Bundesrat Stenographisches Protokoll 718. Sitzung / Seite 125

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daran ist, dass dabei offensichtlich der Stein der Weisen gefunden wurde. Die Finan­zierung von Großprojekten dürfte in Zukunft offensichtlich kein Problem mehr darstel­len, und darüber freue ich mich natürlich. Es ist eine Formel gefunden worden, und die Formel lautet: A 1 mal 13. 3. mal X = 300. Die Erklärung dazu ist: A 1, der Ring, mal Gemeinderatswahl am 13. 3. mal Landtagswahl, und schon sind die Millionen da, meine Damen und Herren! (Heiterkeit und Beifall bei der SPÖ.)

Eine Unbekannte gibt es in dieser Formel dennoch, das ist der Faktor Zeit. Ich habe vorhin über die Unzufriedenheit in der Region im Umgang mit der Politik berichtet. Offensichtlich sind wir in Österreich kaum in der Lage, Großprojekte über die Bühne zu bringen. Heute Vormittag erklärte der Herr Bundeskanzler das Projekt Stadionbau in Klagenfurt, eine Stunde später lief über die Medien die Meldung: Das Projekt ist offensichtlich geplatzt, weil man nicht in der Lage ist (Bundesrat Ing. Kampl: Sind wir im Landtag?), das vorher ... (Bundesrat Ing. Kampl: Sind wir im Kärntner Landtag, oder wo sind wir heute?) Herr Kollege, nicht aufregen, nur ruhig bleiben! Gott sei Dank sind wir nicht im Kärntner Landtag, Gott sei Dank nicht! – Aber wenn da wieder etwas den Bach hinuntergeht, dann ist natürlich seitens der Bevölkerung das Vertrauen in die Politik nicht mehr allzu groß.

Meine Damen und Herren! In der vorhin genannten Formel gibt es den Faktor Zeit als Unbekannte. Es ist die Frage – und die Bevölkerung fragt sich das wirklich –: Wird es nach den Wahlen überhaupt noch Gültigkeit haben? Die zweite große Frage ist natür­lich für Bewohner einer Grenzregion: Hat diese Formel auch in einer anderen Region Gültigkeit? Das heißt: Wird ein Brosamen aus diesem Füllhorn auch in anderen Regio­nen niedergehen?

Meine Damen und Herren! Ich zitiere einen Bewohner der Region, der im Fernsehen gesagt hat: Ein unendlicher Pfusch ist passiert, eine Jahrhundertchance wurde vertan, zum Schaden einer leidgeprüften Region und zum Schaden der österreichischen SteuerzahlerInnen!

Ich persönlich halte nichts von Menschen, die ankündigen, in jedem Fall gegen alles zu sein. Das ist in der Region passiert, dort haben Vertreter gesagt: Was da auch kom­men mag, wir sind einfach dagegen! – Das ist, glaube ich, falsch verstandene Demo­kratie.

Meine Damen und Herren! Ich halte aber auch nichts davon, von einer überreglemen­tierten Welt zu reden, wenn es um Bürgerrechte geht. Entlarvend waren für mich die Sprüche des ÖVP-Klubobmanns Drexler vorige Woche im Steiermärkischen Landtag, der Bürgerinitiativen als „uneheliche Kinder der Achtundsechzigerbewegung“ bezeich­net hat. Ich glaube, diese Einstellung spricht für sich, und ein Kommentar ist eigentlich überflüssig. Meine Damen und Herren, Bürgeranliegen und professionelle, vernünftige, zielorientierte Politik schließen einander nicht aus. Ich sage: Im Gegenteil, die sollten zum Wohle der Gemeinschaft miteinander arbeiten°!

Man kann es drehen und wenden, wie man will, meine Damen und Herren, ob es Ihnen passt oder nicht: Es ist gepfuscht worden, es war dilettantisch, es ist verbockt worden! So ist es, es stimmt, und jetzt sind wir uns wieder einig, Herr Kollege, obwohl wir nicht im Kärntner Landtag sind. – Danke. (Beifall bei der SPÖ und den Grünen.)

16.39

 


Vizepräsidentin Anna Elisabeth Haselbach: Zu Wort gemeldet ist als Nächster Herr Bundesrat Mag. Hösele. (Bundesrat Hösele – auf dem Weg zum Rednerpult –: Ich danke Ihnen, Frau Präsidentin!) Den „Magister“ nehme ich zurück und mache den „Professor“ daraus. (Zwischenrufe bei der ÖVP.)

 


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