Bundesrat Stenographisches Protokoll 706. Sitzung / Seite 141

Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite

Wir haben eine deutliche Erhöhung der Gesundheitskosten, mehrmalige Erhöhung der Rezeptgebühr, Erhöhung des Spitalsselbstbehaltes, höhere Selbstbehalte bei Heilbe­helfen. Die Ambulanzgebühr haben wir ja in der Zwischenzeit gemeinsam wegge­bracht, Herr Minister. Das war ja die „goldene“ Idee, die in der Zwischenzeit aber natür­lich auch gegriffen hatte und wesentliches Geld gekostet hat.

Wir haben weiters eine deutliche Erhöhung der Heiz- und Stromkosten. (Zwischenruf bei der ÖVP.) Sie sagen, das ist ein Wahnsinn. Das sage ich auch. Es ist wirklich ein Wahnsinn, wenn man sich vor Augen führt, was da alles auf die Menschen zukommt. Wir haben also eine deutliche Erhöhung der Heiz- und Stromkosten, eine Verdoppe­lung der Energieabgabe auf Strom und Gas, 2001 bereits, neuerliche Erhöhung auf Gas sowie Einführung auf Kohle und Koks per 1. Jänner 2004, Erhöhung der Mineral­ölsteuer auf Heizöl per 1. Jänner 2004. (Zwischenruf bei der ÖVP.)

Sie wissen offensichtlich nicht einmal, wie es in Ihren Bundesländern zugeht, wenn Sie hier „Wien!“ rufen. Traurig! Und das sind die Vertreter der Bundesländer der ÖVP. Ich bin entsetzt! Aber die Menschen sollen das nur mitbekommen, sollen hören, wer sie vertritt und welche Informationen Sie über die eigenen Bundesländer tatsächlich haben.

Geplant ist dann noch zusätzlich heuer die Einführung eines Selbstbehaltes in der Höhe von bis zu 20 Prozent bei Arztbesuchen und Heilmitteln. Insbesondere für ältere Menschen und chronisch Kranke könnte dies zu fast unfinanzierbar hohen Belastun­gen führen. Anstatt durch Vorsorge Gesundheitsschäden zu vermeiden und das Ge­sundheitssystem finanziell zu entlasten, würde man dadurch genau das Gegenteil bewirken.

Meine sehr verehrten Damen und Herren! Es muss wieder eine gerechte Verteilung des gemeinsam Erwirtschafteten erreicht werden. Immer wieder wird von der Bundes­regierung argumentiert, es müsste bei öffentlichen Ausgaben gespart werden. Immer wieder werden Leistungen und Einschränkungen von ArbeitnehmerInnen wie Pensio­nistInnen mit dem Argument verlangt, es sei zu wenig Geld vorhanden. Das ist falsch, schlichtweg gesagt, denn die gemeinsame wirtschaftliche Wertschöpfung, das Brutto­inlandsprodukt in Österreich, wächst – Gott sei Dank – nach den Prognosen der Wirt­schaftsforscherInnen allein heuer um rund 6,5 Milliarden € gegenüber dem Vorjahr. Das heißt, Österreich wird heuer um 6,5 Milliarden reicher sein als im vergangenen Jahr. Und wer hat etwas davon? Wem geben wir es? Wessen Einkommen und Vermö­gen wächst heuer um durchschnittlich 800 € pro Kopf beziehungsweise 1 800 € pro Haushalt? Es sind nicht die Einkommen der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, die durch ihre Arbeit hauptsächlich zum Wohlstand dieses Landes beitragen. (Zwischenruf des Bundesrates Kritzinger.) Es sind auch nicht die Einkommen der ehemaligen ArbeitnehmerInnen, der Pensionisten – ihr Anteil am Bruttoinlandsprodukt sinkt nach­weislich.

Herr Kollege, würden Sie deshalb, weil in Deutschland eine Kuh in einen Bach stürzt, sagen: Wir schaffen alle Bäche ab!, oder: Wir werden in Österreich die Kühe davor warnen!? – Wir leben in Österreich! Nehmen Sie bitte zur Kenntnis, dass wir über Österreich reden und Ihre deutschen Beispiele mich absolut nicht interessieren! (Beifall und Heiterkeit bei der SPÖ und den Grünen.)

Es wachsen in erster Linie die Einkommen der Unternehmer, meine sehr verehrten Damen und Herren, die immer weniger für Arbeitsplätze, aber immer mehr für Mana­gergehälter und Aktionärsdividenden ausgeben, teilweise ausgeben müssen, betone ich, weil viele der Betriebe schon zu Konzernen gehören, wo in Österreich nicht mehr festgestellt werden kann, wie viel Dividende ausgezahlt wird, sondern man hört das von dem Land, wo der Stammsitz ist.

 


Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite