Bundesrat Stenographisches Protokoll 682. Sitzung / Seite 37

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Bundesminister für soziale Sicherheit und Generationen Mag. Herbert Haupt: Ich darf hinzufügen, dass die Erkrankung unter dem Namen KDS läuft und die wissenschaftliche Bezeichnung Körperdysmorphes Syndrom hat, um das auch wissenschaftlich nachlesbar zu erläutern und nicht nur in der vulgärsprachlichen Übersetzung hier im Raum stehen zu lassen. (Beifall bei den Freiheitlichen.)

Vizepräsidentin Anna Elisabeth Haselbach: Zu einer weiteren Zusatzfrage hat sich Frau Bundesrätin Mag. Trunk gemeldet. – Bitte.

Bundesrätin Mag. Melitta Trunk (SPÖ, Kärnten): Herr Minister! In welcher Form und auf welcher gesetzlichen Grundlage werden Vertreiber von den von Ihnen angesprochenen Produkten beziehungsweise die Produkte selbst bisher kontrolliert?

Vizepräsidentin Anna Elisabeth Haselbach: Bitte, Herr Bundesminister.

Bundesminister für soziale Sicherheit und Generationen Mag. Herbert Haupt: Die gesetzliche Grundlage ist das Medizinproduktegesetz. Sie werden auf dieser Basis überprüft und auch von den Strafbehörden auf Grund von Sachverhaltsdarstellungen oder Zeitungslektüren, in denen den Fachbeamten in meinem Hause allfällige Überschreitungen des Gesetzes auffallen, verfolgt.

Vizepräsidentin Anna Elisabeth Haselbach: Eine weitere Zusatzfrage stellt Frau Bundesrätin Haunschmid. – Bitte.

Bundesrätin Ulrike Haunschmid (Freiheitliche, Oberösterreich): Herr Minister! Ist Ihnen eine belegbare negative Auswirkung dieser Praktiken bekannt?

Vizepräsidentin Anna Elisabeth Haselbach: Bitte, Herr Bundesminister.

Bundesminister für soziale Sicherheit und Generationen Mag. Herbert Haupt: Es gibt leider eine Reihe von Vermutungen, dass sich Patienten, die Krebs und andere schwer wiegende Erkrankungen haben, durch solche Praktiken von der klassischen Schulmedizin abwenden, die Behandlungen abbrechen und den selbsternannten Gurus glauben. Ich glaube, wir haben da auch ein Problem in der klassischen Schulmedizin, die angehenden Ärzte werden lernen müssen, dass sie sich wieder mehr der Form des klassischen Hausarztes zuwenden, also sie auch den Patienten psychologisch und soziologisch betreuen und sich nicht nur mit bestem Wissen und Gewissen und mit höchstem Standard, so wie es ihnen gelehrt wird, also mit der maschinellen Ausrüstung und mit der relativ sterilen Medizin der heutigen Tage, den Patienten nähern.

Es ist gut zu wissen, dass im Hinblick auf die angehenden Jungärzte die Universitäten in diesem Bereich bereits tätig geworden sind, weil ich glaube, dass mit einer verbesserten Ärzteausbildung auch den Scharlatanen in diesem Bereich schlussendlich das Wasser abgegraben werden kann.

Im Bereich der Schönheitsoperationen wissen wir, dass das Bewusstsein, dass bei Operationen nicht immer alles glatt geht, sondern dass jede Operation auch ein Risiko beinhaltet, bei den Menschen, die sich Schönheitsoperationen unterziehen, in der Form nicht gegeben ist. Es gibt auch Aufklärungsdefizite über die Risken von solchen Schönheitsoperationen, nicht nur bei Brustoperationen, sondern auch darüber hinaus. Wenn Sie sich die Sendungen der Ombudsleute der Volksanwaltschaft und der entsprechenden Patientenvertreter in allen Bundesländern ansehen, so werden Sie merken, dass wir massive Beschwerden von Patienten im Bereich der Kieferchirurgie haben. Wir haben auch massive Beschwerden im Bereich der Schönheitsoperationen. Es ist so, dass dann Patienten nach den Schönheitsoperationen ein bedeutend schlechteres Exterieur vorfinden, als sie vorher gehabt haben, und dass sie statt eine Mangelbehebung eine Entstellung feststellen.


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