Bundesrat Stenographisches Protokoll 642. Sitzung / Seite 59

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Deshalb ist es für die Akteure in diesem Bereich umso wichtiger, einen ausgezeichneten Informationsfluß untereinander sicherzustellen. Für die Betroffenen ist es unabdingbar, in Solidarität miteinander mit einer Stimme zu sprechen, sich in der Politik Gehör zu verschaffen, Lobbying zu betreiben und den Anliegen dieses wichtigen Teiles der Bevölkerung zu angemessener Beachtung zu verhelfen. – Danke. (Beifall bei SPÖ und ÖVP.)

17.50

Vizepräsident Jürgen Weiss: Als nächstem Redner erteile ich Herrn Bundesrat Franz Wolfinger das Wort.

17.50

Bundesrat Franz Wolfinger (ÖVP, Oberösterreich): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Staatssekretär! Sehr geehrte Damen und Herren des Bundesrates! Hohes Haus! Der Nationalrat hat am 18. Juni dieses Jahres ein Bundesgesetz über die Förderung von Anliegen der älteren Generation beschlossen. Dieses Bundes-Seniorengesetz kann als historischer Meilenstein für die künftige Seniorenpolitik in Österreich bezeichnet werden. Es wurde damit eine überparteiliche Interessenvertretung der älteren Generation endlich auch gesetzlich verankert.

Durch die Entwicklung der Altersstruktur der Bevölkerung Österreichs kommt – wie heute schon gesagt wurde – jenen Problemen, die die ältere Generation betreffen, immer größere Bedeutung zu. Laut Österreichischem Statistischem Zentralamt, Jahrbuch 1997, ist folgende Entwicklung bei der älteren Generation festzustellen: Im Jahre 1951 betrug die Gesamtzahl der Bevölkerung Österreichs 6 933 905 Personen. Bis zum Jahr 1991 erhöhte sich diese Zahl auf 7 795 786. Die Zahl der Frauen, die älter als 55 Jahre sind, und die der Männer, die älter als 60 Jahre sind, betrug damals 1 786 696. Seit der letzten Volkszählung im Jahr 1991 erhöhte sich diese Zahl auf 1 859 516.

Sieht man sich die Zahlen seit dem Jahre 1991 an, so kann man feststellen, daß sich der Trend der Überalterung in Österreich auf jeden Fall weiter fortsetzt. Das heißt, daß bis zum Jahr 2030 die Zahl der über 60jährigen von derzeit zirka 1,7 Millionen auf zirka 2,8 Millionen Personen anwachsen wird. Waren im Jahr 1900 nur 7 Prozent, also weniger als ein Zwölftel, der Bevölkerung über 60 Jahre und nicht einmal ein Prozent über 75 Jahre alt, so hat sich dieses Bild in den letzten Jahren wesentlich geändert. In Zukunft wird wohl das Wort "Alterspyramide" nur noch unter Anführungszeichen verwendet werden. Vielmehr wird man dann von einem "Altersrechteck" sprechen müssen. In weniger als 35 Jahren wird ein Drittel aller Einwohner Österreichs über 60 Jahre alt sein, nämlich zirka 2,8 Millionen, darunter fast eine Million über 75 Jahre, nur noch ein Achtel wird jünger als 15 Jahre sein.

Das Älterwerden der Bevölkerung hat mehrere Ursachen, die in keinem Zusammenhang miteinander stehen, sich aber gegenseitig verstärken. Die erste Ursache liegt auf der Hand: Es ist die steigende Lebenserwartung. Derzeit beträgt sie in Österreich bei Männern durchschnittlich 74 Jahre und bei Frauen bereits 80 Jahre. In jedem Jahrzehnt steigt die Lebenserwartung um zirka drei Jahre an.

Die zweite Ursache ist die geringe Kinderzahl pro Familie. Im Jahre 1995 betrug sie durchschnittlich 1,4 Kinder; in Vorarlberg waren es immerhin noch 1,7 Kinder.

Die dritte Ursache ist die zu erwartende beziehungsweise von uns gewollte Einwanderungsbeschränkung. Die Einwanderung von Jugendlichen und jungen Erwachsenen aus dem Ausland bremst bekanntlich die Alterung der Gesamtbevölkerung. Das politische Ziel, in den nächsten Jahren möglichst wenige Personen zuwandern zu lassen, beraubt uns leider dieser Bremse. Es besteht sogar die Absicht, etliche hier lebende Ausländer wieder in ihre Heimat zurückzuschicken.

Der Alterungsprozeß betrifft alle Regionen Österreichs, wobei ein Ost-West-Gefälle deutlich erkennbar ist. Im Westen Österreichs, also in Vorarlberg, Tirol und Salzburg, sind eine höhere Lebenserwartung, über dem Durchschnitt liegende Kinderzahlen und mehr Zu- als Abwanderung zu verzeichnen. Ganz anders ist die Situation in Kärnten, in der Steiermark und im Burgenland. In diesen Bundesländern liegen sowohl die Lebenserwartung als auch die Familiengröße


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