Bundesrat Stenographisches Protokoll 640. Sitzung / Seite 22

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Meine Frage: Gibt es Untersuchungen, die vielleicht signifikante Unterschiede zwischen den einzelnen Schultypen über die Anwendung dieses Frühwarnsystems aufzeigen?

Bundesministerin für Unterricht und kulturelle Angelegenheiten Elisabeth Gehrer: Wir haben festgestellt, daß das Frühwarnsystem gerade im Pflichtschulbereich durch den ständigen Kontakt mit den Eltern immer schon sehr ernst genommen wurde. Wir haben aber auch festgestellt, daß die Fünfer bei den allgemeinbildenden höheren Schulen um 10 Prozent zurückgegangen sind, bei den Handelsakademien sogar um 20 bis 23 Prozent.

Ich hoffe, daß dieser Trend anhält, denn ich glaube, daß es für jedes Kind ein negatives Erlebnis ist, eine schlechte Note zu bekommen.

Präsident Ludwig Bieringer: Werden weitere Zusatzfragen gewünscht? – Bitte, Frau Bundesrätin Ulrike Haunschmid.

Bundesrätin Ulrike Haunschmid (Freiheitliche, Oberösterreich): Sehr geehrte Frau Bundesministerin! Ich spreche aus der Erfahrung, die ich all die Jahre mit Praktikanten der höheren Tourismusfachschulen und der Gastgewerbefachschulen mache, wo ich immer wieder feststellen muß, daß nicht nur die Qualifikation, sondern auch der Wille zur Ausübung dieses Berufes fehlt.

Ich frage Sie: Könnten Sie sich mit dem Gedanken vertraut machen, doch wieder einen nicht allgemeinen, sondern branchenbezogenen Eignungstest vornehmen zu lassen, bei dessen Anmeldung die Schüler bereits nicht nur mit den Vorzügen, sondern vor allem mit den Nachteilen des Berufes vertraut gemacht werden, womit von vornherein dem Ausscheiden während der Schulzeit in so großer Zahl Einhalt geboten wird?

Präsident Ludwig Bieringer: Bitte, Frau Bundesministerin.

Bundesministerin für Unterricht und kulturelle Angelegenheiten Elisabeth Gehrer: Es ist auch bei der derzeitigen Gesetzeslage durchaus möglich, Schüler mit der Realität des Berufes vertraut zu machen. Ich glaube nicht, daß man den Schülern zu viele Nachteile sagen sollte, sondern die Realität, wie der Beruf wirklich ist, denn die Nachteile werden sicher wieder auch von Vorteilen und besonderen Beziehungen, die man in diesem Bereich auch hat, aufgewogen.

Ich halte das für einen vernünftigen Vorschlag, und es sollten sich Tourismusschulen überlegen, wie sie den Schülern das schon bei einem Aufnahmegespräch nahebringen können.

Präsident Ludwig Bieringer: Für eine weitere Zusatzfrage hat sich Herr Bundesrat Peter Rodek zu Wort gemeldet. – Bitte, Herr Bundesrat.

Bundesrat Peter Rodek (ÖVP, Oberösterreich): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Frau Bundesministerin! Es ist eine Tatsache, daß alle Schüler von diesen Schulen aufgenommen werden. Meine Frage daher: Kann dies als Arbeitsplatzsicherung für die Lehrkräfte betrachtet werden?

Präsident Ludwig Bieringer: Bitte, Frau Bundesministerin.

Bundesministerin für Unterricht und kulturelle Angelegenheiten Elisabeth Gehrer: Es werden nicht alle Schüler aufgenommen. Unser oberstes Ziel ist es, jenen Schülern, die geeignet sind und einen bestimmten Beruf erlernen wollen, diese Möglichkeit zu bieten. Es ist Aufgabe der Politik, den jungen Menschen die Möglichkeit zu einer Berufsausbildung zu geben. Sie müssen dafür geeignet sein, sie müssen die notwendigen Vorkenntnisse besitzen und müssen sich natürlich dann in der Schule bewähren.

Vorderstes Ziel ist es also, den Jugendlichen Angebote zu machen. Die Lehrerbeschäftigung ist nicht das oberste Ziel, das wir damit verfolgen.

Präsident Ludwig Bieringer: Danke schön.


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