Ich werde Ihnen jetzt kurz erläutern, was passieren wird, wenn man in den elf Euro-Staaten die Anleihen von heute auf morgen von der Landeswährung auf den Euro umstellt. (Bundesrat Payer: Aus dem Traumbuch!) Wir leben in Österreich in einem Niedrigzinsland, wie auch Deutschland oder Holland dies sind. Daher sind auch unsere Anleihen relativ niedrig verzinst, im Gegensatz zu den südeuropäischen Ländern Italien, Portugal oder Spanien. Dort gibt es wesentlich höher verzinsliche Anleihen. Wenn jetzt alle diese Länder ihre Anleihen von der Landeswährung auf Euro umstellen, dann wird es in Europa einerseits Euro-Anleihen geben, die niedrig verzinst sind – nämlich unsere –, und andererseits diejenigen, die höher verzinst sind. (Bundesrat Rauchenberger: Im Ausschuß hat Ihnen das der Kollege erklärt!)
Das war keine Erklärung, Herr Kollege! Ich möchte das hier sagen: Das war überhaupt keine Erklärung! Und ich möchte dazu ein Wort des Herrn Ministers hören. – Auf jeden Fall wird es dazu kommen, daß die niedrig verzinsten Anleihen im Kurs rutschen werden, damit die Renditen gleichbleiben. (Bundesrat Rauchenberger: Kein Verständnis!) Darauf hätte ich gerne eine Antwort von Ihnen.
Denn die Leidtragenden dieser Entwicklung werden in zweiter Linie – erst in zweiter Linie, meine Damen und Herren! – die österreichischen Sparer und Anleger sein, die Kursverluste bei ihren Wertpapieren hinnehmen müssen. In erster Linie werden selbstverständlich die österreichischen Banken die Leidtragenden sein. Denn man muß wissen, daß die Banken als Emissionsgaranten diejenigen Anleihenvolumina, die nicht am Markt plaziert werden können, selbst kaufen und als sogenannte titrierte Kredite in ihren Bilanzen führen.
Das ist eine erhebliche Position in den Bilanzen der österreichischen Banken. Um das zu belegen, habe ich mir gestern die Bilanz der Creditanstalt-Bankverein besorgt. Auf Seite 64 sieht man in der Konzernbilanz eine Position unter Punkt 5: Schuldverschreibungen und andere von öffentlichen Emittenten rund 14,7 Milliarden Schilling, von anderen Emittenten 86 Milliarden, in Summe rund 100 Milliarden Schilling. Das sind die Anleihen der CA, der Oberbank, der Bank für Kärnten und Steiermark sowie der Bank für Tirol und Vorarlberg.
100 Milliarden Schilling haben diese Banken auf der Aktivseite ihrer Bilanz stehen. Unter der Annahme, daß es aufgrund der Umstellung auf Euro zu einem Kursverlust von nur 5 Prozent kommt (Heiterkeit bei der SPÖ) – das hat es schon gegeben! –, muß diese Bankengruppe dann eine Wertberichtigung von rund 5 Milliarden Schilling vornehmen. Diese 5 Milliarden Schilling können Sie dann in Euro umrechnen; Sie werden jetzt ohnehin die Euro-Rechner ausgeben. Schicken Sie diese insbesondere den Bankdirektoren, dann können sie ihre Wertberichtigungen umrechnen!
Man muß bedenken, daß das nur einer der großen Bankenbereiche in Österreich ist. Der Mutterkonzern der CA, der Bank-Austria-Bereich, ist ähnlich groß. Weiters gibt es den Volksbanken-Bereich, den Raiffeisen-Bereich oder den Sparkassen-Bereich. Rechnen Sie den Bedarf an Wertberichtigungen hoch: Das wird auf 20 bis 30 Milliarden Schilling hinauslaufen! Da müssen sich die Banken einmal fragen, wie sie mit den Umstellungskosten, den Wertberichtigungskosten und den künftigen Einnahmenausfällen – weil ihnen das ganze Geschäft aus den Wechselstuben- und Währungsgeschäften verlorengeht – zu Rande kommen. (Bundesrat Rauchenberger: Was wirklich kommt, das hat sogar Dr. Harring verstanden!)
Herr Minister! Darum ginge es jetzt in einer Aufklärungsaktion, in einer Informationskampagne der Bundesregierung. (Bundesrat Rauchenberger – in Richtung Bundesrat Dr. Harring –: Das ist sogar Ihnen zuviel! – Weitere Zwischenrufe.) Darüber sollten Sie die Bevölkerung aufklären! Denn genau die Wertberichtigungen, die bei uns erforderlich werden, werden in Südeuropa zu außerordentlichen Erträgen führen. Deshalb können Sie in diesem Bereich dann nachrechnen, wie groß die Vermögensverschiebung von Mittel- nach Südeuropa sein wird.
Herr Bundesminister! Deshalb erwarte ich mir von Ihnen und von Ihrer staatlichen Informationskampagne Aufklärung über diese Bereiche! Es ist uns zuwenig, wenn Sie einfach ein Gesetz herausgeben und sagen: So müssen Sie rechnen, damit Sie vom Schilling zum Euro kom-men, und das in die Bilanz hineinschreiben. Klären Sie die Bevölkerung, klären Sie die Betriebe
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