wiederhole: Aus Gründen der Objektivierung hielte ich das für sinnvoller!

Herr Bundesminister! Sie stehen an der Spitze dieses Bundeskomitees. Ich darf zu dem Entschluß gratulieren, solche Wettbewerbe durchzuführen, weil dadurch einiges weitergeht. In meiner Gemeinde konnte ich nur einen kleinen Beitrag leisten: Ich habe einen Vollarbeitsplatz


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