Bundesrat Stenographisches Protokoll 681. Sitzung / Seite 20

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partner haben und nicht bei verschiedenen Anliegen zu verschiedenen Stellen laufen müssen. Ich glaube, dass wir in dem Gesamtsystem EU, Bundesregierung, Länderregierungen, Bezirke, Gemeinden die Strukturen straffen und klarer darstellen müssen. Eine vernünftige Verwaltungsreform kann auch für die Gemeinden nur von Vorteil sein.

Präsident Alfred Schöls: Zu einer weiteren Zusatzfrage hat sich Herr Bundesrat Mag. Gudenus gemeldet. – Bitte.

Bundesrat Mag. John Gudenus (Freiheitliche, Wien): Frau Bundesministerin! Welche Unterscheidung treffen Sie zwischen Bildungssystem und Ausbildungssystem?

Präsident Alfred Schöls: Bitte, Frau Bundesministerin.

Bundesministerin für Bildung, Wissenschaft und Kultur Elisabeth Gehrer: Das Bildungssystem ist das System, das den jungen Menschen in seiner gesamthaften Persönlichkeit bildet, entwickelt, alle Facetten seiner Persönlichkeit fördert. In der Aus- und Weiterbildung sehen wir die Notwendigkeit, die Menschen speziell für das berufliche Leben zu qualifizieren. Es gibt immer diese Unterscheidungen zwischen Ausbildung, Weiterbildung, Fortbildung, Schulbildung. Ich glaube, dass das sehr fließende Prozesse sind. In der Ausbildung sehen wir die Notwendigkeit, die Menschen, die auch schon im Arbeitsprozess stehen, ständig weiterzuqualifizieren. Das heißt, Bildung und Ausbildung werden zu einem lebensbegleitenden Prozess.

Präsident Alfred Schöls: Wir kommen nunmehr zur 4. Anfrage, 1206/M, an die Frau Bundesministerin für Bildung, Wissenschaft und Kultur.

Ich bitte den Anfragesteller, Herrn Bundesrat Dr. Peter Böhm, um die Verlesung der Anfrage.

Bundesrat Dr. Peter Böhm (Freiheitliche, Wien): Herr Präsident! Sehr geehrte Frau Bundesministerin! Meine Frage lautet:

1206/M-BR/01

Welche Konsequenzen beabsichtigen Sie aus der Tatsache zu ziehen, dass laut Umfragen eine große Mehrheit der Österreicher die Rechtschreibreform ignoriert?

Präsident Alfred Schöls: Bitte, Frau Bundesministerin.

Bundesministerin für Bildung, Wissenschaft und Kultur Elisabeth Gehrer: Die Rechtschreibreform als Dauerbrenner für Erwachsene und Senioren ist an und für sich etwas, was nichts mit der Realität der Schule, auch nicht der Behörden zu tun hat. Eine Rechtschreibreform ist etwas, was ungefähr 30 Jahre braucht, bis es sich umgesetzt hat. Es ist kein Gesetz. Es kann niemand dafür eingesperrt werden, dass er falsch schreibt oder einen Beistrich vergisst. Wir können auch keine Geldstrafen dafür vergeben. (Beifall bei der ÖVP, bei Bundesräten der Freiheitlichen und dem Grünen.)

Das heißt also, eine Rechtschreibreform ist eine gesellschaftliche Norm. Ich habe es schon oft gesagt, meine Großmutter hat, als ich noch ein Kind war, immer noch Foto mit "Ph" geschrieben, hat Tür und Tor mit "Th" geschrieben. Das ist kein Gesetz und keine Norm.

Die Rechtschreibreform wird auch nicht ignoriert, weil immerhin 120 000 Lehrerinnen und Lehrer nach dieser Rechtschreibreform unterrichten und somit 1,2 Millionen Schülerinnen und Schüler nach dieser unterrichtet werden und weil die meisten Zeitungen Österreichs auf diese neue Schreibweise umgestellt haben, auch die meisten Zeitungen Deutschlands. Es ist auch überhaupt kein Unglück, wenn bereits gedruckte Bücher in der alten Rechtschreibung und neu herauskommende Bücher in der neuen Rechtschreibung verfasst sind. Das sind fließende Übergänge. Deswegen macht man eine Rechtschreibreform so selten, nämlich alle 100 Jahre, weil es so lange dauert, bis sie sich durchsetzt.

Präsident Alfred Schöls: Wird eine Zusatzfrage gewünscht? – Bitte.


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