Bundesrat Stenographisches Protokoll 635. Sitzung / Seite 141

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Werbung hat 1996 ein Budget von 138 Millionen Schilling gehabt, und 55 Mitarbeiter haben ebenfalls einen erheblichen Teil dieses Kuchens verbraucht. Insgesamt waren es 2,4 Milliarden Schilling, die der Tourismuswerbung im Jahre 1996 zur Verfügung gestanden sind. 50 Prozent davon fraß oder frißt noch immer die eigene Verwaltung.

Jetzt muß man ein heikles Thema ansprechen. Vor einigen Wochen sind Berichte durch Zeitungen gegeistert, daß es in der Österreich Werbung Spitzenverdiener mit Monatsgehältern von 180 000 S bis 200 000 S gäbe, nicht nur der Chef der Österreich Werbung, sondern auch Abteilungsleiter und Leiter von Auslandsdestinationen wären in diesen Gehaltsklassen, und man sei nicht bereit, obwohl die Gelder von der österreichischen Wirtschaft kommen, die Verträge zu veröffentlichen – mit dem Argument: Das betrifft den privaten Bereich dieser Manager.

Meine Damen und Herren! Wenn man bereit ist, Politikergehälter offenzulegen, weil die Gelder eben aus dem Volk beziehungsweise den Steuern kommen, dann muß man auch bereit sein, diese Verträge offenzulegen, da diese Gelder auch von den Betrieben kommen. (Beifall bei den Freiheitlichen. – Bundesrat Dr. Linzer: Kollege Lukas hat sein Gehalt nicht offengelegt!)  – Sie können Kollegen Lukas fragen. Er ist zwar nicht mehr bei der Österreich Werbung, aber er wird vielleicht Auskunft geben. Jedoch geht es ums Prinzip, Herr Kollege! Man kann doch nicht hergehen und irgendwelche Manager bestellen, die aus öffentlichen Geldern bezahlt werden, und dann sagen: Was sie verdienen, geht niemanden etwas an, Hauptsache, ihr zahlt fleißig! – So wird man das in Zukunft nicht handhaben können.

Meine Damen und Herren! Ich will zum Schluß meiner Rede kommen. Was mir in dem Bericht fehlt, sind entsprechende zahlenmäßige Aussagen betreffend die Beschäftigungssituation im Tourismus. Auch das wäre interessant zu erheben. Ich habe mir den Bericht der Tiroler Arbeiterkammer angesehen, und dort kann man nachlesen, daß auch die Beschäftigungsentwicklung rückläufig ist. Es waren von Jänner 1996 bis September 1996 in Tirol im Beherbergungs- und Gaststättenwesen 27 765 Menschen beschäftigt. Das sind um 631 Personen weniger als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Bei den Arbeitslosen zeigt sich eine äquivalente Entwicklung. Im gleichen Zeitraum waren im Tourismus 4 217 Menschen arbeitslos. Diese Zahlen ergeben sich aufgrund der Probleme, die der Tourismus hat. Wenn Betriebe nicht mehr existenzfähig sind, wenn sie Mitarbeiter abbauen müssen und keine neuen mehr hinzukommen, dann sinkt das Beschäftigungsniveau, und die Arbeitslosenzahlen steigen.

Das Problem Tourismus ist aber auch eines für die gesamte österreichische Leistungsbilanz. Ich habe das schon angesprochen. Von den achtziger bis in die neunziger Jahre hat es einen derartigen Reiseverkehrsbilanzüberschuß gegeben, daß mit diesem Überschuß sogar das Handelsbilanzdefizit ausgeglichen werden konnte. In den letzten Jahren ist die Reiseverkehrsbilanz nur mehr knapp positiv, und es ist keine Rede davon, daß die Leistungsbilanz damit ausgeglichen werden kann. Der Bericht spricht davon, daß sich der Überschuß in den nächsten Jahren bei 15 bis 20 Milliarden Schilling einpendeln wird. Das ist wesentlich weniger, als er Anfang der neunziger oder Ende der achtziger Jahre war.

Genaue diesbezügliche Vergleichszahlen fehlen mir in diesem Bericht. Es fehlen mir ebenso Daten über die Entwicklung der Gästeanzahl, aufgegliedert nach Herkunftsländern, und es fehlen mir Zahlen betreffend die Nächtigungsentwicklung, aufgegliedert nach Sommer- und Winternächtigungen und nach Herkunftsländern. Dafür sind einige Spielereien mit Relativzahlen enthalten, die ich eigentlich unnötig finde, Herr Minister!

So heißt es auf Seite 13 im Bericht: 71 Bezirke mit einem Nächtigungsvolumen von 52,6 Millionen mußten im Sommerhalbjahr 1996 Rückgänge in Kauf nehmen, wogegen 28 Bezirke mit 9,3 Millionen Gesamtnächtigungen Zuwächse verzeichneten. Im mittelfristigen Bereich: Seit der Sommersaison erlitten 73 Bezirke mit 55,4 Millionen Nächtigungen Einbußen, jedoch konnten immerhin 16 Bezirke mit einem Nächtigungsvolumen von 6,5 Millionen Zuwächse verbuchen.

Ich halte diese Zahlen für wenig aussagekräftig, weil man nicht weiß, um welche Bezirke es sich handelt. Das einzige, was man daraus ersieht, ist, daß die im Nächtigungstourismus starken Bezirke offensichtlich verloren und die schwächeren Bezirke dazugewonnen haben.


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