Bundesrat Stenographisches Protokoll 685. Sitzung / Seite 166

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Ich gebe aber auch zu, dass es relativ leicht ist, von hier aus über richtungsweisende Wege der Bildungspolitik zu sprechen und die richtigen Rahmenbedingungen vorzugeben, die tatsächliche harte Arbeit steckt aber dann im Detail. Es ist nach meiner Überzeugung sehr wichtig, dass nicht von oben her, vom Gesetzgeber oder von der Frau Bundesministerin, Einzelheiten, Details bis zu den Studienplänen vorgegeben werden, sondern dass die einzelnen Studienkommissionen autonom und eigenverantwortlich diese Studienpläne selbst erlassen.

Es hat bereits – und auch das gehört hier erwähnt – viele Diskussionen und auch sehr viele Arbeiten beziehungsweise Vorarbeiten an einzelnen Universitäten gegeben, aber manchen ist offenbar die Zeit davongelaufen. Daher halte ich es für absolut sinnvoll, noch ein Jahr dazuzugeben, damit diese Vorarbeiten abgeschlossen und die Studienpläne rechtzeitig erlassen werden können.

Es ist mir schon klar, dass es nicht ganz einfach ist, einen Systemwechsel durchzumachen und völlig andere Voraussetzungen zu erarbeiten, als sie bisher gegeben waren. Die Universitäten – das erwähnte die Frau Bundesministerin in ihren Ausführungen – haben vor allem das Ziel, für die Wissenschaft auszubilden, und das Ziel der Forschung. Beim neuen Zweig, beim Bakkalaureats-Studium, soll es zwischen Fachhochschulen und dem wissenschaftlichen Studium, der wissenschaftlichen Ausbildung und der Forschung eine Zwischenebene an den Universitäten geben, in der vor allem auch bereits Berufsorientierung enthalten sein sollte.

Dieser Systemwechsel ist sicherlich nicht einfach. Wenn man viele Jahre, Jahrzehnte, man könnte fast sagen, Jahrhunderte einen bestimmten Weg gewohnt ist, ist es schwierig, sich innerhalb von fünf Jahren auf eine völlig neue Aufgabe einzustellen. Ich glaube aber – und das ist wichtig –, dass dieses Jahr von allen Beteiligten genutzt werden muss und dass auch ein Appell an die Universitäten selbst gerichtet werden muss, dieses Jahr entsprechend zu nützen, um Studienpläne zu erstellen und dieses neue Angebot dann tatsächlich zur Verfügung stellen zu können.

Denn die Alternative ist: Wenn Studienpläne nicht so rechtzeitig im nächsten Jahr verabschiedet werden, dass sie im Oktober 2003 in Kraft treten können, dann muss von Gesetzes wegen diese Möglichkeit des Studiums gestrichen werden.

Abschließend ganz kurz noch zur zweiten Änderung, die für mich ebenfalls wichtig ist: die Umwandlung der Studienrichtung Umweltsystemwissenschaften an der Universität Graz in ein reguläres Studium, indem dieses Studienangebot in das Gesetz aufgenommen wird. Die Grundidee dieses Studiums ist, neben fachspezifischer Ausbildung die Grundlagen anderer Disziplinen kennen zu lernen und zwischen ihnen Querverbindungen herzustellen. Kaum ein Gebiet – das traue ich mich als Biologe zu sagen – ist so vernetzt wie gerade Umweltsystemwissenschaften. Umweltveränderungen und die aus ihnen erwachsenden Probleme verlangen eine vernetzte Betrachtungsweise und auch vernetzte Lösungsansätze.

Daher soll gerade mit diesem Studium den Studierenden ermöglicht werden, nach einer fundierten Ausbildung in verschiedenen Gebieten wie zum Beispiel der Betriebswirtschaft, der Volkswirtschaft, aber auch der Naturwissenschaften, der Chemie, der Physik, der Geographie und ähnlichen Zusammenhänge zwischen diesen Einzelgebieten zu sehen, zu erkennen und im Sinne eines vernetzten Denkens dann auch entsprechend anwenden zu können. Ich glaube, dass solche – und die Vergangenheit hat das bereits gezeigt – gut ausgebildeten jungen Menschen durchaus auch sehr gute Chancen am Arbeitsmarkt haben.

In diesem Sinne ersuche ich Sie, meine sehr verehrten Damen und Herren, gegen diesen Gesetzesbeschluss keinen Einspruch zu erheben. (Beifall bei der ÖVP und bei Bundesräten der Freiheitlichen.)

20.07

Präsidentin Anna Elisabeth Haselbach: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Bundesrat Würschl. – Bitte.


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