Bundesrat Stenographisches Protokoll 703. Sitzung / Seite 31

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Venedig und Berlin schon gibt und dass wir uns daher fragen: Was könnte die Aufgabe einer Stadt wie Graz sein, die im Grunde immer eine Inklination in diesem Raum hatte? Ich habe mich dann entschlossen, dafür eine Ausschreibung zu machen.

Nachdem vom „Diagonale“-Führungsteam einer aus privaten Gründen zurückgetreten ist und ich das „Diagonale“-Führungsteam zweimal entschuldet und zweimal dessen Fortbestand gesichert habe, habe ich aus meiner Verantwortung heraus, weil ich ge­merkt habe, dass das Führungsteam nicht mehr intakt ist, eine Ausschreibung gemacht aus der, wie mir scheint, richtigen Überlegung heraus, diesen Raum für dieses Festi­val, das ein Unikat in Europa wäre und aus dem wir möglicherweise auf die Jahre ein A-Film-Festival machen könnten, aufzumachen.

Die Situation wurde dann in den Zeitungen durchaus so dargestellt, wie ich das ge­schildert habe, aber ich würde nicht sagen, dass das in breiten Kreisen der Filmschaf­fenden so ist, sondern das ist nur bei einem Teil der Filmschaffenden so. Sie werden bei der Diskussion der nächsten Monate sehen, dass es da eine tiefe Kluft innerhalb der Filmschaffenden – Produzenten, Kreative, Kameraleute und so weiter – gibt und dass dieser Konflikt quasi eine Spielwiese gefunden hat, und das ist die „Diagonale“.

 


Präsident Hans Ager: Wird eine Zusatzfrage gewünscht? – Bitte.

 


Bundesrätin Johanna Auer (SPÖ, Burgenland): Sie haben es zwar soeben in Ihrer Antwort schon angesprochen, aber ich frage Sie dennoch: Wie empfinden Sie die Optik des Umstands, dass der Österreichkurator der „Diagonale“, Wolfgang Ainberger, un­mittelbar nach seiner öffentlich geäußerten Kritik, dass die Vorbereitung der diesjähri­gen „Diagonale“ unzureichend wäre, gekündigt wurde?

 


Präsident Hans Ager: Bitte, Herr Staatssekretär.

 


Staatssekretär im Bundeskanzleramt Franz Morak: Entschuldigung, aber das ver­stehe ich irgendwie! Da wurde ein Mann engagiert, und zwar doch um einiges Geld, um einen Österreichschwerpunkt zu organisieren, und den hat er dann nicht organi­siert, und dass man ihn dann kündigt, ist eigentlich eine durchaus logische Folge da­von.

 


Präsident Hans Ager: Weitere Zusatzfrage? – Bundesrat Hösele, bitte.

 


Bundesrat Herwig Hösele (ÖVP, Steiermark): Herr Staatssekretär! Abgesehen von der auch und gerade für mein Bundesland wichtigen Frage der „Diagonale“ möchte ich aber doch die eigentliche Frage stellen: In der öffentlichen Auseinandersetzung könnte man ja fast zu der Meinung gelangen, das sei die einzige Maßnahme im Zusammen­hang mit der österreichischen Filmwirtschaft und der Filmkulturpolitik, die seitens des Bundeskanzleramtes gesetzt wird. Welche anderen Maßnahmen haben Sie gesetzt?

 


Präsident Hans Ager: Bitte, Herr Staatssekretär.

 


Staatssekretär im Bundeskanzleramt Franz Morak: Herr Bundesrat! Ich danke Ihnen für diese Frage, weil sie mir Gelegenheit gibt, ein bisserl auszuholen und über das gesamte Thema, das ein relativ schwieriges ist, genauer zu berichten.

Auch wenn Sie es mir möglicherweise nicht abnehmen, sage ich es dennoch: Ich bin ein Mann voll der Begeisterung für den österreichischen Film, und zwar aus verschie­denen Gründen. Der Grund dafür ist nicht nur der, dass wir in diesem Bereich Erfolge haben, und zwar Festivalerfolge, sondern auch der, dass ich glaube, dass es ein Medium ist, das in diesem Lande über Jahrzehnte – und dieses Medium ist in etwa hundert Jahre alt – nicht richtig und nicht zielführend behandelt wurde.

Es ist mir gemeinsam mit dem Herrn Bundeskanzler und dem Herrn Finanzminister ge­lungen, die Mittel für diesen Bereich zu verdoppeln. Was das in einer Zeit wie dieser


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