Bundesrat Stenographisches Protokoll 694. Sitzung / Seite 92

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So war es auch schon unter der letzten Regierung, unter der Regierung Schüssel I. Da haben wir – und ich durfte oder musste es von diesem Platz aus schon einmal sagen – aus Indiskretion von Seiten der Arbeitgeber den Brief in die Hand bekommen, in welchem man den Unternehmen mitgeteilt hat: Leute, regt euch nicht auf, unter dem Strich bleibt für euch etwas übrig, wir machen das schon sehr gut! (Ruf bei der ÖVP: Das ist ein Klassendenken!)

Keine Rede von Gerechtigkeit, lieber Herr Kollege! Wir reden von Gerechtigkeit: Wenn wir zahlen müssen, dann sollen es alle tun! Man darf nicht diejenigen, die am wenigsten haben, zur Kasse bitten, und dort, wo es ohnehin relativ gut ausschaut, noch etwas dazugeben. (Bundesrat Himmer: ... 14 000 € steuerfrei ...!)

Kollege Himmer! Wenn ich es richtig im Kopf habe, kommen Sie heute noch an dieses Redner­pult. Heben Sie sich die Worte für diesen Zeitpunkt auf, Sie haben dann die Chance, sie aus­zusprechen! (Bundesrat Mag. Himmer: Sie werden es ja noch aushalten, wenn es einen Zwi­schenruf gibt!)

Meine sehr verehrten Damen und Herren! Keine Rede von Gerechtigkeit: Pendler bezahlen mehr, Bauern fahren günstiger. Wenn der Herr Landwirtschaftsminister heute gesagt hat, das sei eine Gleichstellung gegenüber anderen Ländern, dann muss ich eigentlich davon aus­gehen ... (Neuerlicher Zwischenruf des Bundesrates Mag. Himmer.) – Sind Sie jetzt fertig? Oder machen wir noch ein bisschen so weiter? Es ist ja ganz lustig. Die Störgeräusche, die manchmal von der rechten Seite kommen und den Namen Himmer als Verursacher haben, sind uns wohlbekannt. – Sagen Sie mir, wenn Sie fertig sind, dann mache ich weiter. (Zwischenrufe der Bundesräte Mag. Himmer und Steinbichler.)

Ich habe es bereits einmal gesagt: keine Rede von Gerechtigkeit! Das tut natürlich weh, da muss man sofort anfangen, dazwischen zu schreien. Pendler bezahlen mehr, Bauern fahren günstiger. Bei Diesel und Benzin geht es um ein paar Cent, wie heute der Herr Bundeskanzler gesagt hat. Da wir heute schon bei Sprichwörtern waren, es gibt auch das – umgewandelte – Sprichwort: Wer den Cent nicht ehrt, ist den Euro nicht wert! Und die Cents, die hier zum Tragen kommen, machen schon einiges aus.

Der Herr Minister hat gemeint, die Vergünstigungen für die Bauern in Form der Verbilligung von Agrardiesel seien eigentlich nur eine Gleichstellung unserer Bauern gegenüber jenen anderer Länder. Gut, schön! (Zwischenruf des Bundesrates Steinbichler.)

Ich gehe also davon aus, lieber Kollege Steinbichler, dass du natürlich nur bei deinem Traktor diesen Agrardiesel tanken und deine Privatautos, die in der Regel auch alle Dieselautos sind (Bundesrat Kraml: Mercedes!), nicht mit diesem günstigeren Agrardiesel auftanken wirst. Oder, noch besser gesagt: Ich muss davon ausgehen, dass es in dieser Verordnung, in diesem Gesetz (Zwischenruf des Bundesrates Steinbichler), eine Regelung gibt, die diesen Miss­brauch ausschließt. (Staatssekretär Mag. Schweitzer: Ist ja unglaublich!)

Weiters: 20 Prozent weniger bei der „Hacklerregelung“, mehr Pension für die Bauern! – Die so genannten Reformen bei der „Hacklerregelung“ bedeuten für diese Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer 20 Prozent weniger Pension – 20 Prozent, meine sehr verehrten Damen und Herren! Auf der anderen Seite gibt es für die Bauern das System mit dem höchsten Bundes­zuschuss.

Herr Staatssekretär! Auch wenn Sie das als unglaublich empfinden, wie Sie wieder durch einen Zwischenruf kundgetan haben, werden Sie das doch wohl wissen. Dies erfolgt – ganz einfach! – durch eine Senkung des fiktiven Ausgedinges. So kann man es machen.

Weiteres Beispiel: weniger Freizeit für die Handelsangestellten, Millionen für gewisse Bereiche der Unternehmer. – Die so genannte Liberalisierung der Ladenöffnungszeit bedeutet für 190 000 An­gestellte im Einzelhandel – darunter, meine sehr verehrten Kolleginnen und Kollegen, 140 000 Frauen! – weniger Freizeit am Wochenende. Einzelvereinbarungen können dem Unternehmer dann auf Kosten der Arbeitnehmer 500 Millionen € an nicht ausbezahlten Überstundenzuschlägen bringen. Ich bin seit über 28 Jahren in der Gewerkschaft tätig und


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