Bundesrat Stenographisches Protokoll 635. Sitzung / Seite 134

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Bereich des Tourismus konkret ein, und er zeigt, was ganz besonders wichtig ist, auch Zukunftsperspektiven auf. Daß der Zeitraum, über den wir hier zu diskutieren haben, bereits über ein Jahr zurückliegt, ist natürlich negativ anzumerken. Die Berichtslegung müßte etwas schneller erfolgen, meine ich.

Meine Damen und Herren! 1996 war das erste Jahr, in dem die Abwärtsentwicklung im Tourismusbereich zumindest gestoppt werden konnte. Der Devisenbringer Nummer eins erholt sich, wenn auch nur ganz langsam. Die Probleme in den letzten Jahren haben sich vor allem durch die Globalisierung der Märkte und die rasanten Veränderungen der Wettbewerbsbedingungen ergeben. Diesen Anpassungsdruck spürten vor allem Tourismusgebiete mit einem hohen Anteil an Klein- und Mittelbetrieben.

Grundsätzlich zeigt sich einmal mehr, daß gerade im Bereich des Tourismus Kreativität angesagt ist. Viele Regionen haben sich zu lange auf ihren Lorbeeren ausgeruht, haben sich im Sommer auf die Sonne und im Winter auf den Schnee verlassen, aber das allein ist zu wenig, und weder Sonne noch Schnee sind sicher. Daß das Wetter allein nicht ausschlaggebend ist, zeigt das Jahr 1997. Trotz des verregneten Juli wird es letztendlich eine Umsatzsteigerung von zirka 3 Prozent geben. Damit sollte es gelingen, zumindest teilweise vom internationalen Konjunkturaufschwung zu profitieren.

Neben den allmählich greifenden strukturellen Verbesserungen haben sich die zunehmenden Trends zu Kurzreisen und hin zu einer umsatzstärkeren zweiten Sommerhälfte positiv ausgewirkt. Österreicher entdecken wieder Österreich, habe ich in den letzten Tagen in der Zeitung gelesen, und das sind schon einmal positive Ansätze. Die Österreich Werbung xxxok will sich – das wird auch Zeit! – mehr auf die Kernkompetenzen Österreichs konzentrieren, wie ich gelesen habe, und zwar auf die Natur, auf Berge, Städte, Kultur, Gastlichkeit und den Wintersport. Das Wandern soll neu vermarktet werden, und die Nationalparks sollen in das Gesamtkonzept eingebunden werden.

Meine Damen und Herren! Der Städtetourismus zeigt uns, daß dorthin, wo sich etwas tut, auch Gäste kommen. Über 3 200 Touristen zu Silvester in Linz, Wels und Steyr, 18 000 Nächtigungen, 6 500 verkaufte Theater- und Konzertkarten ergeben nur in diesen paar Tagen Mehreinnahmen in der Höhe von rund 30 Millionen Schilling. Die Gäste kamen hauptsächlich aus Deutschland, Belgien und der Schweiz. Das richtige Angebot zur richtigen Zeit – dann kommen auch Gäste.

Meine Damen und Herren! Es gibt eine einfache Formel: Der Gast muß auch als Gast behandelt werden. Die Region muß mit dem ganzen Herzen hinter den Konzepten stehen. Dazu gehört neben der entsprechenden Infrastruktur auch gut ausgebildetes Personal, das auch entsprechend motiviert ist. Dabei geht es vor allem um eine substantielle Verbesserung der Arbeitsbedingungen im Beherbergungs- und Gaststättenwesen. Auch eine Verbesserung der Aus- und Weiterbildung des Personals wird notwendig sein. Qualitätstourismus definiert sich in hohem Maße über die Dienstleistung. Nur ein zufriedenes und auch gut motiviertes Personal kann diesen Ansprüchen gerecht werden. Es ist daher für die ganze Branche wichtig, in Humankapital zu investieren, statt immer nur zu jammern, wie teuer das Personal kommt, oder zu versuchen, immer billigeres Personal einzustellen.

Rund 1 000 österreichische Hotelierbetriebe haben sich zu Urlaubsspezialisten zusammengeschlossen, war in den letzten Tagen in den Zeitungen zu lesen, und betreiben gemeinsames Marketing. Dadurch entsteht die fünfzehntgrößte Hotelvermarktungsgruppe der Welt. Es wirbt nicht mehr jeder für sich und jede Region alleine mit einem eigenen Konzept, sondern es wird jetzt ein Gesamtkonzept geboten. Diese neuen Marketingstrategien setzen von den Tourismusbetrieben und den Tourismusverbänden allerdings auch mehr Professionalität voraus. Das Internet ist zum Beispiel aus diesem Bereich nicht mehr wegzudenken, und weltweit werden bis zum Jahr 2005, so sagt eine aktuelle Studie, zirka 30 Prozent des Tourismusweltumsatzes über das Internet abgewickelt werden.


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