Bundesrat Stenographisches Protokoll 695. Sitzung / Seite 117

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Herr Bundesminister! Sie sind jetzt neu im Amt. Ich würde, unter Tirolern gesagt, mir von Ihnen wünschen, dass Sie hier sagen, ich ziehe einen Schlussstrich unter diesen ganzen unleidigen und halbseidenen Beschaffungsvorgang.

Übrigens – das muss man auch noch sagen – ist die FPÖ, was diesen Beschaffungsvorgang betrifft, in der Regierung Schüssel I praktisch in die Lager der Anbieter zerfallen, denn die einen waren für jene und die anderen für andere Anbieter, das wissen Sie, aber lassen wir das, das ist schon Schnee von gestern!

Ich wünsche mir, dass Sie, Herr Minister, einen geraden Weg gehen, indem Sie sagen: Es gibt einen sofortigen Ankaufsstopp, und die Angebote, die noch nicht behandelt wurden, kommen auf den Tisch, sofern es noch welche gibt. Es wird neu ausgeschrieben, und es werden sowohl die Kosten für die Anschaffung als auch – und das ist bitte entscheidend – die Fly-away-Kosten endlich auf den Tisch gelegt und der Bevölkerung gesagt. – Danke. (Beifall bei der SPÖ sowie des Bundesrates Mag. Gudenus.)

18.29


Präsident Herwig Hösele: Zu Wort gemeldet ist Herr Bundesrat Mag. Tusek. Ich erteile es.

18.30


Bundesrat Mag. Gerhard Tusek (ÖVP, Oberösterreich): Sehr geehrter Herr Präsident! Ge­schätzter Herr Bundesminister! Sehr geehrte Damen und Herren! Ich möchte mich auch zuerst bei Kollegen Gudenus sehr herzlich für die Vorlesung aus Volkswirtschaft, Betriebswirtschafts­lehre und Wettbewerbsrecht bedanken. Ich habe viel dabei gelernt.

Das Nächste sind die Argumente von Seiten der sozialdemokratischen Fraktion, die ich zu durchleuchten versuchen möchte. Ein Argument, das einhellig bei allen Rednern der Sozial­demokraten kam, war: Wir brauchen keine Abfangjäger! Ich gebe zu, dieses Argument ist sehr einfach, denn zu sagen, wir brauchen keine, ist ein Argument für sich, man hat keinen Erklä­rungsbedarf.

Der Herr Bundesminister hat das sehr klar in seiner Anfragebeantwortung gesagt: Ein wichtiges und wesentliches Argument ist unsere Souveränität. Kollege Gudenus! Ganz gleich, ob im Neu­tralitätsgesetz explizit der Luftraum erwähnt ist oder nicht, wir haben erklärt – und das ist der Sinn des Neutralitätsgesetzes und auch der Sinn unserer Souveränität –, die Hoheit unseres Staates mit allen zu Gebote stehenden Mitteln zu verteidigen. Und dazu gehört nicht nur der Boden – der Herr Minister hat es erwähnt –, dazu gehört für mich völlig klar und absolut auch der Luftraum. Wir können den Luftraum mit so einfachen Argumenten wie „Wir brauchen keine Abfangjäger!“ nicht freigeben.

Diese Argumente vor allem von Vertretern der sozialdemokratischen Fraktion kommen natürlich gut an, es klingt sehr gut, wenn man die notwendige Pensionsreform, die Gesundheitsreform mit der Anschaffung von Abfangjägern aufrechnet. Bedenken Sie aber bei diesem populisti­schen Argument, dass es sich bei dieser sehr hohen Summe um 0,3 Prozent des Bruttoin­landsproduktes handelt, während – und das haben wir zuerst gehört – die Pensionsleistungen jährlich 14 Prozent und mehr ausmachen! Wenn da nicht entsprechend eingegriffen wird, dann werden wir zu großen Problemen kommen. Mit 0,3 Prozent des BIP, mit dieser für die Abfang­jäger vorgesehenen Summe kann man, wie es aus Ihren Reden, Kollege Todt und Kollege Kaltenbacher, herausgeklungen ist, sicherlich keine großartige Finanzierung des Gesundheits­systems oder des Pensionssystems vornehmen.

Wichtig ist: Wir brauchen eine verantwortungsvolle, eine sehr gezielte und klare Verteidigung unseres Territoriums, unseres Staatsgebietes auch in der Luft. Es genügt nicht – der Herr Bun­desminister hat das erwähnt –, mit einem noch so hervorragenden Radarsystem alles zu über­wachen, wenn ich dann im Bedarfsfall nicht imstande bin, in der Luft irgendetwas zu unter­nehmen.

Es wird in den Medien viel zu wenig berichtet, dass es jährlich etwa – ich habe hier die Zahlen von 2002 – 30 Einsätze mit höchster Priorität gibt, bei denen unbekannte Luftfahrzeuge zu


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