Bundesrat Stenographisches Protokoll 685. Sitzung / Seite 167

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20.07

Bundesrat Herbert Würschl (SPÖ, Kärnten): Sehr geehrte Damen und Herren! Auch wir Sozialdemokraten wollen dieser Novelle zum Universitäts-Studiengesetz unsere Zustimmung geben. In dieser Novelle sind ebenfalls keine wesentlichen Reformschritte enthalten, sondern es werden in erster Linie Wünsche von den Universitäten formuliert, und ich meine, dass es richtig ist, dass man diesen Wünschen seitens der Politik Rechnung trägt.

Es geht darum, Studienpläne kundzumachen. Weiters wird – wie Kollege Tusek vorher formuliert hat – auch die Möglichkeit geschaffen, dass an der Universität Graz das Diplomstudium Umweltsystemwissenschaften in das reguläre Studienangebot aufgenommen wird. Auch ich meine wie Kollege Tusek, dass vor allem das vernetzte Studieren positiv hervorgestrichen werden muss, weil das eben von der Praxis her entsprechend gefordert wird und auch zukunftsorientiert ist. – Vom Inhalt her können wir dieser Gesetzesnovelle also nur die Zustimmung erteilen. Gestatten Sie mir, geschätzte Frau Bundesministerin, aber doch, bei einer Diskussion über die Universität wiederum auf die Studiengebühren hinzuweisen. Ich würde meinen, dass wir diese sozialen Barrieren abzubauen haben. Wir sind ein so reiches Land, dass wir nicht jungen Menschen oder auch deren Eltern Geld abverlangen sollten, wenn sie einen bestimmten Bildungsweg einschlagen, wenn sie zusätzliche Qualifikationen für ihr Leben erwerben wollen.

Ich meine, dass wir verpflichtet sind, diese Barrieren von der Politik her abzubauen, denn jeder von uns kennt konkrete Beispiele von Alleinverdienern, die zwei oder drei Kinder haben, von Alleinverdienern mit kleinen Einkommen, die ihre Kinder universitär ausbilden lassen wollen. Es ist, so glaube ich, nicht der richtige Ansatz, dass wir genau von diesen Familien, von den jungen Menschen oder auch von Berufstätigen Studiengebühren im Ausmaß von 10 000 S oder umgerechnet 726 € pro Jahr einfordern. Ich würde also meinen, dass wir aufgerufen sind, diese Barrieren abzubauen. (Beifall bei der SPÖ.)

20.09

Präsidentin Anna Elisabeth Haselbach: Zu Wort gemeldet ist Herr Bundesrat Dr. Lindinger. – Bitte.

20.09

Bundesrat Dipl.-Ing. Dr. Bernd Lindinger (Freiheitliche, Niederösterreich): Frau Präsidentin! Frau Bundesministerin! Sehr geehrte Damen und Herren des Hohen Hauses! Wir sprechen heute zur Änderung des Universitäts-Studiengesetzes. Im Speziellen geht es um die zeitgerechte Kundmachung von Studienplänen, um deren In-Kraft-Treten nicht zu versäumen.

Diese Debatte hier ist auch schon ein Vorgeplänkel zum derzeit noch in Beratung befindlichen Universitäts-Studiengesetz, das die Autonomie vorsieht, das aber heute in seiner ganzen Fülle natürlich nicht zur Debatte steht.

Im Speziellen geht es hier um die Studienrichtung Umweltwissenschaften der Universität Graz, die zu einem regulären Studium umgewandelt werden soll. In diesem Studium sollen die naturwissenschaftlichen Fächer Chemie und Physik mit Volkswirtschaft, Betriebswirtschaft und Geographie vernetzt sein. Als Naturwissenschafter freut man sich über eine solche Vernetzung, denn man bemerkt immer wieder, dass jemand, wenn er nur ein Fach studiert hat, Schwierigkeiten hat, sich im Nachbarfach zurechtzufinden, da oft schon die Bezeichnungen der verwendeten Gleichungen und Formeln unterschiedlich sind, ich denke beispielsweise nur an das Vorzeichen der Enthalpie, das Maschinenbauer mit jenem für Naturwissenschafter verwechseln.

Mir scheint, dass durch diese Vernetzung ein neues Universalstudium in Gang kommt, aber leider nur auf dem naturwissenschaftlichen Sektor. Heute wird allerdings gerade bei Forschungsergebnissen, die fast zu 100 Prozent von Naturwissenschaftern erarbeitet wurden, auch immer wieder die ethische Verantwortung eingefordert. Ich denke jetzt etwa an die Ergebnisse der Biologie, der Medizin, aber auch der Atomphysik. Auf Grund dieser mangelnden Koordination mit dem ethischen Bewusstsein entsteht auch eine sehr große Technikfeindlichkeit in der Bevölkerung, die wir auf Schritt und Tritt erleben können. Das mag für manche Menschen im ausgehenden 20. Jahrhundert etwa so gewesen sein wie für die Maschinenstürmer des


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