Bundesrat Stenographisches Protokoll 719. Sitzung / Seite 142

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Diese Europäische Union ist für Leute, die in Venedig frühstücken, in Dublin mittag­essen und in Stockholm dinieren. (Bundesrat Schennach: Austern schlürfen in Stock­holm!) So finden die Sitzungen statt.

Ich glaube und hoffe, dass es einmal schick sein wird, nein zu sagen. Ich bin nämlich gegen Moden; diese sind oft auch gefährlich. Es ist ja wirklich schwierig, eine positive Antwort auf die Verfassung zu geben. Es ist aber viel einfacher, diese Verfassung zu kritisieren; das muss ich zugeben. Aber diese Verfassung ist so leer, so schlecht, dass es ihre Verteidiger wirklich viel schwerer haben als ihre Gegner. Die Europäische Union braucht keine Verfassung! (Zwischenruf des Bundesrates Schennach.) Das ist doch nur ein Versuch der „Europäisten“, die Vereinheitlichung, die Unifizierung zu beschleunigen. Das braucht jedoch Europa bestimmt nicht! Utopie ist es, auf den Stand von Maastricht zurückzukehren; weiter darf man aber nicht gehen.

Ich bin gegen eine Vertiefung – und ich bin auch gegen eine weitere EU-Erweiterung, ohne dass das vorher abgesprochen wird. Die „normalen“ Leute sind gegen dieses Europa – wenn sie nur informiert würden. Wie viele Leute sind denn über die euro­päische Verfassung informiert?! Sie sind darüber nicht informiert! Diese Uninformiert­heit nützt die politische Klasse aus – nicht nur in Österreich, sondern auch in anderen Ländern. Von meiner Seite aus wäre es besser (Bundesrat Schennach: Sie sind Teil dieser Klasse!), wir würden heute dieses Gesetz nicht beschließen. – Ich erwarte mir keinen Applaus. (Demonstrativer Beifall des Bundesrates Ing. Kampl.)

19.38


Vizepräsident Jürgen Weiss: Nächste Rednerin ist Frau Bundesrätin Konrad. Ich erteile ihr das Wort.

 


19.38.59

Bundesrätin Eva Konrad (Grüne, Tirol): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Staatssekretär! Sehr geehrte Damen und Herren! Ich mache mir ja jetzt fast ein bisschen Sorgen, ob Herr Kollege Gudenus heute wird schlafen können, wenn er, mit sich selbst so im Widerspruch, nun doch diesem Gesetz zustimmt. Ich nehme an, Kollege Gudenus wird dann bei der Abstimmung hinausgehen. Ich hoffe, dass Sie das, Kollege Gudenus, psychisch verkraften können; sie wirkten jedenfalls sehr aufgelöst. (Heiterkeit und Beifall des Bundesrates Schennach sowie Beifall bei Bundesräten der SPÖ.)

Wenn Sie der Meinung sind, dass Sie informiert sind, die breite Masse jedoch nicht – und das dann, wenn die breite Masse informiert wäre, dieses Gesetz nicht beschlossen werden dürfte –, dann verstehe ich Ihren Ethos als Politiker nicht, wenn Sie wider besseres Wissen doch zustimmen. Aber das ist Ihr Problem, Kollege Gudenus, mit dem Sie fertig werden müssen. Ich hoffe jedenfalls, dass Ihnen das nicht die Nacht­ruhe raubt. (Zwischenruf des Bundesrates Mag. Gudenus.)

Die EU-Verfassung hat durchaus eine Reihe von positiven Aspekten, die ich hier auch anführen möchte: Die Grundrechte werden verankert, Sozialrechte werden als Men­schenrechte definiert, es gibt ein Gleichstellungsgebot von Männern und Frauen und ein Diskriminierungsverbot, was vor allem für uns in Österreich, glaube ich, immer wieder eine gute Sache ist. Wir haben ja schon sehr oft gesehen, dass Richtlinien hier einzig und allein deshalb umgesetzt wurden, weil es entsprechende Vorgaben seitens der EU gab.

Militärische und zivile Konfliktprävention werden gleichgestellt, und Konfliktprävention wird als Teil von Friedenspolitik definiert.

Sehr wichtig ist ein zukünftig verstärktes Mitentscheidungsrecht des Parlaments in vielen Bereichen, die bisher ausgenommen waren. Auch wird der EURATOM-Vertrag


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