Frauen ziehen sich aber auch wegen der allgemeinen Bedingungen, die sie auf dem Arbeitsplatz vorfinden, aus dem Erwerbsleben zurück; ich werde dann noch auf einige wenige Bereiche zu sprechen kommen. Das ist genau das, was ich schon angesprochen habe, was eben nicht ausschließlich im Bereich der Sozialpolitik zu beeinflussen ist, sondern diese Bedingungen sind dort, wo Arbeit vorhanden ist, nämlich in den Unternehmen, zu gestalten. Die Bedingungen der Arbeitswelt sind für Frauen noch immer deutlich schlechter als für ihre männlichen Kollegen. Ich weise diesbezüglich wieder auf die gesellschaftliche Begründung hin. Fehlende Mobilität, Probleme in jenen Bereichen, die sich außerhalb der Ballungszentren ergeben, und natürlich auch eine gewisse Drucksituation, die sich auf die Bezahlung auswirkt, sind ebenfalls Hindernisgründe für eine ausreichende und befriedigende Beschäftigung.
Teilzeitarbeit, die zunehmend im Vormarsch ist, und notgedrungen auch die zum großen Teil natürlich aus der Drucksituation gestalteten, nicht gerade existenzsichernden Bezahlungen wirken sich auf die Situation der Frauen aus. Daher kann man die Aussage, daß Armut weiblich ist, durchaus anwenden.
Die Zahl – ich gehe jetzt etwas in die Vergangenheit zurück – der teilzeitbeschäftigten Frauen hat sich seit dem Jahre 1982 mehr als verdoppelt. Die Quote der teilzeitbeschäftigten Männer ist in diesem Zeitraum von 0,7 Prozent auf 4 Prozent gestiegen, was eine zu vernachlässigende Größe ist, während sich diese Quote bei den Frauen von 17 auf 27 Prozent erhöht hat. Dem ist noch hinzuzufügen, daß die angebotenen Teilzeitarbeitsmöglichkeiten in den meisten Fällen weder den Notwendigkeiten und schon gar nicht den Wünschen der Frauen entsprechen. Dramatisch ist die Situation, da mit der Zunahme der Teilzeitarbeitsplätze Vollzeitarbeitsplätze verlorengegangen sind. Diese Zahlen habe ich im Hohen Haus schon in der Debatte im Zusammenhang mit den Ladenöffnungszeiten präsentiert.
80 Prozent aller teilzeitbeschäftigten Frauen arbeiten im Dienstleistungssektor, im Handel und im Gesundheitswesen. Zwei Drittel der weiblichen unselbständig Teilzeitbeschäftigten sind Hilfsarbeiterinnen oder angelernte Arbeiterinnen. Dazu sind viele Schlüsse zulässig, einerseits jene, daß eben die angebotenen Teilzeitarbeitsplätze nicht mit den Bedürfnissen und Möglichkeiten der Frauen, aber auch nicht mit ihrer Qualifikation übereinstimmen. Es besteht immer wieder die große Gefahr, Teilzeitbeschäftigung als Lösung zum Abbau von Arbeitslosigkeit zu sehen. Das ist eine völlige Fehleinschätzung, denn gerade Frauen sind in der Situation, daß sie ihren Lebensunterhalt nicht abdecken können – überhaupt dann, wenn diese Frauen für sich alleine oder noch zusätzlich für Kinder zu sorgen haben.
Es gibt außerdem ein weites Problemfeld, und zwar die Zunahme der Zahl der geringfügig Beschäftigten. Ich möchte mich über diesen Bereich nicht weiter auslassen. Wir haben diese Fragen ausführlich behandelt; ich bin auch sehr froh darüber, selbst wenn diese Situation mit einzelnen Wünschen nicht übereinstimmt. Grundsätzlich ist jedoch das Bemühen gegeben, alle Einkommen und alle Beschäftigten in die Sozialversicherung einzubeziehen. Wir erleben in weiten Bereichen, daß sich die Menschen jetzt versichern lassen, um für Zeiten, in denen die Bedeutung noch gar nicht eingeschätzt werden kann, Sozialversicherungsansprüche zu erwerben, die dann im höheren Lebensalter eine Absicherung bedeuten. Ich meine, daß das einerseits den Frauen entgegenkommt und andererseits dem Grundsatzprinzip zu entsprechen hat, daß alle Einkommen auch zur sozialen Absicherung beizutragen haben.
Ich möchte aber im Zusammenhang mit der geringfügigen Beschäftigung noch darauf hinweisen, daß 50 Prozent der geringfügig Beschäftigten ausschließlich geringfügig beschäftigt sind und kein weiteres Einkommen haben. Die Schlüsse daraus überlasse ich Ihnen gerne selbst, weise jedoch vorwegnehmend zurück, daß das darauf hindeutet, daß Frauen dies nur als Zusatzeinkommen sehen. Bei Männern mag das vielleicht nur für eine bestimmte, kurze Lebensphase gelten, soweit es sich um Pensionisten und Studenten handelt.
Ein typisch weibliches Problem im Anschluß an eine Phase der geringfügigen Beschäftigung ist die Frage des Wiedereinstieges. Viele Frauen sind bereits zu dem Zeitpunkt, zu dem sie den Karenzurlaub in Anspruch nehmen, arbeitslos. Das sind etwa 30 Prozent. Für 80 Prozent der Frauen ergibt sich die Situation, obwohl sie das nicht beabsichtigen oder freiwillig tun, daß der
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