Bundesrat Stenographisches Protokoll 681. Sitzung / Seite 21

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Bundesrat Dr. Peter Böhm (Freiheitliche, Wien): Sehr geehrte Frau Bundesministerin! Ihre Ausführungen sind für mich völlig plausibel. Dennoch stellt sich für mich eine weitere Frage: Wie kann der so unbestreitbaren wie unerfreulichen Tatsache begegnet werden, dass wir noch auf längere Zeit – Sie haben von zirka 30 Jahren gesprochen – drei praktizierte Schreibweisen, und zwar die derzeit von zirka 56 Prozent beibehaltene alte Rechtschreibung, die erst von zirka 8 Prozent geübte neue Rechtschreibung und zudem die von 29 Prozent oder mehr verwendeten Mischformen, nebeneinander zu erwarten haben, wenn wir Vereinheitlichung wie auch Vereinfachung anstreben, ohne jenen 50 Prozent zu folgen, die es überhaupt jedem selbst überlassen wollen, wie er schreiben möchte?

Präsident Alfred Schöls: Frau Bundesministerin, bitte.

Bundesministerin für Bildung, Wissenschaft und Kultur Elisabeth Gehrer: Ich bezweifle erstens einmal Ihre Prozentrechnung. Denn wenn wir 8 Millionen Einwohner haben, dann sind 1,2 Millionen Schüler und 120 000 Lehrerinnen und Lehrer nicht 8 Prozent, sondern das sind mindestens 15 Prozent. Das heißt, diese Rechtschreibreform wird sich im Laufe der Zeit, im Laufe einer Generation durchsetzen.

Ich verstehe überhaupt nicht dieses Bestreben, jeden Menschen, also auch jeden älteren Menschen, dazu zu zwingen, nach der neuen Rechtschreibung zu schreiben. Ich verstehe auch nicht, wo die Schwierigkeit dabei ist. Sie können alles lesen, was geschrieben wird. Ich kann alles lesen, was geschrieben wird. Die Kinder können es auch lesen. Also ich glaube einfach, dass es da keine besondere Schwierigkeit gibt und dass es auch überhaupt kein Unglück ist, wenn verschiedene Möglichkeiten nebeneinander existieren.

Jahrzehntelang hat man Frisör mit "eu" schreiben können, inzwischen kann man es auch mit "ö" schreiben, manche schreiben es aber immer noch mit "eu". Ich glaube, dass da die gesellschaftliche Norm von jenen, die verantwortlich sind, in den Behörden, in der Schule übernommen wird und dass sich das beim Bürger im Laufe einer Generation auch durchsetzen wird.

Präsident Alfred Schöls: Zu einer weiteren Zusatzfrage hat sich Herr Bundesrat Dipl.-Ing. Hannes Missethon gemeldet. – Bitte.

Bundesrat Dipl.-Ing. Hannes Missethon (ÖVP, Steiermark): Frau Bundesministerin! Wie hat sich die Rechtschreibreform auf die Leistungen der österreichischen Schülerinnen und Schüler ausgewirkt?

Präsident Alfred Schöls: Bitte, Frau Bundesministerin.

Bundesministerin für Bildung, Wissenschaft und Kultur Elisabeth Gehrer: Wir haben eine Erhebung machen lassen, bei der herausgekommen ist, dass die Schüler jetzt weniger Rechtschreibfehler und weniger Beistrichfehler machen als davor, weil die Rechtschreibung logischer ist.

Präsident Alfred Schöls: Wir kommen nunmehr zur 5. Anfrage, 1200/M, an die Frau Bundesministerin für Bildung, Wissenschaft und Kultur.

Ich ersuche den Anfragesteller, Herrn Bundesrat Herbert Würschl, um die Verlesung seiner Anfrage.

Bundesrat Herbert Würschl (SPÖ, Kärnten): Frau Bundesministerin! Meine Frage lautet:

1200/M-BR/2001

Werden Sie eine Bestellung von Kärntner Parteifunktionären für die Funktion von Bezirksschul- und Landesschulinspektoren (u.a. Haider-Sekretär Karl Maier, BR Kanovsky-Wintermann) ohne Objektivierung durchführen?

Hinzu kommt noch der Cousin des ÖVP-Landesparteiobmannes Wurmitzer.


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