Bundesrat Stenographisches Protokoll 718. Sitzung / Seite 66

Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite

nistin für sehr wichtig halte, dass Frauen die Hälfte der Macht für sich beanspruchen. (Beifall bei den Grünen und bei Bundesräten der SPÖ.)

Damit ist über die inhaltliche Arbeit noch gar nichts gesagt, aber das ist einmal eine Grundlage.

Jetzt muss ich Herrn Prof. Böhm leider ein wenig widersprechen: Er hat vorhin gesagt, Privatleben sei Privatleben und das gehe niemanden etwas an. Im Prinzip haben Sie Recht, aber wenn zum Beispiel der Ehemann von Frau Ministerin Prokop interviewt wird, dann wird er ja nicht als Privatperson interviewt, sondern eben als Mann der Ministerin. (Bundesrat Dr. Böhm: Als Handballtrainer!) – Ich glaube nicht, dass der „Falter“ einen Handballtrainer als Handballtrainer interviewt. (Bundesrat Konecny: Was hätte ein Handballtrainer denn schon zum Thema Frauen und Küche zu sagen?) Ich würde behaupten, dass hier doch eher etwas anderes im Vordergrund stand. Und die Aussagen, die Herr Prokop in diesem Interview getätigt hat, sind einfach vor allem für mich als Feministin, aber offenbar auch für sehr viele andere Menschen, sehr schwierig hinzunehmen und nicht etwas, was man unwidersprochen stehen lassen möchte. (Bundesrat Mag. Gudenus: Sie sind voller Vorurteile!)

Ich gehe jetzt einmal davon aus, dass die Frau Ministerin nicht unbedingt die Meinung teilt, die ihr Mann kundgetan hat, denn sonst wäre ja nicht damit zu rechnen, dass sie jetzt als Ministerin hier in dieser Position sitzt. Schockiert hat mich trotzdem, diese Aus­sagen in dieser Form lesen zu müssen, und ich hoffe, dass die Distanz zu diesen Aussagen von Ihrer Seite her groß genug ist.

Nun zu einem anderen Thema: Es war ja früher einmal ein Zeichen von Allgemein­bildung, wenn man alle Regierungsmitglieder aufzählen konnte. Inzwischen, so meine ich, bräuchte es Spezialistinnen und Spezialisten, um das leisten zu können. Schulkin­dern kann man jedenfalls nicht mehr zumuten, alle Regierungsmitglieder, die aktuellen, geschweige denn all jene, die es in dieser Regierungsperiode schon gegeben hat, aufzählen zu können. Ich finde es schon sehr spannend, dass der Herr Bundeskanzler, wie er es heute getan hat, die Tatsache, dass ihm Minister Strasser abspringt – und anders kann man es wohl nicht nennen, denn es war doch eine sehr spontane Hand­lung, von ihm sicherlich durchdacht, aber trotzdem spontan –, hier zum Anlass nimmt, eine überwältigende Erfolgsbilanz seiner Regierung zu präsentieren.

Gut, man kann sagen: Er hatte ja auch sehr viel Personal, das ihn dabei unterstützt hat. Dennoch ist es in Firmen normalerweise auch ein Zeichen von Qualität, von gutem Betriebsklima, wenn die Angestellten, die Mitarbeiter längere Zeit in der Firma verwei­len und nicht in dieser doch überraschend großen Geschwindigkeit wechseln. Ich denke nicht, dass es für die Regierung spricht, wenn die Ministerinnen und Minister in derartig schneller Folge wechseln, ich denke auch nicht, dass man das als Kontinuität bezeichnen kann. Ich bin etwas überrascht gewesen, dass das von Vorrednern so bezeichnet wurde. Natürlich ist das ein Zeichen dafür, dass ein gewisses Chaos herrscht. Der innere Zustand der Parteien ist deren Angelegenheit und kann bei mir vielleicht in manchen Fällen zu Amüsement führen, aber sicher nicht zu einer näheren Beschäftigung damit. Der Zustand der Regierung ist jedoch natürlich schon, wie das Kollege Schennach bereits ausgeführt hat, für alle Österreicherinnen und Österreicher eine wichtige Angelegenheit. Erlauben Sie uns also, doch ein wenig über diesen schnellen Wechsel in den Ministerämtern überrascht zu sein. Ich hoffe, dass es ab jetzt etwas mehr Kontinuität geben wird und dass die Frauen, die sich heute hier für diese Posten vorstellen, dann auch entsprechend lange in diesem zweifellos harten Geschäft durchhalten können.

Frau Ministerin Prokop möchte ich vor allem eines sagen: Ich meine, dass sehr stark an der Dialogbereitschaft gemessen werden kann, wie gut Ihre Arbeit ist. Ich halte es


Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite