darüber zerbrechen, wie er das dem Prüfer plausibel macht. Das ist das größte Problem, das die Wirte in diesem Bereich haben.
Jetzt zu einem sehr ausführlichen Thema des Berichtes, zum Schuldenstand und zur Verschuldung der österreichischen Tourismusbetriebe. Auf Seite 17 wird auf die Eigenkapitalquote eingegangen und festgestellt, daß die österreichischen Tourismusbetriebe im Schnitt eine Überschuldung von 5 Prozent aufweisen. Das heißt, die Verbindlichkeiten gegenüber Banken, Lieferanten, Finanzamt, Krankenkassen etwa sind im Schnitt um 5 Prozent höher als die Aktivseite der Betriebe.
Auf Seite 19 des Berichtes wird das Fremdkapital zum Umsatz in Relation gesetzt und gemeint, daß eine Verschuldung in Höhe des doppelten Umsatzes noch vertretbar wäre. Da muß man sich aber die Entwicklung ansehen, die zeigt, daß bei Vier- und Fünfsterne-Betrieben die Verschuldung von rund 1,5 Prozent des Umsatzes im Jahre 1984 auf rund 2 Prozent des Umsatzes im Jahr 1995 gestiegen ist. Das ist gerade noch tragbar. Nur muß man beachten, daß dies eine Durchschnittszahl ist, daß viele Betriebe darunter liegen, einige Betriebe aber auch darüber und dadurch höchst insolvenzgefährdet sind.
Geradezu dramatisch ist die Entwicklung beim dynamischen Verschuldungsgrad, das heißt Fremdkapital zu Cash-flow oder die theoretische Entschuldungsdauer. Da wird festgestellt, wie viele Jahre ein Unternehmen den gleich hohen Nettogeldzufluß braucht, um sich entschulden zu können. Diese theoretische Entschuldungsdauer ist bei Vier- und Fünfstern-Betrieben von acht Jahren im Jahr 1986 auf 22 Jahre im Jahr 1996 gestiegen. Das heißt, wenn diese Betriebe alle cashwirksamen Überschüsse, die zur Verfügung stehen, für die Schuldentilgung verwenden würden, dann könnten sie sich bei gleicher Ertrags- und Zinsensituation erst in 22 Jahren entschulden. Einige Jahre zuvor lag diese Dauer noch bei acht Jahren.
Meine Damen und Herren! Das ist praktisch unmöglich, da vom Cash-flow nicht nur die Tilgungen bezahlt werden müssen, es muß auch die Unternehmerfamilie davon leben, und es müssen davon auch notwendige Ersatz- und Erhaltungsinvestitionen finanziert werden, ohne die eben der Wert und die Substanz des Betriebes nicht erhalten werden könnten. Aber auch das bestehende Steuersystem verhindert eine nachhaltige Entschuldung der Tourismusunternehmen. Denn kaum kommen diese in die Gewinnzone, schlägt die Steuer entsprechend zu und entzieht den Unternehmen wieder jene Mittel, die es zur spürbaren Kredittilgung benötigen würde. Dazu darf ich ein Zitat von Seite 21 des Berichtes bringen, darin heißt es wörtlich: Das herrschende Steuersystem begünstigt Gewinnthesaurierung nicht und benachteiligt die im Tourismus stark vertretenen Einzel- und Personengesellschaften. – Nämlich gegenüber Kapitalgesellschaften.
Meine Damen und Herren! Das ist genau die Kritik, die unser Bundesparteiobmann Jörg Haider immer wieder am österreichischen Steuersystem übt, und deshalb sind unsere Forderungen erstens die steuerliche Begünstigung nichtentnommener Gewinne, denn dann wird eine Thesaurierung, also Anhäufung, der Gewinne möglich, um auch Schulden tilgen zu können, und zweitens eine Annäherung bis Gleichstellung von Einzelgesellschaften mit Kapitalgesellschaften. Die Kapitalgesellschaft zahlt nämlich eine Körperschaftssteuer in der Höhe von 34 Prozent, Einzelgesellschaften haben einen Höchststeuersatz in der Höhe von 50 Prozent.
Diese prekäre Finanzentwicklung im Tourismus zieht natürlich auch eine relativ dynamische Insolvenzentwicklung nach sich, und das wird auch im Bericht dargestellt. Im Jahre 1990 gab es insgesamt 2 677 Insolvenzen, also eingeleitete Verfahren und solche, die sogar mangels Vermögen abgewiesen wurden, im Jahre 1996 schon 5 698 derartige Verfahren. Das ist eine Steigerung um 113 Prozent! Und das in einer Phase niedriger Zinsen! Stellen Sie sich vor, die Zinsen steigen – auch das haben wir schon gehört, der "Standard" hat vor einigen Monaten getitelt: Der Preis des Euro sind höhere Zinsen! –, dann wird natürlich auch die Insolvenzgefahr für einige Unternehmen rapide steigen.
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