Bundesrat Stenographisches Protokoll 685. Sitzung / Seite 58

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hochwertigen Produkte mit Stolz und Überzeugung. (Bundesrat Gasteiger: Hoffentlich! Bundesrat Kraml: Wir auch!)  – Ich erwähne das, damit hier keine einseitige Diskussion entsteht.

Ich denke, das wesentliche Ziel dieser Ernährungsagentur sollte sein, die Bauern in Zukunft vor großem finanziellen Schaden zu bewahren. Wir haben vergessen, dass die Rinderbauern heute noch unter 20- bis 25-prozentigen Preisverlusten – ausgelöst durch die internationale BSE-Krise – leiden. Es hat sich zwar der Absatz, aber nicht der Preis normalisiert, und die Ausgangslage hinsichtlich des Preises vor dem Beginn dieser Krise ist noch nicht wieder erreicht.

Ich darf in aller Deutlichkeit eines sagen: Wir haben in der heutigen Diskussion über die Fachleute gesprochen, und die Rolle der Experten ist doch wesentlich! Ich habe während der BSE-Krise hier in diesem Haus bereits einmal die Ernährung mit den drei "Ks" erwähnt. Damals haben selbsternannte Experten darauf hingewiesen, man möge dieses "so gefährliche" Rindfleisch durch Känguru-, Klapperschlangen- und Krokodilfleisch ersetzen. – Mahlzeit!

Diese Verunsicherung durch Experten ist sogar so weit gegangen, dass jene Fachleute und Partner der Bauern, von denen ich erwartet hätte, sie würden in dieser Krise Position beziehen – die Tierärzte und die Mediziner –, auch geschwiegen haben und dass – was für uns Bauern noch viel schwieriger war – die Metzger nicht genug Rückgrat hatten, den Konsumenten zu erklären, dass gute, wohlschmeckende Wurst nur mit Rindfleisch als Basis erzeugt werden kann. Auch sie haben sich zurückgezogen und mit Wurst, die ausschließlich aus Pute und ohne Rindfleisch hergestellt wurde, geworben.

Ich hoffe, die importierte tschechische Ostware, die da verarbeitet wurde (Bundesrat Kraml: Das war österreichische!), hatte den Qualitätsstandard österreichischen Rindfleisches. Ich hoffe, dass da die Kontrolle funktioniert hat und dass nicht kurzfristiges Gewinnstreben dahinter gestanden ist, diese Krise zu nützen, um zusätzlichen Gewinn zu lukrieren. Ich erwähne das nur, damit man sieht, welche Auswüchse es in Zeiten einer Krise geben kann.

Da es hier in diesem Hause üblich geworden ist, Zeitungsartikel zu verwenden, habe auch ich mir erlaubt, die Zeitung der Wirtschaftskammer mitzubringen, weil darin auch die Rolle der Supermärkte und der Marktketten von den Metzgern berechtigterweise bejammert wird. (Bundesrat Kraml: Das ist aber zu wenig! Ruf bei der SPÖ: Selber schuld!)  – Nein! Na ja, zum Teil selbst schuld, Herr Kollege, weil man da nicht mit Qualität dagegen hält, aber zum anderen Teil ist diese wirtschaftliche Macht der Supermärkte natürlich ein Problem.

Ich möchte ein Beispiel dazu bringen. Ich habe es letztes Jahr zu Weihnachten gut gemeint und mir gedacht, zur Dekoration des Festtagstisches wird meine Frau sicherlich Tomaten verwenden. Ich habe also in der weihnachtlichen Vorfreude ein Kilogramm Tomaten mit nach Hause genommen. (Bundesrat Kraml: Ich kaufe mir so was nicht im Winter!) Sie wurden nicht nur nicht gegessen, weil sie keinen Geschmack hatten: Wir haben auch einen Härtetest gemacht. Diese Tomaten sind sage und schreibe bis 7. Februar ohne Kühlung in ihrem Originalzustand – ohne Fäulnis und ohne Schrumpfung – in der Küche gelegen. (Bundesrat Kraml: Radioaktive Bestrahlung!) Wir haben sie dann auf den Komposthaufen geworfen.

Ich möchte wissen, welcher Experte mir bestätigen kann, dass diese Tomaten unbehandelt, natürlich und gesund waren. Mein bäuerliches Verständnis sagt mir, irgendetwas muss an diesen Tomaten faul gewesen sein,

Ich denke, der Herr Minister hat schon darauf hingewiesen, wie weit wir in diesem Fall von saisonalem Denken weggekommen sind. Die Natur hat immer Saison. Wir freuen uns jetzt auf die ersten Frühlingsboten, wir freuen uns auf das Erwachen der Natur. Aber die Fun- und Spaßgesellschaft hat es geschafft, die Leute so weit zu entwurzeln, dass sie es als selbstverständlich anschauen, dass man jahraus, jahrein, rund um die Uhr sämtliche Produkte in den Supermärkten erhalten und kaufen kann. Da ist interessanterweise der Preis oftmals völlig sekundär. Das fasziniert mich immer wieder. Gerade in den Supermärkten wird mit wertvollen Grundnahrungsmitteln geworben, werden die Kunden gekeilt, aber man sieht auch, dass der Preis für solche Saisonfrüchte oder – Anführungszeichen – so genannte "Saisonfrüchte" oft unermesslich


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