der Banknoten und die Verteilung. Ich will jetzt nicht über die Münzen reden, das macht die Münze Österreich, eine Tochtergesellschaft der Nationalbank. Die Nationalbank hat eine neue Druckerei gebaut in der Hoffnung, auch aus Europa Aufträge zu bekommen, um für andere Staaten Euro-Geldscheine drucken zu können. Ich mache Sie aber darauf aufmerksam, daß Österreich nicht das einzige Land ist, das eine moderne Druckerei gebaut hat. Ich sage Ihnen nur, in Deutschland gibt es zwei noch modernere und noch größere Druckereien dieser Art, nämlich in München und in Berlin. Nach einem Kostenvergleich wird sich herausstellen, wer günstigere Angebote stellt und wer weniger günstigere. Ich bin neugierig, ob letztendlich jeder österreichische Euro in Österreich gedruckt werden wird, wenn die Kosten nicht entsprechend passen.
Weiters geht es um die Verteilung des Geldes über die Zweigstellen. Kollege Kaufmann spricht in diesem Zusammenhang von der großartigen Notwendigkeit, daß man die Zweigstellen in den Landeshauptstädten braucht, um die Banknoten dort zu verteilen. Herr Kollege Kaufmann! Es gibt doch heute ganz andere Instrumentarien, um das Geld zu verteilen – den Wertbrief der Post habe ich nur scherzhaft angesprochen. Ich kann, wenn ich als Nationalbank den Sitz in Wien habe, das Geld direkt an die Zentralen der großen Banken liefern, an eine Bank Austria, an eine CA, an eine Raiffeisen-Zentralbank, an eine ÖVAG, und diese können dann das Geld an ihre Tochterbanken oder ihre Filialen verteilen, eventuell unter Inanspruchnahme privater Sicherheitsdienste, wie das ohnehin schon am Land gang und gäbe ist. Da gibt es die Firmen Protectas, Securitas und andere.
Meine Damen und Herren! Sie sehen, daß die Oesterreichische Nationalbank kaum mehr echte währungs- und devisenpolitische Aufgaben hat, und deshalb wäre es notwendig, diese Nationalbank radikal abzuschlanken und ihr andere Aufgaben zuzuweisen. Ein sogenanntes Lean-Banking-Konzept, das für viele Geschäftsbanken entworfen wurde, wäre auch für die Nationalbank höchst wünschenswert. Das bedeutet: eine radikale Personalreduktion nicht nur in den Filialen, sondern auch in der Zentrale in Wien, weil einfach die Aufgabenstellung nicht mehr so sein wird, wie sie noch heute ist oder vor fünf oder zehn Jahren war. Ich fordere auch die Auflassung sämtlicher Zweigstellen in den Bundesländern und die Veräußerung der damit verbundenen Sachanlagen, also die Veräußerung der Gebäude, der Grundstücke und der sonstigen Einrichtungen. Mit diesen außerordentlichen Erträgen, meine Damen und Herren, kann man über die Nationalbank eine indirekte Wirtschaftsförderung betreiben.
Nun komme ich in diesem Zusammenhang auf die Senkung der Mindestreservensätze zu sprechen. Wenn man Gelder zusätzlich einnimmt, dann wird es wohl leicht möglich sein, die Mindestreserven, die die Banken unverzinst zu deponieren haben, zu senken. Es ist überhaupt nicht einzusehen – Kollege Kaufmann hat von Inflation gesprochen –, daß wir in einer Zeit, in der wir nominell nur mehr 1 Prozent Inflationsrate haben – in Wirklichkeit sind wir am Weg in eine deflationäre Entwicklung; der Warenkorb ist nur mehr eine theoretische, eine fiktive Kennzahl –, eine derart restriktive Geldpolitik betreiben. Die Mindestreservensätze, die sich auf die einzelnen Spar- und Giroeinlagen der Banken aufteilen und danach abzuliefern sind, könnten zurückgenommen werden. Das heißt, es käme zu einer Entlastung der Geschäftsbanken, und diese könnten die Zinsvorteile an ihre Kunden, also sowohl an die Sparer als auch an die Geschäftskunden, weitergeben.
Die Nationalbank könnte auch folgendes machen: Sie könnte mit dem Geld, das hier hereinkäme, einen Fonds auffüllen, der zur Haftungsübernahme für Jungunternehmer herangezogen würde. Damit würde der Start von neuen Betrieben wesentlich vereinfacht werden, weil es zu einer Risikoteilung der Kapitalgeber käme. Wenn zum Beispiel ein Jungunternehmer 2 Millionen braucht, er aber nur für 1 Million eine Bankhaftung bekäme, dann ist es sicherlich leichter, auch die zweite Million in Form eines Kredites zu bekommen, weil die Geschäftsbank dann nicht mehr das alleinige Risiko für 2 Millionen zu tragen hätte. – Das wäre mein Vorschlag.
Weitere notwendige Maßnahmen wären die Auflösung von nicht betriebswirtschaftlich und sozialpolitisch notwendigen Rücklagen, die in Milliardenhöhe bestehen und die eine Manövriermasse für steuer- und abgabensenkende Maßnahmen darstellen würden.
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